Zauberin von Darshiva
betrunken, Meister Yarblek?« fragte Porenn mit verstoh-lenem Lächeln.
»Nicht wirklich, Porenn«, entgegnete er ohne jegliche Verlegenheit.
»Das ist nur die Nachwirkung von gestern abend.«
Die Königin störte es nicht, daß der Nadraker sie beim Vornamen nannte. Yarblek hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt, wenn es um Etiket-te ging.
Die Frau in seiner Begleitung war eine aufregend schöne Nadrakerin mit blauschwarzem Haar und glänzenden Augen. Sie trug eine enge Hose und Weste aus schwarzem Leder. Aus beiden Stiefelschäften ragten die Silbergriffe von Dolchen, und zwei weitere Messer steckten unter dem breiten Ledergürtel um ihre schmale Taille. Sie verneigte sich mit unnach-ahmlicher Anmut. »Ihr seht müde aus, Porenn«, stellte sie fest. »Ich glaube, Ihr braucht mehr Schlaf.«
»Sagt das den Leuten, die mir fast jede Stunde neue Stapel von Schriftstücken bringen.«
»Ich habe es mir schon vor Jahren zur Regel gemacht, nie etwas schrift-lich niederzulegen.« Yarblek ließ sich unaufgefordert in einen Sessel fallen. »Das erspart mir Zeit und bringt mich nicht in Schwierigkeiten.«
»Mir ist, als hätte ich Kheldar so etwas Ähnliches sagen gehört.«
Yarblek zuckte die Schultern. »Silk ist ein vernünftiger Mann.«
»Ich habe euch zwei schon längere Zeit nicht mehr gesehen.« Auch Porenn setzte sich nun.
»Wir waren in Mallorea«, erklärte ihr Vella. Sie spazierte durch das Gemach und begutachtete die Einrichtung.
»War das nicht gefährlich? Ich hörte, daß dort die Pest wütet!«
»Sie ist so ziemlich auf Mal Zeth beschränkt«, versicherte ihr Yarblek.
»Polgara konnte den Kaiser überreden, die Stadt völlig abzuriegeln.«
»Polgara?« rief Porenn und sprang überrascht auf. »Was macht sie denn in Mallorea?«
»Als ich sie das letztemal sah, war sie unterwegs zu einem Ort namens Ashaba, und zwar in Begleitung von Belgarath und den anderen.«
»Wie sind sie denn nach Mallorea gelangt?«
»Mit einem Schiff, nehme ich an. Zum Schwimmen wäre es zu weit.«
»Yarblek, muß ich Euch denn jedes Wort aus der Nase ziehen?« fragte Porenn leicht verärgert.
»Nicht nötig«, erwiderte er mit etwas gekränkt klingender Stimme. »Ich bin ja schon dabei. Wollt Ihr zuerst die Geschichte oder die Nachrichten?
Ich habe eine Menge Botschaften für Euch, und Vella hat noch zwei andere, über die sie nicht reden will – jedenfalls nicht zu mir.«
»Beginnt ganz einfach am Anfang, Yarblek.«
»Wie Ihr wollt.« Er kratzte sich am Bart. »So, wie ich es gehört habe, waren Silk und Belgarath und der Rest in Cthol Murgos. Sie wurden von den Malloreanern gefangengenommen, und Zakath nahm sie alle nach Mal Zeth mit. Der junge Bursche mit dem großen Schwert – Belgarion, nicht wahr? Nun, jedenfalls haben er und Zakath sich angefreundet…«
»Garion und Zakath?« fragte Porenn ungläubig. »Wie?«
»Keine Ahnung, ich war nicht dabei. Um es kurz zu machen, sie waren Freunde, aber dann brach die Pest in Mal Zeth aus. Es gelang mir, Silk und die anderen aus der Stadt zu schmuggeln, und wir reisten nordwärts.
Ehe wir Venna erreichten, trennten wir uns. Sie wollten zu diesem Ashaba, und ich mußte eine Karawanenladung Ware nach Yar Marak bringen.
Hab’ übrigens einen ziemlichen Gewinn dabei herausgeschlagen.«
»Was wollten sie denn in Ashaba?«
»Sie waren hinter einer Frau namens Zandramas her – die Belgarions Sohn entführt hat.«
»Eine Frau? Zandramas ist eine Frau?«
»Das haben sie jedenfalls gesagt. Belgarath hat mir einen Brief für Euch mitgegeben. Es steht alles drin. Ich habe ihm gesagt, daß er es nicht nie-derschreiben soll, aber er wollte nicht auf mich hören.« Yarblek erhob sich schwerfällig aus dem Sessel, fischte unter seinem Mantel und reichte der Königin ein zerknittertes und nicht sehr sauberes Stück gefaltetes Pergament. Dann stapfte er zum Fenster und blickte hinaus. »Ist das da unten nicht Trellheims Sohn?« fragte er. »Der Stämmige mit dem roten Haar?«
Porenn las das Pergament. »Ja«, antwortete sie abwesend, denn sie versuchte sich auf den Brief zu konzentrieren.
»Ist er da? Trellheim, meine ich.«
»Ja. Ich weiß allerdings nicht, ob er schon wach ist. Er blieb gestern ziemlich lange auf und war ein wenig beschwipst, als er zu Bett ging.«
Yarblek lachte. »Typisch Barak. Hat er seine Frau und seine Töchter ebenfalls mitgebracht?«
»Nein«, erwiderte Porenn. »Sie blieben in Val Alorn, um Vorbereitungen für die Vermählung seiner ältesten
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