Zauberin von Darshiva
gestohlen«, gestand er.
»Waren irgendwelche Absätze herausgeschnitten?« fragte Belgarath gespannt.
»Nein, das wäre mir aufgefallen.«
Belgarath stieß den Atem heftig aus. »Endlich! Ich glaube, jetzt haben wir Zandramas bei ihrem eigenen Spiel geschlagen!«
»Ihr wollt euch mit Zandramas anlegen?« fragte Senji ungläubig.
»Sobald wir sie eingeholt haben«, antwortete Beldin.
»Sie ist schrecklich gefährlich, wißt ihr?«
»Wir auch«, versicherte ihm Belgarath. »Wo ist dieses gestohlene Buch?«
»Ich habe es in meinem Laboratorium versteckt. Die Bürokraten hier an der Universität sehen es sehr eng, wenn Angehörige einer Fakultät etwas aus der Bibliothek einer anderen – ah – ausleihen.«
»Bürokraten sehen alles sehr eng. Das gehört wohl zur Eignung für ihren Job.« Beldin zuckte die Schultern. »Kehren wir in Euer Laboratorium zurück. Mein greiser Freund hier muß dieses Buch unbedingt lesen!«
Senji humpelte zur Tür und zurück zum Eingang.
Dem dünnen Mann im Priestergewand war es irgendwie gelungen, das Pult an seinen alten Platz zurückzuschaffen und sich wieder zu setzen.
Garion bemerkte die Panik in seinem Blick.
»Wir gehen jetzt«, sagte Belgarath zu dem Türhüter. »Irgendwelche Einwände?«
Der dünne Mann zuckte zurück.
»Weise Entscheidung«, brummte Beldin.
Inzwischen war es Spätnachmittag und die Herbstsonne schien auf die gepflegte Rasenfläche.
»Ich frage mich, ob die anderen bereits mehr über Naradas wissen«, sagte Garion, als sie zurück zur Fakultät für angewandte Alchimie schritten.
»Höchstwahrscheinlich«, meinte Belgarath. »Silks Leute sind ungemein tüchtig.«
Sie betraten das mit Stützen verstärkte Gebäude. Rauch schlug ihnen entgegen, und mehrere zersplitterte Türen lagen auf dem Korridor.
Senji sog den Rauch ein. »Sie benutzen zuviel Sulfur«, stellte er fach-männisch fest.
»Ein Mann, dem wir vorhin hier begegneten, sagte dasselbe«, erzählte ihm Garion. »Das war kurz nachdem er eine Explosion verursacht hatte, glaube ich.«
»Ich habe es ihnen wieder und immer wieder gesagt.« Senji schüttelte verärgert den Kopf. »Ein bißchen Sulfur ist nötig, doch nimmt man zuviel
– Puff!«
»Sieht ganz so aus, als käme es hier häufig zu Explosionen.« Beldin versuchte den Rauch wegzufächeln.
»Das ist bei Experimenten gang und gäbe. Als Alchimist gewöhnt man sich daran.« Senji lachte. »Und man weiß nie, was dabei herauskommt.
Irgendein Idiot hat sogar Glas in Stahl verwandelt.«
Belgarath blieb abrupt stehen. »Er hat was?«
»Glas in Stahl verwandelt – oder jedenfalls so was Ähnliches. Es war immer noch durchsichtig, aber es ließ sich weder biegen, brechen, noch zersplittern. Es war der härteste Stoff, den ich je sah.«
Belgarath schlug eine Hand auf die Stirn.
»Ruhig, ruhig!« mahnte ihn Beldin. Dann wandte er sich an Senji. »Weiß der Mann, wie er das fertiggebracht hat?«
»Das bezweifle ich. Er hat seine sämtlichen Formeln verbrannt und ging in ein Kloster.«
Belgarath entquollen würgende Laute.
»Habt Ihr überhaupt eine Ahnung, was ein solcher Prozeß wert wäre?«
fragte Beldin Senji. »Glas ist nahezu das billigste Material auf der Welt –
es ist schließlich nur geschmolzener Sand – , und man kann ihm jede beliebige Form geben. Dieser Prozeß wäre möglicherweise mehr wert gewesen als alles Gold der Welt.«
Senji blinzelte.
»Schon gut«, brummte Beldin. »Ihr seid ja ein Gelehrter und nicht an Geld interessiert, oder?«
Senjis Hände fingen zu zittern an.
Sie stiegen die Treppe wieder hoch und kehrten in Senjis Labor zurück.
Der Alchimist schloß und versperrte die Tür hinter sich, ehe er zu einem großen Schrank nahe dem Fenster hinkte. Ächzend schob er ihn ein Stück von der Wand weg, bückte sich und langte dahinter.
Das Buch war dünn und in schwarzem Leder gebunden. Nun zitterten Belgaraths Hände, als er es zum Tisch trug, sich setzte und es aufschlug.
»Für mich ergab das alles nicht viel Sinn«, gestand Senji Beldin. »Ich glaube, sein Verfasser muß geistesgestört gewesen sein.«
»Ja, das war er«, bestätigte der Bucklige.
»Dann wißt Ihr, wer es geschrieben hat?«
Beldin nickte. »Ja. Torak«, sagte er knapp.
»Torak ist nur ein Mythos, etwas, das die Angarakaner sich ausdach-ten!«
»Sagt das ihm!« Beldin deutete auf Garion.
Senji schluckte schwer und starrte Garion an. »Habt Ihr wirklich – ich meine…«
»Ja«, antwortete Garion bedrückt.
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