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Zauberin von Darshiva

Zauberin von Darshiva

Titel: Zauberin von Darshiva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Stimme klang wie Peitschenknall. »Lies weiter!«
    Hilflos hob Garion das Buch aufs neue. »Wisse, daß wir Brüder sind, Belgarion, obgleich unser Haß aufeinander eines Tages den Himmel zerreißen mag.
    Wir sind Brüder, da wir eine schreckliche Aufgabe miteinander teilen. Daß Du meine Worte liest, bedeutet, daß Du mich vernichtet hast. Deshalb muß ich Dich mit der Aufgabe betrauen. Was in diesen Seiten vorhergesagt wird, ist fürchterlich. Dulde nicht, daß es dazu kommt. Vernichte die Welt. Vernichte das Universum, wenn es sein muß, aber gestatte nicht, daß es geschieht! In Deiner Hand liegt nun das Schicksal von allem, was war, von allem, was ist, und von allem, was je sein wird. Heil, mein verhaßter Bruder, und lebe wohl. Wir werden uns in der Stadt der Ewigen Nacht begegnen – oder uns begegnet sein, und dort wird unser Streit sein Ende finden. Die Aufgabe jedoch wird noch vor uns liegen, an dem Ort der nicht mehr ist. Einer von uns beiden muß sich dorthin begeben und dem absoluten Grauen stellen. Solltest Du derjenige sein, dann überlasse uns nicht dem schrecklichen Geschick! Wenn alles andere versagt, mußt Du Deinem einzigen Sohn den Tod bringen, so wie Du mir den Tod gebracht hast.«
    Das Buch entglitt Garions Fingern, als seine Knie nachgaben und er hilflos weinend auf den Boden sank. Er stieß ein wolfsähnliches Heulen schrecklicher Verzweiflung aus und hämmerte mit beiden Fäusten auf den Boden, während ihm Tränen über das Gesicht rannen.

Zweiter Teil

PELDANE

    9

    erMann in Schifferkleidung saß allein mit Silk im Wohngemach im DObergeschoß, als Garion, Belgarath und Beldin zurückkehrten. Der Mann war stämmig, Haar und Bart waren von Silber durchzogen, und von seinem linken Ohr baumelte ein großer goldener Ohrring.
    »Ah, da seid ihr ja«, begrüßte Silk die drei. Er hatte sich umgezogen und trug nun ein einfaches Wams und Beinkleider in unauffälligem Braun.
    »Das ist Kapitän Kadian. Er hat unsere Freunde zum Festland gebracht.«
    Er wandte sich an den Seemann. »Würdet Ihr so freundlich sein, für sie zu wiederholen, was Ihr mir soeben erzählt habt, Käpt’n?« bat er.
    »Wenn Ihr wünscht, Eure Hoheit.« Kadian hatte die Art von rostiger Stimme, wie Seefahrer sie häufig bekommen – von rauhem Wetter und starken Getränken, nahm Garion an. Der Kapitän nahm einen Schluck aus dem Silberkrug in seiner Hand. »Nun, meine Herren«, begann er. »Es geschah vor drei Tagen. Ich war gerade von Bashad in Gandahar zurückge-kommen. Das liegt unten an der Mündung des Magans.« Er verzog das Gesicht. »Ein ungesundes Fleckchen – nur Sümpfe und Dschungel. Nun, ich brachte eine Ladung Elfenbein von dort für das Konsortium. Wir waren mit dem Löschen fertig, und ich machte mich daran, mich nach neuer Fracht umzusehen. Ein Schiff bringt nichts ein, wenn es im Hafen liegt, wißt ihr? Ich ging zu einer Kneipe, dessen Wirt ein alter Freund ist – wir waren in früheren Jahren Schiffskameraden – und der sozusagen die Ohren für mich offenhält. Nun, kaum hatte ich mich an einen Tisch gesetzt, kommt er herüber und fragt, ob ich an einer kurzen, einfachen Fahrt zu einem guten Preis bereit wäre. Ich sag’ zu ihm, daß mich so was immer interessiert, aber daß ich wissen möchte, um welche Fracht es geht, ehe ich zusage. Es gibt einiges, was ich nicht gern befördere – Rinder beispielsweise. Sie machen so viel Dreck, daß man vielleicht Wochen zum Saubermachen braucht. Da sagt mein Freund, daß es um gar keine Fracht geht, sondern daß nur ein paar Leute hinüber zum Festland wollen. Ich sagte, daß es nicht schaden könnte, mit ihnen zu sprechen, da bringt er mich in die Hinterstube, wo vier Personen am Tisch sitzen – zwei Männer, eine Frau und ein kleiner Junge. Ein Mann in vornehmer Kleidung – ein Edelmann, schätze ich, aber es war der andere, der mit mir verhandelt hat.«
    »Erzählt, was ungewöhnlich an ihm war«, forderte ihn Silk auf.
    »Dazu wollte ich gerade kommen. Er trug ganz normale Kleidung, aber das war’s nicht, was mir an ihm aufgefallen ist. Ich dachte zuerst, daß er blind ist – wegen seiner Augen, wißt ihr? – , aber offenbar sieht er recht gut, obwohl seine Augen gar keine Farbe haben. Ich hatte mal einen Schiffskoch mit einem solchen Auge. Ein mürrischer Kerl war das, und sein Fraß war zum Hinunterwürgen. Jedenfalls, dieser Mann mit den ko-mischen Augen sagt, daß er und seine Freunde eilig nach Peldane müssen, aber daß das niemand zu wissen

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