Zauberin von Darshiva
spricht.«
»Ce’Nedra?« fragte Garion ungläubig.
»Zandramas hat sich bereits einmal Ce’Nedras bedient«, erinnerte ihn Belgarath. »Polgara muß sie im Auge behalten.« Wieder runzelte er die Stirn. »Warum hat Torak wohl diesen Absatz herausgeschnitten?« Er wirkte verwundert.
»Torak war nicht der einzige mit einem scharfen Messer, Belgarath«, sagte Beldin. »Das ist eine ziemlich wichtige Information, die Zandramas sicher nicht zurücklassen wollte.«
»Das verwirrt die Sache noch mehr, nicht wahr?« fragte Belgarath grimmig. »Ich las ein Buch in Ashaba, das zwei Bearbeiter hatte. Erstaunlich, daß überhaupt etwas davon übrigblieb!«
»Lies weiter, Alter.« Beldin warf einen Blick aufs Fenster. »Die Sonne geht bereits unter.«
»Ah, endlich«, murmelte Belgarath, nachdem er ein Stück stumm wei-tergelesen hatte. »Da ist es: Der Ort der endgültigen Begegnung wird in Kell offenbart, denn er wird in den Seiten des verfluchten Buches der Seher genannt.«
Er dachte darüber nach. »Unsinn!« platzte er heraus. »Ich habe selbst Teile der Malloreanischen Evangelarien gelesen, und es gibt Dutzende von Abschriften über die ganze Welt verstreut.
Wenn das stimmt, hätte jeder lesen können, wo der Ort ist.«
»Sie sind nicht alle gleich«, murmelte Senji.
»Was?« explodierte Belgarath.
»Die Abschriften der Malloreanischen Evangelarien sind nicht alle gleich«, wiederholte der Alchimist. »Ich las früher diese heiligen Bücher.
Manchmal erwähnten die Alten so allerlei, was sich als nützlich für meine Experimente erweisen mochte. Deshalb habe ich eine regelrechte Bibliothek solcher Bücher zusammengetragen. Das ist auch der Grund, weshalb ich das Buch stahl, das Ihr in der Hand habt.«
»Ich nehme an, Ihr habt auch eine Abschrift des Mrin-Kodex«, sagte Beldin.
»Zwei, und sie sind völlig gleich. Das ist ja das Merkwürdige an den Malloreanischen Evangelarien. Ich habe drei vollständige Ausgaben, und keine zwei Abschriften sind identisch.«
»Wie schön!« brummte Belgarath. »Ich wußte doch, daß es einen Grund gab, den Sehern nicht zu trauen.«
»Ich glaube, das machen sie mit Absicht.« Senji zuckte die Schultern.
»Nachdem ich auf mehrere Widersprüche gestoßen war, reiste ich nach Kell. Die Seher dort sagten, daß es Geheimnisse in den Evangelarien gibt, die zu gefährlich sind, als daß jeder x-beliebige sie lesen dürfte. Deshalb ist jede Kopie anders. Sie wurden alle abgeändert, um diese Geheimnisse zu verschleiern – außer dem Original, natürlich. Das wurde schon immer in Kell aufbewahrt.«
Beldin und Belgarath wechselten einen langen Blick. »Also gut«, sagte Beldin, »reisen wir nach Kell.«
»Aber wir sind doch dicht hinter Zandramas!« protestierte Garion.
»Und da werden wir auch bleiben, wenn wir nicht nach Kell reisen«, versicherte ihm Beldin. »Hinter ihr. Uns nach Kell zu begeben, ist die einzige Möglichkeit, sie zu überholen.«
Belgarath hatte zur letzten Seite des Orakels geblättert. »Ich glaube, das ist eine persönliche Botschaft, Garion«, sagte er, und es sprach fast Ehr-furcht aus seiner Stimme. Er streckte Garion das Buch entgegen.
»Was?«
»Torak möchte dir etwas sagen.«
»Er kann sagen, was er will, ich werde ihm nicht zuhören. Den Fehler habe ich einmal beinah gemacht – als er versuchte mir einzureden, er sei mein Vater, erinnerst du dich?«
»Das hier ist etwas anderes. Diesmal lügt er nicht!«
Garion nahm das Buch. Eiseskälte schien durch seine Hände in die Ar-me zu dringen.
»Lies!« befahl Belgarath unerbittlich.
Wie unter Zwang senkte Garion die Augen und richtete den Blick auf die dünne Schrift. »Heil, Belgarion«, las er laut mit stockender Stimme.
»Sollte es geschehen, daß Dein Blick auf diese Zeilen fällt, bedeutet es, daß ich durch Deine Hand gefallen bin. Ich bedauere es nicht. Ich werde die Feuerprobe der Bestimmung hinter mir haben, und wenn ich versagte, soll es denn so sein.
Wisse, daß ich Dich hasse, Belgarion. Haß wird’ mich in die Finsternis treiben.
Haß wird Dir mit meinem letzten Atemzug entgegenschlagen, mein verdammter Bruder.« Garions Stimme versagte. Er konnte wahrhaftig spüren, wie der ungeheure Haß des verstümmelten Gottes durch die Äonen nach ihm griff. Nun verstand er die volle Tragweite dessen, was in der Stadt der Ewigen Nacht geschehen war.
»Lies weiter«, forderte ihn Belgarath auf. »Das war nicht alles.«
»Aber es ist mehr, als ich ertrage, Großvater!«
Belgaraths
Weitere Kostenlose Bücher