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Zauberin von Darshiva

Zauberin von Darshiva

Titel: Zauberin von Darshiva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Berge hinunter.«
    »Was ist mit Gandahar?« erkundigte sich Sadi. »Wir könnten uns sicher Unannehmlichkeiten ersparen, wenn wir südwärts segelten und den Weg durch Gandahar nehmen.« Sadi sah ungewohnt aus in engem Beinkleid und dem gegürteten Kittel. Seit er sein schillerndes Gewand abgelegt hatte, wirkte er mehr wie ein normaler Mann, denn ein Eunuch. Seinen Schä-
    del aber hatte er frisch geschoren.
    Silk schüttelte den Kopf. »Dort unten in Gandahar ist nur Dschungel, Sadi«, erklärte er. »Da müßte man sich erst einen Weg freihaben.«
    »Dschungel sind nicht so schlimm, Kheldar.«
    »Wenn man in Eile ist schon.«
    »Könntest du nach deinen Soldaten schicken?« fragte Sammet.
    »Möglich wäre es«, antwortete Silk, »aber ich weiß nicht, ob sie uns von großer Hilfe sein würden. Vetter sagt, daß es in Darshiva von Grolims und Zandramas’ Truppen wimmelt, und in Peldane herrscht seit Jahren schon das Chaos. Meine Streitkräfte sind gut, aber so gut auch wieder nicht.« Er blickte Belgarath an. »Ich fürchte, Ihr werdet noch mehr Filz in Euer Fell kriegen, alter Freund.«
    »Werden wir uns um die Spur also überhaupt nicht mehr kümmern, sondern direkt nach Kell gehen?« fragte Garion.
    Belgarath zupfte an einem Ohr. »Ich vermute, daß die Spur ohnehin nach Kell führt«, antwortete er. »Auch Zandramas hat das Ashabiner Orakel gelesen und weiß ebenfalls, daß sie nur in Kell erfahren kann, was sie wissen muß.«
    »Wird Cyradis ihr gestatten, Einblick in die Evangelarien zu nehmen?«
    fragte Durnik.
    »Wahrscheinlich. Cyradis ist immer noch neutral und wird keiner Seite einen Vorteil über die andere verschaffen.«
    Garion erhob sich. »Ich gehe an Deck, Großvater. Ich muß über etwas nachdenken, und die Seeluft verhilft mir vielleicht zu einem klaren Kopf.«
    Die Lichter von Melcene glitzerten tief am Horizont hinter ihnen, und der Mond warf einen silbernen Pfad über das Meer. Der Kapitän stand reglos hinter dem Steuerrad auf dem Achterdeck.
    »Ist es nachts nicht schwierig den Kurs beizubehalten?« fragte ihn Garion.
    »Durchaus nicht«, versicherte ihm der Kapitän. Er deutete zum Sternen-himmel. »Die Jahreszeiten kommen und gehen, doch die Sterne verändern sich nie.«
    »Nun«, sagte Garion, »wir wollen es hoffen.« Dann ging er nach vorn und lehnte sich am Bug an die Reling.
    Der Nachtwind in der Meerenge zwischen Melcena und dem Festland war launenhaft. Die Segel blähten sich und erschlafften in unregelmäßigen Abständen, und ihr Dröhnen hörte sich wie eine Bestattungstrommel an. Das paßte zu Garions Stimmung. Lange spielte er achtlos mit einem Tauende und starrte über die mondhellen Wellen, dabei hing er nicht so sehr seinen Gedanken nach, sondern ließ auf sich einwirken, was seine Sinne aufnahmen.
    Er wußte, daß sie da war. Das lag nicht allein an dem Duft, der ihm seit seiner frühesten Kindheit vertraut war, sondern an der inneren Ruhe, die sie ausstrahlte. Seltsam abwesend folgte er seinen Erinnerungen rück-wärts. Ihm schien, daß er immer genau gewußt hatte, wo sie war. Selbst in den dunkelsten Nächten, wenn er in einer fremden Kammer in irgendeiner götterverlassenen Stadt aus dem Schlaf geschreckt war, hätte er mit absoluter Sicherheit sagen können, wo sie sich befand. Der Kapitän dieses Schiffes konnte sich nach den Sternen am Himmelszelt richten doch der Stern, der Garion sein ganzes Leben geleitet hatte, war kein fernes Funkeln am samtigen Firmament. Er war viel näher und viel beständiger.
    »Was beunruhigt dich, Garion?« fragte jemand und legte sanft eine Hand auf seine Schulter.
    »Ich konnte seine Stimme hören, Tante Pol – Toraks Stimme. Er haßte mich schon Tausende von Jahren, ehe ich geboren wurde. Er kannte sogar meinen Namen!«
    »Garion«, sagte sie ruhig, »das Universum kannte deinen Namen bereits, ehe der Mond da oben aus der Leere wirbelte; Konstellationen warteten seit Anbeginn der Zeit auf dich.«
    »Das wollte ich nicht, Tante Pol.«
    »Es gibt welche unter uns, die keine Wahl haben, Garion. Bestimmte Dinge müssen getan werden und bestimmte Leute müssen sie tun. So ist das nun einmal.«
    Er blickte ihr mit traurigem Lächeln ins makellose Gesicht und berührte sanft die schneeweiße Strähne über ihrer Stirn. Dann stellte er zum letztenmal in seinem Leben die Frage, die ihm immer auf der Zunge gelegen hatte, schon als er ein kleiner Junge gewesen war. »Warum ich, Tante Pol?
    Warum ich?«
    »Weißt du irgend jemand anderen, dem

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