Zauberin von Darshiva
alt, wie man erzählt?«
Beldin brummte: »Noch älter.«
»Würde das dann nicht bedeuten, daß er ein Zauberer ist?« fragte Ce’Nedra. Vielleicht lag es an dem grauen Gewand, daß sie so niedergeschlagen wirkte, als sie auf der reich geschnitzten Bank unter einer bau-melnden Öllampe saß.
Belgarath nickte. »Er ist nicht besonders gut, aber die Fähigkeit hat er.«
»Wer war sein Lehrmeister?« erkundigte sich Polgara. Sie setzte sich neben Ce’Nedra und legte liebevoll einen Arm um die Schultern der zierlichen Königin.
»Niemand«, antwortete Belgarath verärgerten Tones. »Kannst du dir vorstellen, daß er einfach darüber gestolpert ist, ganz allein?«
»Hast du dich damit befaßt?«
»Ja. Beldin hat eine Theorie. Er kann sie dir später erklären. Jedenfalls wurde der Sardion vor mehreren tausend Jahren zur Universität gebracht und dort in einem Museumsraum aufbewahrt. Ich glaube nicht, daß irgend jemand wußte, was er wirklich war. Dann, vor etwa fünfhundert Jahren, stahl ihn ein Gelehrter, segelte damit um die Südspitze von Gandahar und weiter, ungefähr in die Richtung der Dalasischen Protektorate.
Niemand weiß mit Gewißheit, was danach aus ihm geworden ist. Jedenfalls besitzt Senji eine Kopie des Ashabiner Orakels.«
»Was steht darin?« fragte Sammet.
»Eine Menge. Wir fanden heraus, weshalb Zandramas Geran entführt hat.«
»Als Opfer?«
»Nur im übertragenen Sinn. Wenn die dunkle Prophezeiung eintrifft, wird Geran zum neuen Gott von Angarak werden.«
»Mein Baby?« rief Ce’Nedra.
»Ich fürchte, er wird dann nicht mehr dein Sohn sein«, entgegnete der alte Mann düster, »sondern Torak.«
»Oder noch schlimmer«, fügte Beldin hinzu. »Er wird das Auge in einer und den Sardion in der anderen Hand halten. Das bedeutet, daß er die absolute Herrschaft über alles haben wird. Und ich glaube nicht, daß er ein gütiger Gott sein wird.«
»Wir müssen Zandramas aufhalten!« rief Ce’Nedra. »Dazu darf es nicht kommen!«
»Ganz unsere Meinung, Eure Majestät«, sagte Sadi.
»Was stand noch darin, Vater?« fragte Polgara.
»Etwas über Zandramas, das uns nicht recht klar ist. Aus irgendeinem Grund wird ihr Körper offenbar von einer Art Licht übernommen. Der Kapitän, der sie auf seinem Schiff nach Selda brachte, sah flüchtig ihre Hand und sagte, daß sich Licht unter ihrer Haut bewegte. Im Orakel stand, daß es dazu kommen würde.«
»Was bedeutet das?« wunderte sich Durnik.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gestand Belgarath. Er blickte Garion an und bewegte fast unmerklich die Finger. Ich glaube nicht, daß wir Ce’Nedra sagen sollten, was in dem Buch über sie steht, oder?
Garion schüttelte den Kopf.
»Jedenfalls werden wir nach Kell reisen.«
»Kell?« fragte Polgara erstaunt. »Warum?«
»In einer Abschrift der Malloreanischen Evangelarien, die sich im Besitz der Seher befindet, steht, wo der Ort, der nicht mehr ist, zu finden ist.
Wenn wir nach Kell reisen, können wir ihn vor Zandramas erreichen.«
»Das wäre eine nette Abwechslung«, meinte Silk. »Ich werde es allmählich leid, immer hinter ihr herzuhetzen.«
»Dann verlieren wir die Spur!« protestierte Ce’Nedra.
»Aber Mädchen!« sagte Beldin barsch. »Wenn wir wissen, wohin Zandramas will, brauchen wir die Spur nicht. Wir können uns geradewegs zu dem Ort, der nicht mehr ist, begeben und dort auf sie warten!«
Polgara drückte Ce’Nedra beschützend an sich. »Sei netter zu ihr, Ohm.
Sie bewies ihren Mut, als sie dich im Haus des Erzherzogs küßte. Und das, würde ich meinen, dürfte ein ziemlicher Schock für das empfindsame Geschöpf gewesen sein.«
»Sehr komisch, Pol!« Der häßliche Bucklige ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen und kratzte sich heftig in der Achselhöhle.
»War sonst noch was, Vater?« wollte Pol wissen.
»Torak schrieb etwas an Garion«, antwortete Belgarath.
»Es war ziemlich unerfreulich, aber offenbar wußte sogar er, wie schlimm die Dinge werden würden, wenn Zandramas siegte. Er riet Garion, sie um jeden Preis aufzuhalten.«
»Das hätte ich sowieso getan«, sagte Garion leise. »Dazu brauchte ich Toraks Rat nicht.«
»Was erwartet uns in Peldane?« Belgarath wandte sich an Silk.
»Nicht viel anderes als in Voresbo und Rengel, könnte ich mir vorstellen.«
»Wie kommen wir am schnellsten nach Kell?« fragte Durnik.
»Es liegt im Protektorat Likandia«, sagte Silk. »Der kürzeste Weg führt gerade durch Peldane und Darshiva, dann durch die
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