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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Loretta nach einem tiefen Schluck und ich schüttele den Kopf.
    »Der wird sich hüten. Dazu hat er viel zu viel Angst um sein bestes Stück.« Eine Weile mampfen wir schweigend vor uns hin, bis Loretta sich an Thekla wendet:
    »Ganz ehrlich, Thekla, so langsam wirst du mir unheimlich. Ich habe ja an den ganzen Zauberkram nicht geglaubt, aber diese Zufälle häufen sich doch ein bisschen. Gregor wird tatsächlich all sein Geld verlieren, genau, wie du es gesagt hast.«
    »Tja, leider«, kommentiere ich trocken und verziehe das Gesicht. Erschrocken sieht sie mich an:
    »Richtig, die achttausend Euro. So ein Mist«, ruft sie aus. »Die wirst du wohl nicht wiedersehen.« Ich zucke nur mit den Schultern:
    »Das ist wohl das Lehrgeld, das ich zu zahlen habe. Macht nichts, dann nehme ich eben doch einen Kredit auf.«
    »Oder du fragst die gute alte Thekla«, schlägt diese mit vollem Mund vor. Überrascht sehe ich sie an, während sie vergnügt grinst und sich, wohl, um die Spannung zu erhöhen, in aller Seelenruhe mit der Papierserviette die Mundwinkel abtupft.
    »Wie meinst du das?«, frage ich.
    »Frag sie«, fordert sie mich auf.
    »Wen?«
    »Na, mich.«
    »Wonach?«
    »Wie kann man nur so begriffsstutzig sein? Nach den achttausend Euro natürlich«, meint sie kopfschüttelnd.
    »Na gut«, meine ich achselzuckend, »hey, Thekla, hast du mal achttausend Euro für mich?«
    »Jawoll, die habe ich«, gibt sie triumphierend zurück und weidet sich an unseren verständnislosen Gesichtern.
    »Aber wieso …«
    »Meine Versicherung hat den Vorwurf der vorsätzlichen Brandstiftung fallen gelassen und mir einen Scheck über nicht acht-, sondern sogar zwölftausend Euro ausgestellt«, lächelt sie, kramt in ihrer monströsen, silbernen Tasche herum und schwenkt den Scheck wie eine Siegesfahne.
    »Wow! Herzlichen Glückwunsch«, strahlt Loretta.
    »Und die würdest du mir leihen?«, frage ich ergriffen, worauf Thekla mich empört ansieht und den Kopf schüttelt.
    »Natürlich nicht.« Was? »Ich habe kein Geld zu verleihen«, meint sie schlicht und verstaut den Scheck sorgfältig wieder in ihrer Tasche. »Ich möchte deine Teilhaberin werden. Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, mich an einem Ort niederzulassen, um meine Künste auszuüben, anstatt mit Willi zusammen durch die Weltgeschichte zu gondeln«, erklärt sie uns gelassen und greift nach dem letzten Stück Pizza. »Was sagst du?«
    »Aha«, bringe ich mit wahrscheinlich wenig intelligentem Gesichtsausdruck hervor.
    »Natürlich müsste ich mir dein Ladenlokal vorher einmal anschauen, aber es wird sich wohl irgendwo ein Eckchen für mich finden, meinst du nicht?« Bevor ich ihr von dem Leerzimmer erzählen kann, fährt sie seufzend fort: »Ich werde ja nicht jünger. Auch wenn man es mir nicht ansieht«, hier senkt sie die Stimme und raunt uns verschwörerisch zu, »werde ich im nächsten Jahr achtundsechzig Jahre alt.« Beifallheischend schaut sie uns an, worauf wir uns nach einem schnellen Blickwechsel genötigt fühlen, in lautstarkes Erstaunen auszubrechen.
    »Nicht möglich«, rufe ich aus und reiße die Augen auf.
    »Das hätte ich nie gedacht«, beteuert auch Loretta, »achtundsechzig Jahre? Wirklich?«
    »Psst«, zischelt sie ungehalten und deutet mit einem Kopfnicken in Paolos Richtung, der ganz in der Nähe einen Tisch abwischt. »Das muss ja nun wirklich nicht jeder wissen.« Wir nicken verständnisvoll und grinsen in uns hinein. Wahrscheinlich ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, meiner zukünftigen Teilhaberin, die ich übrigens rein optisch keinen Tag jünger als siebenundsechzig geschätzt hätte, klarzumachen, dass sie bei dem höchstens fünfundvierzigjährigen Paolo nicht die geringste Chance hätte.
    »Verstehe«, nicke ich ernsthaft und füge diplomatisch hinzu, »aber du hast schon gesehen, dass er einen Ehering am Finger trägt?«
    »Das hat schon ganz andere nicht abgehalten«, kontert sie prompt, worauf ich ein beleidigtes Gesicht mache.
    »Also wirklich«, schmolle ich, »da versichere ich dir glaubhaft, dass du jung aussiehst, und zum Dank schmierst du mir das aufs Brot.«
    »Ich sehe schon«, sagt Loretta schnell und erhebt ihr Glas, in dem sich nur noch eine kleine Pfütze befindet, »das wird eine wundervolle Partnerschaft.«
     
    Nun wird also das sagenumwobene Leerzimmer in meinem Café zu Theklas neuer Zauberstube. Den ganzen Weg nach Hause hüpfe und springe ich aufgeregt wie eine Siebenjährige über den Bordstein. Kein Mensch

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