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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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einer schwarzen, angebrannten Milchkruste überzogen und noch immer schäumt es aus dem Topf, den Gregor jetzt von der glühenden Platte zieht und sich dabei die Finger verbrennt.
    »Auaaa«, schreit er wehleidig auf. In mein Handtuch gehüllt lehne ich mich locker mit der Schulter gegen den Türrahmen und sehe ihm kühl in die Augen.
    »Soll ich pusten«, frage ich triefend vor Sarkasmus und er schaut mich irritiert an.
    »Nein, geht schon«, schmollt er und wendet sich der Bescherung wieder zu. »Was für eine Sauerei!«
    »Das kannst du laut sagen«, stimme ich ihm aus vollstem Herzen zu. Und dann sieht er es. Sein Blick heftet sich auf den Milchtopf, in dem sich die sprudelnde Flüssigkeit mittlerweile abgekühlt hat. Da das meiste übergekocht ist, befindet sich nur noch eine kleine Pfütze im Topf. Und die bedeckt nicht ganz die kleine Überraschung, die ich darin für Gregor versteckt habe.

14.
    Nouvelle cuisine
    »Was soll das?«, schreit Gregor, nachdem er in dem schwarzen Klumpen auf dem Boden des Topfes sein Handy erkannt hat.
    »Nouvelle cuisine«, antworte ich und werfe einen zufriedenen Blick auf die vor sich hinschmelzende Plastikhülle, die einen beißenden Geruch verbreitet. Instinktiv greift Gregor zu, um das gute Stück zu retten, lässt es aber eine Zehntelsekunde später mit einem Aufschrei zu Boden fallen.
    »Ich glaube, jetzt hast du es kaputtgemacht«, sage ich lächelnd, während er mich fassungslos ansieht.
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, fragt er mich wütend. In diesem Moment explodiere ich. Habe mich schon gewundert, dass es so lange gedauert hat. Schließlich bin ich schon wegen weit weniger total ausgerastet. Ich werfe dem nackten Mann in meiner Küche Wörter an den Kopf, von denen ich selber nicht wusste, dass ich sie kenne. Dann renne ich ins Schlafzimmer, raffe seine Sachen zusammen und eile damit in Richtung Wohnungstür.
    »Warte, was soll das? Luzie!«, ruft er, als seine Klamotten in hohem Bogen ins Treppenhaus fliegen.
    »Verschwinde«, brülle ich ihn an und grabsche nach seinem Arm, um ihn aus meiner Wohnung zu zerren. Was natürlich ein vergebliches Unterfangen ist. Auch wenn Wut Bärenkräfte verleiht, schaffe ich abgebrochener Riese es natürlich nicht, den Mann auch nur ein paar Zentimeter von seinem Platz wegzubewegen. Aber er schafft es, die Arme um mich zu legen. Mich festzuhalten. »Lass mich los! Du sollst mich loslassen! Du bist ein verdammter Lügner!«, kreische ich, während mir die Tränen in Sturzbächen aus den Augen fließen. Aber er lässt mich nicht los. Er hält mich fest wie ein heulendes Kind und wiegt mich hin und her.
    »Schht, ruhig, ganz ruhig«, flüstert er mir ins Ohr, während ich meinen Widerstand aufgebe und herzzerreißend schluchze.
    »Du verdammter Mistkerl«, heule ich, »ich hasse dich!« Er streichelt mir beruhigend über das nasse Haar und fährt fort, auf mich einzureden wie auf ein krankes Tier.
    »Beruhige dich. Mein Engel«, säuselt er, und nachdem mich seine weiche Stimme vorher eingelullt hat, dringt dieses letzte Wort wie ein Messerstich schmerzhaft in mein Bewusstsein. Vor meinem inneren Auge erscheint die Textnachricht an Anna: »Engel, ich flehe dich an, verlass mich nicht.« Ich fasse es nicht. Er nennt uns beide Engel. Der nächste Schluchzer bleibt mir im Halse stecken und mit einem Ruck hebe ich den Kopf.
    »Lass mich sofort los.« Er kommt meiner Aufforderung nicht nach, aber in diesem Moment öffnet sich die gegenüberliegende Wohnungstür und hinaustritt, wie ein Racheengel, Frau Saalberg. Sie trägt, sehr passend, einen schneeweißen Trainingsanzug und hält ein gewaltiges Fleischermesser in der rechten Hand.
    »Haben Sie nicht gehört?«, fragt sie drohend und kommt auf uns zu. »Lassen Sie sie los!« Überrascht sehe ich meine Nachbarin an, die mit gezückter Waffe vor uns steht, den Blick auf Gregor geheftet, der mich nun tatsächlich freigibt und beschwichtigend die Hände hebt.
    »Schon gut, schon gut«, murmelt er, während ich einen Schritt zurücktrete und das Badehandtuch fester um meinen Körper ziehe. Ich bin froh, dass ich nicht genauso splitterfasernackt hier stehe wie Gregor, der ein ziemlich dümmliches Gesicht macht.
    »Ziehen Sie sich was an«, fordert Frau Saalberg ihn auf und deutet mit dem Messer auf den Kleiderberg vor ihren Füßen. Hastig greift er sich seine blau-weiß-gestreiften Boxershorts und steigt hinein. Während er auch den Rest seiner Klamotten überzieht, beobachtet

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