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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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ihn meine Nachbarin mit Argusaugen.
    »Und jetzt verschwinden Sie und wagen Sie es nicht, noch einmal bei ihr aufzutauchen, sonst …« Sie wirft einen vielsagenden Blick zwischen seine Beine und macht eine eindeutige Bewegung mit dem riesigen Messer in ihrer Hand. »Hat er noch etwas in der Wohnung?«, erkundigt sie sich bei mir und ich gehe, um seinen Rucksack zu holen. Als ich mit dem Ding zurückkomme, steht Frau Saalberg dicht vor Gregor und obwohl sie mehr als einen ganzen Kopf kleiner ist als er, wirkt er eingeschüchtert. »Sie sollten sich was schämen«, sagt sie leise. »Luzie hat es nicht verdient, dass Sie ihr so wehtun. Sie will Sie nie wiedersehen. Also halten Sie sich daran.« Sie streckt die Hand nach dem Rucksack aus und drückt ihn dann Gregor in den Arm, der mir einen hilflosen Blick zuwirft. »Wollen Sie hier Wurzeln schlagen?«, herrscht sie ihn an. »Na los, hopphopp!« So angetrieben bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinen Rucksack zu schultern und langsam die Treppen hinunterzusteigen, während ich Schulter an Schulter mit meiner Nachbarin dastehe und ihm hinterhersehe.
    »Danke«, flüstere ich leise.
    »Keine Ursache, Schätzchen.« Bevor sie wieder in ihrer Wohnung verschwindet, halte ich sie zurück.
    »Frau Saalberg, wie haben Sie das gemeint, dass ich es nicht verdient habe, so behandelt zu werden? Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Keine Frau hat das verdient, Luzie«, sagt sie ernsthaft. »Kein Mann darf eine Frau so zum Weinen bringen.« Ich nicke nachdenklich, gehe spontan auf sie zu und umarme sie. Stocksteif steht sie da und tätschelt unbeholfen meinen Rücken.
    »Schon gut«, sagt sie ruppig und befreit sich aus meiner Umklammerung. »Ich muss jetzt rein. Sie und Ihr Theater haben mich mitten in meiner Lieblings-Talkshow gestört.«
     
    Mittels eines Ceranfeld-Schabers befreie ich meinen Herd von der angebrannten Milchkruste und gebe mich dabei meinen Phantasien hin, Gregor die Haut bei lebendigem Leibe vom Körper zu kratzen, Schicht für Schicht. Danach werfe ich den ruinierten Topf mitsamt dem unansehnlichen Plastikklumpen, der einmal Gregors Handy war, in den Papierkorb. Dabei frage ich mich kurz, wieso jemand, der von seiner Frau beim Fremdgehen erwischt wurde, weil sie sein Handy durchsucht hat, beim nächsten Mal nicht besser aufpasst. Kann ein Mensch so blöd sein? Verlogen, untreu, und dazu auch noch blöd, was habe ich an ihm bloß gefunden?
     
    »Das habe ich mich ja ehrlich gesagt schon eine ganze Weile gefragt«, kommentiert Loretta, als ich mich am nächsten Tag mit ihr und Thekla bei Paolo zum Mittagessen treffe.
    »Ja, ist ja gut, ich habe es begriffen«, maule ich und stopfe mir eine Gabelvoll Spagetti in den Mund.
    »Und dir geht es wirklich gut?«, erkundigt sie sich jetzt besorgt und legt ihre Hand fürsorglich auf meine.
    »Wirklich«, bestätige ich und lächele sie kauend an.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin«, seufzt sie erleichtert. »Ich hatte schon befürchtet, dass wir dich bald wieder zwangsernähren müssen.«
    »Keine Sorge.« Konzentriert wickele ich die Nudeln um meine Gabel. Klar bin ich noch traurig. Und enttäuscht. Aber vor allem erleichtert, dass ich Gregor letzten Endes doch noch auf die Schliche gekommen bin. Sein wahres Gesicht erkannt habe. Sonst würde ich jetzt vermutlich nicht in gepflegter weiblicher Gesellschaft zu Mittag essen, sondern mich ahnungslos von einem Typen durchvögeln lassen, der mich und seine Frau und vielleicht noch ein paar andere als seinen »Engel« bezeichnet. Apropos, ich brauche dringend einen neuen Namen für mein Café, aber darüber mache ich mir später Gedanken.
    »Vielen Dank noch mal«, sage ich inständig zu Loretta, die mich überrascht ansieht:
    »Wofür?«
    »Dafür, dass du mich über die Wahrheit aufgeklärt hast.«
    »Aber das habe ich doch gar nicht«, macht sie auf verständnislos und sieht mich tadelnd an: »Oder willst du etwa sagen, dass du doch den Zettel auf meinem Schreibtisch gelesen hast? Ich hatte es dir doch verboten.«
    »Schon gut«, grinse ich. »Ich weiß von nichts.«
    »Paolo, sei ein Schatz und bring mir noch einen Prosecco«, trällert Thekla, die bis jetzt ausschließlich mit ihrer Pizza Tonno beschäftigt war, und hebt ihr leeres Glas in die Höhe.
    »Con piacere, Signorina«, antwortet dieser charmant und bringt für uns auch gleich noch eine Runde an den Tisch.
    »Und seitdem hat er sich tatsächlich nicht mehr gemeldet«, erkundigt sich

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