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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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ist denn nun?«, erschallt es aus dem Badezimmer.
    »Ich kann es nicht finden«, brülle ich zurück.
    »Ich bin schon ganz schrumpelig«, jammert er und ich erhebe mich.
    »Ich komme«, sage ich leise. Bevor ich wie in Trance ins Badezimmer marschiere, gehe ich in die Küche und setze einen Topf mit Milch auf, denn auf den Schreck brauche ich gleich erstmal einen Kaffee. Dann steige ich zu Gregor unter die Dusche, der mich in Empfang nimmt, als käme ich gerade von einer Weltreise zurück.
    »Da bist du ja endlich«, meint er zärtlich und beginnt, meinen Körper mit Duschgel einzuseifen. Verwundert nehme ich wahr, dass sich keine Brandblasen an den Stellen bilden, die er berührt. Seine Hände gleiten über meine Brüste, den Bauch, die Arme und Schenkel, als ob nichts wäre. Ich sehe ihm in die sanften, braunen Augen und er lächelt mich unbeschwert an.
    »Ich liebe dich«, flüstert er mir zu und küsst mich auf den Mund. So muss sich Jesus damals gefühlt haben, fährt es mir durch den Kopf. Ob er es auch nicht glauben konnte? Irgendeine Verbindung in meinem Gehirn scheint lahmgelegt zu sein. Ich kriege diesen Mann mit den frechen Locken und dem selbstbewusst vor sich hergetragenen Bauchansatz einfach nicht zusammen mit dem Verrat, den ich eben entdeckt habe. Ganz offensichtlich hat Anna sich von ihm getrennt. Und er will sie zurück. Ob jetzt wegen ihres Geldes oder aus Liebe, sei dahingestellt. Fakt ist, dass er mich wohl fallen gelassen hätte wie eine heiße Kartoffel, wenn seine Frau ihn wieder gnädig aufnehmen würde. Aber so dumm ist Anna ja zum Glück nicht. Im Gegenteil, sie wirkte sehr entschlossen. So dumm, Gregor trotz Lügen und Vertrauensbruchs wieder aufzunehmen, so dumm war nur ich. Gedankenverloren lasse ich meinen Blick an Gregors Körper herunterwandern, während er sich die Haare shamponiert und sie dabei in die unterschiedlichsten, absurdesten Frisuren formt. Beifall heischend sieht er mich mit schief gelegtem Kopf an, von dem kreuz und quer Schaumhörnchen abstehen. Mit diesen Mätzchen konnte er mich immer zum Lachen bringen, aber heute kann ich mir nicht mal ein müdes Anheben der Mundwinkel abringen. Er zieht einen enttäuschten Flunsch, während ich meinen Blick auf seinen Penis hefte. Die Unterhaltung mit Loretta fällt mir wieder ein. Milliarden Penisse auf dieser Erde, und ich will unbedingt diesen einen? Warum? Was ist so besonders an dem Ding? Gar nichts. Es ist mehr oder weniger hässlich, wie all seine anderen Artgenossen. Und ich denke plötzlich, die Welt wäre ohne diesen speziellen Penis besser dran. In meiner rechten Hand zuckt es und ich muss gegen den plötzlichen Impuls ankämpfen, Gregor richtig wehzutun. So richtig! Vielleicht ist es sein Glück, dass die Klingen von Ladyshavern mittlerweile sicher hinter Gitter gelegt werden, in diesem Moment, in dem ich endlich begreife, dass es aus ist. Dass alle recht hatten, außer mir. Dass ich nicht aus meinen Erfahrungen gelernt habe, sondern mit Freuden erneut in mein Unglück gerannt bin. Ganz im Gegensatz zu Anna übrigens. Ich stehe unter dem prasselnden, warmen Wasserstrahl und warte, dass irgendetwas geschieht. Dass mein Herz in tausend Scherben zerspringt, aber das tut es nicht. Ich bin wütend, ja. Verletzt, auch. Und enttäuscht. Irgendwo in mir ist sogar ein klitzekleiner Teil leicht amüsiert über meine eigene Blödheit. In aller Seelenruhe wasche ich mir den Schaum vom Körper und steige gemeinsam mit Gregor aus der Dusche. Dessen kleiner Freund hat sich anscheinend schon wieder erholt und stupst jetzt auffordernd gegen meine Hüfte. Ich ignoriere ihn und rubbele mich ausgiebig mit meinem Handtuch trocken, als Gregor plötzlich den Kopf hebt und zu schnüffeln beginnt.
    »Sag mal, brennt hier was?«, fragt er und ich schnuppere ebenfalls. Kein Zweifel, etwas kokelt irgendwo vor sich hin.
    »Ach, das ist die Milch, die ich aufgesetzt habe, das hatte ich ja ganz vergessen«, sage ich nebenbei, öffne das Spiegelschränkchen über meinem Waschbecken und schnappe mir den Deostift. Durch die geöffnete Badezimmertür dringen jetzt neben den erwähnten Gerüchen auch noch zischende, blubbernde Geräusche. Wie es sich eben anhört, wenn die Milch schäumend überkocht und auf der heißen Herdplatte verdampft. Gregor wirkt ein wenig irritiert, dass ich so locker hier herumstehe, während nebenan meine Küche abzufackeln scheint, dann sprintet er los, während ich ihm gemächlich folge. Das Ceranfeld des Herdes ist mit

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