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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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schimpfe ich, »ich will wissen, warum du mich belogen hast.« Eine ältere Frau, die ihren weißen Zwergpudel auf der anderen Straßenseite Gassi führt, sieht irritiert zu uns hinüber.
    »Komm«, sagt Gregor und nimmt meine Hand, »lass uns lieber drinnen weiterreden.« Ich will ihm meine Hand entreißen. Ihm sagen, dass er sich zum Teufel scheren, nie wieder bei mir auftauchen soll. Aber ich schaffe es nicht. Alle Kraft entweicht plötzlich aus meinem Körper und ich lasse es zu, dass er mir den Schlüsselbund abnimmt, die Haustüre öffnet und mich in meine Wohnung führt. Im Wohnzimmer drückt er mich sanft in einen meiner weinroten Samtsessel und kniet sich vor mich hin.
    »Hör mir bitte zu.« Ich hebe den Kopf und sehe mitten in seine braunen Augen, die mich offen anschauen. »Ich möchte dir erst einmal sagen, dass ich dich liebe. Und dass ich es dir nicht übel nehme, dass du in unser Haus eingebrochen bist.«
    »Das war kein Einbruch«, flüstere ich müde, woraufhin er mich irritiert anschaut. »Es war Hausfriedensbruch. Weil doch die Tür offen stand«, füge ich noch hinzu.
    »Wie auch immer. Ich liebe dich für deine Einfälle. Dein Temperament und deine Unberechenbarkeit. Du sahst so süß aus gestern mit den wirren Haaren, ganz mit Farbe beschmiert und in Handschellen.« Vor meinem inneren Auge erscheint Lorettas Gesicht:
    »Er versucht, dich einzuwickeln«, raunt sie mir zu, »lass es nicht zu. Konzentrier dich. Warum lag er mit Anna im Bett?«
    »Warum lagst du mit Anna im Bett«, frage ich folgsam und er seufzt tief.
    »Anna hat schlimme Alpträume. Deshalb möchte sie, dass ich bei ihr schlafe. Aber ich schlafe nicht mehr mit ihr. Ich schwöre es dir. Hoch und heilig.« Er hebt die rechte Hand zum Schwur, doch ich lasse mich davon nicht beeindrucken.
    »Willst du dich wirklich von ihr trennen?«, frage ich nüchtern. »Ich möchte es nur wissen. Wenn du merkst, dass das alles ein Fehler war und dass du es nicht fertigbringst, dann solltest du es mir jetzt sagen.« Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, während ich ihm in die Augen sehe und seine Antwort abwarte. Ganz langsam öffnen sich seine Lippen. Was ist, wenn er jetzt sagt, es ist vorbei? Es war ein Fehler? Das überlebe ich nicht.
    »Wie kommst du nur darauf? Du weißt doch, dass ich dich liebe. Natürlich werde ich mich von ihr trennen. Und dann werden wir für immer zusammen sein.«
     
    Einige Stunden später liegen wir nackt und eng aneinandergekuschelt in meinem Bett, mit den Fingern fahre ich durch Gregors dichte Brustbehaarung und seufze tief. Er legt die Arme um mich und drückt mich fest an sich.
    »Nicht traurig sein«, flüstert er und drückt mir einen Kuss oben auf den Kopf. »Glaub mir, ich werde mich von ihr trennen. Ganz bestimmt. Aber du musst doch einsehen, dass ich sie gestern Nacht nicht einfach mit der Wahrheit überfallen konnte. Dann wäre sie bestimmt nicht damit einverstanden gewesen, auf eine Anzeige zu verzichten.« Ich nicke bedrückt. »Also, sie hat diese Woche unheimlich viel um die Ohren in der Firma und so, aber am Wochenende, ganz bestimmt …«
    »Schon gut«, unterbreche ich ihn und hebe den Kopf, um ihn anzusehen, »hör zu«, ich mache eine Pause, um nach den richtigen Worten zu suchen, »vielleicht solltest du noch ein bisschen damit warten«, ringe ich mich schließlich durch zu sagen. Überrascht starrt er mich an.
    »Wie bitte?«
    »Es ist nämlich so, dass sie sich das mit der Anzeige noch überlegen darf«, beeile ich mich zu erklären, »und wenn du ihr die Wahrheit über uns erzählst, na ja.« Hilflos zucke ich mit den Schultern. »Vielleicht solltest du wenigstens warten, bis das Bild wieder restauriert ist.«
    »Ja aber …« Verständnislos schaut er mich an, »was wird denn aus uns so lange?« Tja, was wird aus uns?
    »Solange können wir uns dann wohl nur heimlich treffen.« Und genauso passiert es dann auch. Wie unglaublich praktisch, dass Anna sich jeden Morgen um halb neun auf den Weg ins Büro macht und erst gegen sieben Uhr abends nach Hause kommt. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, wenn ich meine Schicht im L’Auberge beginne. Täglich gegen halb zehn klingelt es an meiner Tür und Augenblicke später krieche ich gemeinsam mit Gregor zurück ins Bett. Wir genießen einander und das Leben, frühstücken ausgiebig, machen lange Elbspaziergänge und sind so verliebt wie eh und je. Den Gedanken an seine Frau schiebe ich weit von mir. Bis ich am Samstagmorgen aufwache, ohne einen warmen

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