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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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denn jetzt mit dem Bild?«
    »Was meinst du?«, kommt es perplex zurück.
    »Na, das Gemälde von Knut Gernading.« So unangenehm die Situation auch ist, ich bin irgendwie stolz auf mich, dass ich mir endlich, endlich diesen Namen gemerkt habe.
    »Das hat er dir erzählt?«, fragt Anna verblüfft.
    »Hääääh«, gebe ich nicht minder verblüfft zurück. Was ist denn mit der los? Wieso erzählt? Ich war doch dabei. Noch ehe ich sie darauf aufmerksam machen kann, fährt sie schnippisch fort:
    »Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht, aber das Bild ist restauriert und die Sache erledigt. Tschüß.«
    »Tschüß.«

5.
    Razzia
    »Anna weiß über uns Bescheid!« Mit diesen Worten stürmt Gregor nur eine halbe Stunde später an mir vorbei in die Wohnung und lässt sich schwer atmend auf meine Couch im Wohnzimmer fallen.
    »Na, das ist ja eine tolle Begrüßung«, schmolle ich und folge ihm kopfschüttelnd. Mit verschränkten Armen baue ich mich vor ihm auf und ziehe eine Schnute. »Wir haben uns seit einer Woche nicht mehr gesehen und ich kriege nicht mal einen Kuss?«
    »Doch, natürlich.« Er springt auf und drückt mir einen schnellen Kuss auf die Lippen. Dann lächelt er. »Es tut gut, dich zu sehen«, sagt er mit sanfter Stimme und drückt mich an sich. Aha! Das hört sich doch schon viel besser an. »Es tut mir leid, ich bin total angespannt. Anna hat mir eine Riesenszene gemacht.« Ich nicke verständnisvoll, während Gregor mich aus traurigen Kinderaugen ansieht. »Sie hat das rausgekriegt mit uns beiden«, erklärt er und ich nicke erneut.
    »Ja, ich weiß. Ich habe eben mit ihr telefoniert.«
    »Du hast was?« Sein eben noch gespenstisch weißes Gesicht färbt sich jetzt puterrot. »Wieso, weshalb?«
    »Nun setz dich doch erstmal«, fordere ich ihn mit sanfter Stimme auf und schiebe ihn behutsam zurück auf das Sofa. »Sie hat mich angerufen«, erkläre ich, sobald ich mich neben ihn gesetzt und seine Hände in meine genommen habe. Ich bemühe mich, ein der Situation angemessenes, ernsthaftes Gesicht zu machen. Innerlich strahle ich wie ein Honigkuchenpferd. Das unangenehme Gefühl, das ich während des Telefonats mit Anna hatte, fällt langsam von mir ab. Zurück bleibt die Erkenntnis, dass endlich etwas passiert in dieser bisher ausweglosen Situation. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn Gregor es ihr von sich aus erzählt hätte, aber das Ergebnis ist doch das Gleiche: Es wird endlich mit offenen Karten gespielt. Und sein Weg zu mir ist frei. Zauber hin oder her, ich halte das für eine gute Entwicklung.
    »Was hat sie denn gesagt?«, drängelt Gregor und ich wiederhole in knappen Worten den Inhalt des Gespräches. Dann nehme ich sein von Sorgenfalten durchzogenes Gesicht in beide Hände. »Ich kann mir vorstellen, dass das alles schwierig für dich ist, aber bist du nicht auch ein kleines bisschen erleichtert? Jetzt ist es raus. Du kannst einen sauberen Schnitt machen und endlich bei mir sein.« Ich gebe ihm einen Kuss auf den kläglich verzogenen Mund.
     
    So gut gelaunt wie schon lange nicht mehr schlage ich am nächsten Morgen die Augen auf und räkele mich schläfrig in meinem Bett herum. Von links nach rechts und wieder zurück. Ich nutze sie noch mal in ihrer vollen Breite aus, die Matratze, die ich ab jetzt mit Gregor teilen werde. Mit Freuden natürlich. Dennoch genieße ich es noch mal, all diesen Platz für mich ganz alleine zu haben. Vielleicht ist dies der letzte Morgen in meinem Leben, an dem ich alleine aufwache, sinniere ich vor mich hin und hüpfe beflügelt von diesem verlockenden Gedanken aus den Federn, obwohl mir der Radiowecker zeigt, dass es noch nicht einmal neun Uhr ist.
    »He loves me, yeah, yeah, yeah«, gröle ich unter der Dusche vor mich hin und gönne mir einen Tagtraum über das wundervolle gemeinsame Leben mit Gregor, das nun zum Greifen nahe ist. Ich seife mich gründlich mit »Egoiste« ein, damit ich Gregor den ganzen Tag an mir riechen kann, bis er endlich zu mir kommt. Während ich in Jeans und T-Shirt schlüpfe, melden sich leider schon wieder erste Zweifel. Wird er es wirklich durchziehen? Schafft er es, sich von Anna zu trennen? Unsicher taste ich nach dem Zauberbeutelchen in meiner Hosentasche und konzentriere mich wieder auf meinen Wunsch. Ich will Gregor ganz für mich alleine haben. Das Herz hämmert mir plötzlich bis zum Hals. Ich muss mich irgendwie beschäftigen, ansonsten werde ich den ganzen Tag regungslos auf meinem Sofa sitzen und das Telefon

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