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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Verknoten Sie den Beutel mit drei Knoten und konzentrieren Sie sich ganz fest auf die andere Frau. Versuchen Sie, Raum zwischen ihr und dem Mann … wie heißt er?«
    »Gregor«, antworte ich atemlos.
    »Zwischen Anna und Gregor zu schaffen. Damit sie ihn loslassen kann. Alles klar?« Ich nicke ernsthaft und mache mich daran, die Kordel um das Säckchen zu verknoten. Dabei konzentriere ich mich so stark auf meinen Wunsch, dass mir ganz schwindelig wird. Das könnte aber natürlich auch an dem Räucherwerk liegen, das immer noch direkt vor meiner Nase vor sich hin stinkt. Loretta ist auch schon ein wenig grün im Gesicht.
    »So, fertig«, sage ich. »Und jetzt?«
    »Sehr schön«, stellt Madame Thekla fest, nimmt die Kerze zur Hand und träufelt ein wenig Wachs über das Beutelchen. »Tragen Sie das Zaubersäckchen von nun an immer bei sich, bis sich Ihr Wunsch erfüllt hat und die andere Frau aus Gregors Leben verschwunden ist. Dann lösen Sie die Knoten und streuen die Kräuter in den Wind. Viel Glück!«
     
    »Das«, stellt Loretta fest, als wir beide etwas steifbeinig und wackelig aus dem Wohnwagen klettern und den Weg für die zwei kichernden Mädchen frei machen, die tatsächlich die ganze Zeit draußen gewartet haben, »war der größte Schwachsinn und die schlimmste Geldverschwendung, die ich je erlebt habe.«
    »Kannst du nicht einmal ein bisschen unterstützend sein?«, frage ich beleidigt und presse mein Zauberbeutelchen trotzig an die Brust. »Was meinst du«, frage ich nachdenklich, »soll ich es in meine Handtasche stecken? Oder muss man das wirklich direkt am Körper tragen? So mit einer Schnur um den Hals zum Beispiel.«
    »Superidee! Das wird der neueste Modetrend«, spottet Loretta. Ich entscheide mich schließlich dafür, das Säckchen in die Geldscheintasche meiner Jeans zu stopfen. Die ist dadurch nur ein ganz kleines bisschen ausgebeult, das kann ich verkraften. Meine Freundin betrachtet mich kopfschüttelnd, als hätte ich jetzt vollkommen den Verstand verloren. »Süße, jetzt mal ganz im Ernst, du glaubst doch nicht wirklich an diesen Mist?«
    »Und warum nicht?«, frage ich aggressiv.
    »Weil das Humbug ist. Nichts als Humbug. Ich will gar nicht behaupten, dass es nicht vielleicht so etwas wie Magie auf dieser Welt gibt, aber eins weiß ich hundertprozentig: Diese komische Madame Thekla hat davon nicht mehr Ahnung als ich.« Es ist inzwischen dunkel geworden, tausende von Menschen stehen dicht gedrängt zwischen den Ständen herum und ich sehe meiner Freundin ernst in die Augen:
    »Ich muss an irgendetwas glauben können, sonst werde ich noch wahnsinnig.«
    »Dann glaub an seine Liebe. Wenn er dich wirklich liebt, dann wird er zu dir kommen. Egal, ob du einen Kräuterbeutel mit dir herumschleppst oder nicht.«
    »Vielleicht hast du recht«, gebe ich zögernd zu und sie hakt mich grinsend unter.
    »Na also. Ich habe ehrlich gesagt schon ein bisschen an deinem Verstand gezweifelt. Sag mal, hast du auch so einen Hunger? Dieser Magiekram hat mich völlig geschafft.«
    »Mich auch. Komm, da hinten gibt es Crêpes.« Arm in Arm bahnen wir uns einen Weg durch die Menschenmasse und während Loretta laut darüber nachzudenken beginnt, ob sie Bananen und Nutella oder doch lieber Apfelmus mit Zimtzucker auf ihren Pfannkuchen haben will, taste ich noch mal verstohlen nach der kleinen Beule in meiner Hosentasche. Ja, vielleicht hat Loretta recht. Vielleicht aber auch nicht. Ich werde jedenfalls Theklas Anweisungen befolgen. Nur so zur Sicherheit. Ich sehe hinauf in den nächtlichen Himmel, atme die klare Luft ein und sende all meine Gedankenkraft zu Gregor, damit er den Weg zu mir findet. In diesem Moment erhellt ein rötlicher Schimmer die Dunkelheit. Verwundert reiße ich die Augen auf, als direkt über mir ein Dutzend Sternschnuppen vom Himmel fallen. Den Blick noch immer nach oben gerichtet, versuche ich Loretta auf dieses Wunder aufmerksam zu machen.
    »Loretta, sieh doch nur. Zaubersterne«, flüstere ich ergriffen und auch wenn mir mein Verstand mittlerweile gesteckt hat, dass es sich um das allwöchentliche Domfeuerwerk handelt, möchte ich noch ein paar Sekunden daran glauben, dass mir der Himmel ein Zeichen geschickt hat.
     
    Am nächsten Tag schlafe ich lange, mache mir meinen Morgenkaffee mit Vanillesirup und setze mich vor den Fernseher, um die allerletzte Folge von »Sex and the City« zu schauen. Danach geht es mir richtig gut. Carrie hat nach sechs Jahren endlich, endlich ihren Mister

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