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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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ein Unglück, ein solches Unglück«, jammert sie dabei vor sich hin. »Was soll ich denn jetzt bloß tun? Wo soll ich hin? Und vor allem, wo soll ich meine Zauberkünste ausführen? In drei Tagen beginnt der Winterdom und nun kann ich nicht mit dabei sein. Was für ein Unglück, dabei habe ich doch nur helfen wollen. Aber ich hätte es wissen müssen, dass alles auf mich zurückfällt. Ich wollte doch nur helfen.« Ich kann mich irren, aber irgendwie kommt es mir so vor, als würde mich ein vorwurfsvoller Blick aus ihren grauen Augen treffen.
    »Könntest du vielleicht mal aufhören, in Rätseln zu sprechen, Thekla? Wem wolltest du nur helfen?«
    »Dir«, kommt es wie aus der Pistole geschossen zurück. Verwirrt sehe ich Loretta an, aber die zuckt nur mit den Schultern.
    »Mir?«, wiederhole ich ungläubig und sie nickt heftig.
    »Ja, dir. Weißt du noch, wie du mich angerufen hast wegen diesem Gregor? Du warst so böse, weil du das viele Geld wegen ihm verloren hast«, ich versuche noch, Theklas Redeschwall zu bremsen, aber zu spät, »und da sollte ich ihm sein ganzes Vermögen wegzaubern. Daran musst du dich doch noch erinnern.«
    »Vage«, flüstere ich mit schuldbewusst gesenktem Kopf und schiele zu meiner Freundin hoch, die mich fassungslos ansieht.
    »Du hast was?« Ich lächele ein wenig verlegen.
    »Das war doch nur in der augenblicklichen Wut. Außerdem«, wende ich mich wieder an Thekla, »hast du mir damals klipp und klar gesagt, dass du das nicht tun kannst.«
    »Jawoll, das habe ich gesagt. Und ich hätte auf mich hören sollen«, sagt Thekla heftig und klopft ungeduldig mit ihrem leeren Glas auf dem Tisch herum. »Habe ich aber nicht. Du hast mir so leid getan. Und außerdem«, fügt sie mit einem verschämten Lächeln hinzu, »habe ich genau an dem Tag einen sehr interessanten Eintrag im Buch der Schatten gefunden.«
    »Können wir noch eine Runde Prosecco bekommen, Paolo«, ruft Loretta in diesem Moment in Richtung Tresen und wirft mir einen unmissverständlichen Blick zu, dass sie eine weitere Geschichte der Urahnen Theklas nur in Kombination mit Alkohol aushält. Richter Gröhn hin oder her.
    »Meine Ururgroßtante Adelheid nämlich …«
    »War das die Schwester von Ururgroßmutter Theodora«, werfe ich ein und strahle wie eine Musterschülerin, als Thekla nickt.
    »Jedenfalls hatte Adelheid im Jahre 1877 ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann aus einem altehrwürdigen Adelsgeschlecht. Zwei Jahre lang war sie seine Geliebte und dann hat er sie einfach abserviert. Im folgenden Jahr verlor der Mann sein gesamtes Hab und Gut. Wie hieß er noch gleich? Irgendwas mit W... W … Ich glaube Wilfried von Irgendwas. Na ja, sein Adelsgeschlecht hat sich jedenfalls nie wieder von Adelheids Zauber erholt und ist Mitte des letzten Jahrhunderts ausgestorben. Völlig verarmt.« Während Loretta geräuschvoll die Luft ausstößt und Paolo das Proseccoglas förmlich aus der Hand reißt, kann ich nicht umhin, mich von dieser Geschichte fesseln zu lassen. Diese Parallele zu mir und Gregor …
    »Und ich dachte, das kann doch kein Zufall sein, dass du mich am selben Tag um diesen Gefallen bittest. Also habe ich es dann doch getan. Und nun fällt alles auf mich zurück. Das geschieht mir recht, es geschieht mir ganz recht«, klagt sie kopfschüttelnd, »mein Wohnwagen war alles, was ich hatte.«
    »Okay, ich sehe ja ein, dass es schlimm ist, wenn alles verbrennt, was einem lieb und teuer war«, meint Loretta verständnisvoll und Thekla jault dabei auf wie eine Wölfin im Mondschein:
    »Allerdings.«
    »Aber wie du sagtest, das, ähm, Buch der Schatten«, der Begriff kommt ihr nur schwer über die Lippen, »ist gerettet und alles andere kann man ersetzen. Das Wohnmobil ist doch versichert, oder etwa nicht?«
    »Meinst du wirklich, ich würde hier herumjammern, wenn es so einfach wäre«, erkundigt sich Thekla in einem völlig anderen Tonfall, der Loretta erstaunt aufhorchen lässt. »Natürlich bin ich versichert. Und ich habe auch schon mit der Versicherung gesprochen. Der Typ wurde sofort unverschämt und hat mir erstmal eine lange Untersuchung des Falls angekündigt, bevor ich auch nur einen Cent sehe. Falls ich überhaupt jemals Geld von ihnen bekomme, von diesen Halsabschneidern. Dieser Mensch hat nämlich durchblicken lassen, dass er mich für eine Versicherungsbetrügerin hält. Als würde ich meine Zauberstube abfackeln.« Fassungslos schüttelt sie ihr Haupt.
    »Hast du?«
    »Natürlich nicht«,

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