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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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dem Weg nach draußen, als er mich am Arm festhält.
    »Warum stellt die sich denn so an?«, erkundigt er sich. Obwohl ich selber sauer bin, kann ich es doch nicht vertragen, dass er so über meine Freundin redet.
    »Die heißt Loretta«, versetze ich spitz. »Und ich habe sie angelogen. Kein Wunder, dass sie sauer ist. Im Gegensatz zu dir lüge ich eher selten«, setze ich noch einen drauf, als ich seinen verständnislosen Gesichtsausdruck sehe.
    »Wow«, sagt er und lässt mich abrupt los, »wie lange hast du eigentlich noch vor, mir das unter die Nase zu reiben?«
    »Ziemlich lange«, fahre ich ihn an, woraufhin er nun seinerseits wütend wird.
    »Vielleicht sollte ich dann lieber gehen«, meint er und greift nach seiner Jacke. Erschrocken sehe ich ihn an.
    »Ist das dein Ernst?« Unschlüssig wiegt er den Kopf hin und her. »Wie meinst du denn das?«, frage ich ihn angstvoll und bereue sofort, meine Wut auf Loretta an ihm ausgelassen zu haben. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und fasse zaghaft nach seiner Hand: »Es tut mir leid.«
    »Mir auch«, lenkt er ein und zieht mich an sich.
    »Es ist nur …«, beginne ich, aber er legt mir seinen linken Zeigefinger auf den Mund. Dabei möchte ich ihm so gerne sagen, dass ich noch immer zutiefst verunsichert bin. Dass ich ihm gerne vertrauen möchte, aber einfach nicht weiß, wie. Dass ich noch immer verletzt, traurig und wütend bin über alles, was geschehen ist. Und dass diese Gefühle immer mal wieder hochkommen werden, ohne dass es bedeutet, dass ich ihn nicht mehr liebe. Dass er Geduld mit mir haben soll.
    »Schon gut«, flüstert er und küsst mich auf die Lippen. Ich hoffe, dass er meine wortlose Bitte verstanden hat.
    In der Kanzlei Sidler & Strauß will ich sofort in Lorettas Büro stürmen, werde aber von einer Vorzimmerdame um die Dreißig im perfekt sitzenden Nadelstreifenkostümchen aufgehalten, die ich hier noch nie gesehen habe. Sie trägt soviel Make-up im Gesicht, dass die darunterliegenden Züge kaum mehr auszumachen sind, jedes Einzelne der zu einem im Nacken sitzenden Pferdeschwanz gebundenen blonden Haare sitzt an seinem Platz.
    »Moment«, sagt sie, ohne sich von ihrem Platz zu erheben, aber ihr Tonfall ist so scharf, dass ich mitten in der Bewegung innehalte und mich ihr zuwende. »Sie wünschen?«, fragt sie und hebt den linken Mundwinkel dabei um einen halben Millimeter nach oben. Will sie damit vielleicht ein Lächeln andeuten? Doch ihr Blick, der über meinen Baustellen-Aufzug gleitet, spricht eine andere Sprache.
    »Ich bin eine Freundin von Loretta Schwarz. Ihre beste Freundin«, beeile ich mich zu sagen, obwohl ich mir da nach dem eben Geschehenen gar nicht mehr so hundertprozentig sicher bin.
    »Vor einer Minute ist eine Mandantin zu einem Termin gekommen. Frau Schwarz hat mich gebeten, niemanden vorzulassen«, kommt es kurz zurück und schon wendet sich das hagere Blondchen wieder dem Computermonitor zu. Eine Sekunde lang stehe ich ratlos herum, dann fällt mein Blick auf die Sitzgruppe aus hellem Leder, die um einen flachen, gläsernen Tisch im Eingangsbereich gruppiert ist.
    »Na schön, dann warte ich eben«, erkläre ich achselzuckend und lasse mich in einen der weichen Sessel fallen. Die Vorzimmerdame beobachtet mich mit unbeweglicher Miene dabei, wie ich in den Zeitschriften zu wühlen beginne. Leider gibt es hier jedoch nur Fachzeitschriften für Jura und Wirtschaftswissenschaften. Vergeblich suche ich nach einer Gala, Bunten oder auch nur der Hamburger Morgenpost. Frustriert lehne ich mich zurück, verschränke die Arme vor der Brust und beobachte die hier ein- und ausgehenden Schlipsträger, die mich ihrerseits betrachten, als hätte mich die Katze von draußen reingeschleppt. Nach einer Viertelstunde demütigender Blicke stehe ich auf und schlendere erneut an den Rezeptionstresen. »Entschuldigung, Frau …«, hier werfe ich einen Blick auf das in einer Plexiglas-Halterung stehende Namensschildchen, »… Machulke, haben Sie eine ungefähre Vorstellung, wie lange dieser Termin dauern wird? Ich habe nämlich selbst auch noch eine Menge zu tun, müssen Sie wissen.« Zweifelnd blickt sie mich an. »Ob Sie es glauben oder nicht, ich werde in wenigen Wochen mein eigenes Café eröffnen«, trumpfe ich auf, doch anscheinend kann ich sie auch damit nicht beeindrucken. Ihre perfekt gezupfte, hauchdünne Augenbraue wandert in Richtung Haaransatz, während sie ein sarkastisches »Was Sie nicht sagen«, aus dem Mundwinkel tropfen lässt.

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