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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Wie kann man nur so arrogant sein? Was bildet diese Schnepfe sich eigentlich ein?
    »Rufen Sie Frau Schwarz an und sagen Sie ihr, dass ich hier bin«, fordere ich und grabsche über den Tresen hinweg nach dem Telefon. Es entsteht ein kleines Handgemenge, aus dem Frau Machulke siegreich hervorgeht. Allerdings nur, weil sie mir mit ihren falschen Fingernägeln empfindlich den Unterarm zerkratzt. »Sie wird doch wohl einen Anruf entgegennehmen können«, verlege ich mich aufs Betteln, mir die schmerzende Stelle reibend, aber mein Gegenüber schüttelt energisch den Kopf.
    »Sie müssen warten. Ich darf sie jetzt nicht stören.«
    »Wer lässt sich scheiden? Angela Merkel?«, fluche ich unterdrückt.
    »Wir haben Schweigepflicht«, unterrichtet sie mich in gewichtigem Tonfall und ich sehe sie erstaunt an. Dann richte ich meinen Blick auf die hohe Tür aus schwerem Eichenholz, die zu Lorettas Büro führt. Doch nicht wirklich?
    »Haha, sehr witzig«, quetsche ich hervor, als mir auffällt, dass die Dame hinterm Tresen, mit deren Humor es bis jetzt ja nun weiß Gott nicht so weit her war, amüsiert ihr kleines Näschen krauszieht. Im selben Moment bewegt sich die geschwungene Klinke und eine Sekunde später geleitet Loretta ihre Mandantin hinaus. Mit offenem Mund starre ich die Dame an ihrer Seite an. Nicht die Bundeskanzlerin. Schlimmer!
     
    »Was machst du denn hier?«, erklingt es zeitgleich aus drei Kehlen, dann streckt mir Gregors Frau die Hand zum Gruß hin.
    »Hi, Luzie, wie geht es dir?«, erkundigt sie sich, während ich mühsam um Fassung ringe.
    »Ganz gut«, quetsche ich hervor. »Und dir?«
    »Viel besser«, antwortet sie rätselhafterweise, bevor sie sich an Loretta wendet und ihr ebenfalls die Hand schüttelt.
    »Also dann, vielen Dank.« »Keine Ursache«, gibt Loretta zurück und wirft mir einen beschwörenden Blick zu, während Anna in ihrem todschicken, dunkelblauen Hosenanzug auf hohen Absätzen in Richtung Fahrstuhl stöckelt. Dort drückt sie auf den Knopf und dreht sich noch mal zu mir um.
    »Luzie, ich wollte mich eigentlich noch mal bei dir melden, nachdem ich damals, na ja, so plötzlich abgerauscht bin, aber ich wusste nicht, ob dir das recht gewesen wäre.« Ich verziehe meinen Mund zu so etwas wie einem Lächeln, aber da fährt sie schon fort: »Es klingt vielleicht komisch, aber …«, sie grinst ein wenig schief, »... danke für deine Hilfe.« Mit offenem Mund starre ich ihr hinterher, während sie in den Aufzug tritt und noch einmal grüßend die Hand hebt, bevor sich die schwere Tür hinter ihr schließt. Dann wende ich ganz langsam den Kopf in Lorettas Richtung, die mich gequält ansieht.
    »Ich konnte es dir nicht sagen«, sagt sie und hebt hilflos die Schultern, »und streng genommen darf ich das jetzt immer noch nicht.« Damit dreht sie sich einfach um und verschwindet wieder in ihrem Büro. Ich folge ihr, sehr zum Ärger von Frau Machulke, die angestrengt die Lauscherchen gespitzt hat, um auch ja jedes Detail dieser unglückseligen Zusammenkunft zu erhaschen. Krachend fällt die schwere Holztür hinter mir ins Schloss und ich baue mich vor Lorettas Schreibtisch auf, auf dem ein wüstes Durcheinander herrscht.
    »Raus mit der Sprache«, fordere ich, als sie sich auf ihren schwarzledernen Bürosessel fallen lässt und die Gegensprechanlage drückt.
    »Frau Machulke, bringen Sie uns zwei Cognac, bitte«, gibt sie ihre Anweisung, während sie mich mit der Hand auffordert, ihr gegenüber Platz zu nehmen. Meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt, doch Loretta sitzt einfach da und sieht mich an.
    »Jetzt hör auf, mich so anzuschauen und sag mir die Wahrheit«, platze ich damit heraus, kaum, dass das Vorzimmerdämchen den Raum wieder verlassen hat. Meine Freundin schluckt hörbar und atmet tief ein:
    »Luzie, ich unterliege der Schweigepflicht«, sagt sie ernsthaft. »Ich darf dir nicht erzählen, was mit meiner Mandantin besprochen wurde. Das könnte mich meinen Job kosten.« Ungläubig sehe ich zu, wie sie einen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit aus dem zarten Cognacglas nimmt. Das kann doch nicht ihr Ernst sein!
    »Wenn du allerdings Dinge errätst, könnte es sein, dass ich hin und wieder rein zufällig mit dem Kopf nicke oder so.« Sie wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Sag mal, willst du mich verarschen?«, frage ich heftig, aber sie schüttelt den Kopf.
    »Anna ist also deine Mandantin«, ergebe ich mich in mein Schicksal und Loretta nickt. »Und ich nehme an, dass

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