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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Liddeckel wieder hinunter. Ich überlege kurz, entscheide mich dann aber doch dagegen, ihn jetzt einfach wegpennen zu lassen und mir dann sein Handy zu schnappen. Zu gefährlich. Stattdessen piekse ich ihn mit dem Zeigefinger in seinen Hüftspeck, was er zunächst nur mit einem unwilligen Grunzen quittiert. Aber ich mache weiter, bis er irgendwann die Augen aufschlägt, diesmal beide und stöhnt:
    »Was willst du denn, du Nervensäge?«
    »Ich will, dass du duschen gehst.« Prüfend schnuppert er an seiner Achselhöhle:
    »Wieso? Stinke ich?«
    »Nein, aber …« Tja, aber was? Warum soll der gute Mann duschen gehen? Damit ich in seinem SMS-Speicher herumwühlen kann, aber es wäre vermutlich strategisch unklug, ihm das auf die Nase zu binden. In diesem Moment kommt mir die Sonne zur Hilfe, die sich zum ersten Mal an diesem grauen Tag hinter der Wolkendecke hervorschiebt und ihre Strahlen durch das Fenster in mein Schlafzimmer sendet. »Es ist so schönes Wetter, lass uns rausgehen. Spazieren«, bettele ich und schubse Gregor aus dem Bett. Auf dem Weg raus blinzelt er ein wenig zweifelnd in Richtung Himmel:
    »Sieht aber ziemlich ungemütlich aus, als würde es gleich regnen«, meint er, trollt sich aber dann doch gehorsam ins Bad. Ich atme tief durch und suche den auf dem Boden aufgetürmten Klamottenberg mit den Augen ab, stürze mich dann darauf und angele nach Gregors zerknüllter Jeanshose. Gerade will ich mit der Hand in die Gesäßtasche fahren, als Gregors zerstrubbelter Kopf im Türrahmen erscheint. »Wo bleibst du denn?«, erkundigt er sich und stutzt dann bei meinem Anblick: »Und was machst du da?«
    »Ich, äh«, stammele ich, »wollte unsere Klamotten noch schnell über den Stuhl legen.«
    »Wozu?«, fragt er verständnislos.
    »Damit sie nicht kraus werden«, antworte ich lahm, als hätten wir uns aus Abendkleid und Smoking gepellt.
    »Wow, du wirst ja ein richtiges Hausfrauchen«, witzelt Gregor, kommt auf mich zu und streckt mir die Hand hin: »Nun komm schon mit unter die Dusche.« Widerwillig lasse ich mich von ihm ins Bad schleifen, wo ich ihn unter die Brause schiebe. Doch bevor er mich ebenfalls in die Duschkabine ziehen kann, schlage ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn:
    »Warte, ich habe dieses neue Shampoo gekauft, das muss ich kurz holen.« Verwirrt hebt Gregor die fast volle Flasche »Schauma, Milch und Honig« hoch. »Das ist doof, nicht gut für meine Haare. Ich brauche das andere. Bin gleich wieder da.« Damit ziehe ich den Duschvorhang vor seiner Nase zu und stürze zurück ins Schlafzimmer. Hastig filze ich die Jeans am Boden. Fehlanzeige! Dann stürze ich mich auf die dunkelgrüne Winterjacke und werde in der Innentasche fündig. Nackt auf dem Fußboden kauernd entsperre ich die Tastatur des Handys und rufe den Nachrichtenordner auf. Der Mitteilungseingang ist leer. Komplett leer. Sehr verdächtig! Wer macht denn sowas? Ich selber jedenfalls lösche meinen SMS-Speicher immer erst, wenn mir mein Handy eindringlich zum zehnten Mal erklärt, dass es nun wirklich und endlich am Ende seiner Speicherkapazität angekommen ist. Nervös klicke ich mich zu den »Gesendeten Objekten« weiter, ohne große Hoffnung, dort fündig zu werden. Umso schneller schlägt mein Herz, als ich einen gut gefüllten Mitteilungsspeicher entdecke. Die letzten drei SMS gingen an mich. »Luzie Mobil« steht dort. Ich bekomme ein ganz schlechtes Gewissen. Habe ich Gregor unrecht getan? Was fällt mir eigentlich ein, in seinen Sachen herumzuwühlen? Ich scrolle langsam herunter und da steht es: »Anna Mobil.« Mein Herz setzt einen Schlag aus, bevor ich die Mitteilung anklicke. »Mitteilung wird geöffnet« erklärt mir das Telefon. Ja doch.
    »Luzie«, ruft Gregor da aus dem Badezimmer, »kommst du?«
    »Sekunde noch«, brülle ich zurück und starre wie gebannt auf das Handydisplay:
    »Engel, ich flehe dich an, verlass mich nicht. Du bist die einzige Frau, die ich in meinem Leben haben möchte.«
     
    Verständnislos lese ich wieder und wieder die Sätze, deren Bedeutung nicht bis zu meinem Gehirn vordringen wollen. Das kann nicht sein. Es kann nicht sein. Zitternd wähle ich »Status«, weil ich mich immer noch an die vage Hoffnung klammere, dass dies eine alte Nachricht ist. Eine sehr, sehr alte Nachricht. Nun, Zeit ist ja bekanntlich ein relativer Begriff, dennoch kann man sich wohl nicht darüber streiten, dass eine gestern abgeschickte Mitteilung eher in die Kategorie »Aktuell« fällt.
    »Luzie, was

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