Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
sich bringt, dass sich das Kloster von einem solchen Wunder trennt.«
Er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. »Ich sehe, dass sie wieder erschienen sind. Der Drache und die Schlange. Du hast immer noch keine Ahnung…?«
Er ließ die Frage unvollendet.
»Ich erinnere mich nicht einmal daran, dass ich sie dorthin gesetzt habe«, erwiderte Wintrow »Nun denn.«
Berandols Stimme klang kein bisschen verurteilend. Nur geduldig.
Sie schwiegen kameradschaftlich, während sie durch die kühlen, steinernen Flure des Klosters schritten. Langsam verloren Wintrows Sinne ihre Schärfe und sanken wieder auf ihr normales Niveau zurück. Er nahm nicht mehr den Geschmack der Salze wahr, die in den steinernen Wänden steckten, und hörte auch nicht länger das unmerkliche Arbeiten der uralten Steinquader. Das grobe, braune Sackleinen seiner Novizenrobe wurde allmählich wieder erträglich auf der Haut.
Als sie das große Holzportal erreichten und hinaus in den Klostergarten traten, war er wieder sicher in seinem Körper aufgehoben. Er fühlte sich so wacklig auf den Beinen, als wäre er soeben aus einem langen Schlaf erwacht, und dennoch so erschöpft, als habe er den ganzen Tag Kartoffeln gehackt.
Schweigend ging er neben Berandol her, wie es die Klostersitte geziemte. Sie begegneten anderen, Frauen und Männern in den grünen Gewändern der Priesterschaft – und solchen in den weißen Kutten der Akolythen. Man grüßte sich durch ein Nicken.
Als sie sich dem Werkzeugschuppen näherten, überkam ihn plötzlich das beunruhigende Gefühl, dass dies ihr Ziel sein könnte und er den Rest des Nachmittags im sonnigen Garten arbeiten müsste. Zu jeder anderen Zeit hätte er sich darauf vielleicht gefreut, aber durch die Anstrengungen in dem dämmrigen Werkraum waren seine Augen überaus lichtempfindlich geworden. Er zögerte, und Berandol sah sich um.
»Wintrow«, tadelte er ihn sanft. »Widersetze dich der Unruhe. Wenn du Sorgen über das empfindest, was vielleicht sein könnte, dann wirst du den Moment vernachlässigen, den du jetzt genießen solltest. Der Mann, der sich über das grämt, was als Nächstes geschieht, verliert diesen Moment aus Furcht vor dem Nächsten und vergiftet den anderen mit seiner Voreingenommenheit.«
Berandols Stimme wurde eine Spur härter. »Du gibst dich zu oft deinen Vorurteilen hin. Sollte dir die Priesterschaft verweigert werden, dann hauptsächlich aus diesem Grund.«
Wintrows Blick flog entsetzt zu Berandol. Einen Augenblick zeichnete sich die Trostlosigkeit deutlich auf seiner Miene ab.
Dann erkannte er die Falle. Er grinste, und Berandol erwiderte es, als der Junge antwortete: »Aber wenn ich mich darüber gräme, dann habe ich mir mein Scheitern selbst zuzuschreiben.«
Berandol versetzte dem Jungen einen gutmütigen Stoß mit dem Ellbogen. »Genau. Ach, du wächst und lernst so schnell. Ich war viel älter als du, bestimmt schon zwanzig, als ich endlich gelernt habe, diesen Widerspruch auf mein tägliches Leben anzuwenden.«
Wintrow zuckte verlegen mit den Schultern. »Ich habe gestern Abend vor dem Einschlafen darüber meditiert. ›Man muss für die Zukunft planen und sie akzeptieren, ohne sie zu fürchten.‹ Das ist der Siebenundzwanzigste Widerspruch des Sa.«
»Dreizehn Jahre ist noch sehr jung, um schon den Siebenundzwanzigsten Widerspruch zu erreichen«, bemerkte Berandol.
»Bei welchem bist du denn?«, fragte Wintrow ohne Hintergedanken.
»Beim Dreiunddreißigsten. Bei diesem Spruch verweile ich bereits seit zwei Jahren.«
Wintrow zuckte mit seinen schmalen Schultern. »Soweit bin ich noch nicht gekommen.«
Sie gingen im Schatten der Apfelbäume weiter, deren Zweige in der Hitze herunterhingen.
Reife Früchte bogen die Äste tief herab. Am anderen Ende des Obstgartens bewegten sich Akolythen nach einem genauen Plan mit Eimern zwischen den Bäumen entlang, die sie aus dem Fluss füllten.
»Ein Priester sollte nicht urteilen, bis er so urteilen kann, wie Sa es tut. Absolut gerecht und absolut gnädig.«
Berandol schüttelte den Kopf. »Ich muss zugeben, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das möglich sein soll.«
Der Blick des Jungen war bereits wieder nach innen gerichtet, und er runzelte nur unmerklich die Stirn. »So lange du glaubst, dass es unmöglich ist, verschließt du deinen Verstand davor, es zu verstehen.«
Seine Stimme klang wie aus weiter Ferne. »Außer natürlich, dass es genau das ist, was wir entdecken sollen. Dass wir als Priester nicht
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