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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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stellen.«
    »Nein. Das genügt immer noch nicht.«
    »Was willst du dann?«
    Althea schüttelte nachdenklich die Würfeldose.
    Trotz der Jahreszeit war es beinahe warm. Das lag an den Sümpfen, die westlich von ihnen lagen. Dieser ganze Küstenabschnitt bestand aus Sümpfen, grasiger Steppe und Sandbänken, die je nach Jahreszeit ihre Lage veränderten. Das warme Wasser, das sich hier mit dem Salzwasser vermischte, war für normale Schiffe verheerend. Seewürmer und andere Plagen gediehen hier prächtig. Aber dem Hexenholzrumpf der Ophelia konnten sie nichts anhaben. Das Einzige, was sie ertragen mussten, war gelegentlicher Gestank. Der Wind zupfte an den Strähnen von Altheas Zopf und linderte ihre Gliederschmerzen von der harten Arbeit. Trotz ihres Titels als »Extra«-Matrose fand Tenira jede Menge Arbeit, mit der er sie beschäftigen konnte. Aber er war ein fairer Mann, und die Ophelia , war ein schönes und gutmütiges Schiff. Und Althea bemerkte plötzlich, wie zufrieden sie in der letzten Woche gewesen war.
    »Ich weiß jetzt, was ich will«, sagte sie ruhig. »Aber ich bin nicht sicher, ob du mir das geben kannst.«
    »Du denkst sehr laut. Hat dir das schon einmal jemand gesagt?
    Ich glaube, dass ich dich beinahe so gern mag wie du mich.«
    Die Stimme der Ophelia war warm vor Zuneigung. »Du willst, dass ich Tenira bitte, dich zu behalten, stimmt’s?«
    »Das ist nicht alles. Ich möchte, dass er weiß, wer ich bin, und mich trotzdem für sich arbeiten lässt.«
    »Oh«, meinte Ophelia spöttisch. »Das ist ein hoher Einsatz.
    Und natürlich kann ich dir das nicht garantieren. Ich kann es nur versuchen.«
    Sie blinzelte Althea zu. »Schüttel die Dose, Mädchen.«
    Die erste Runde ging im Handumdrehen an Ophelia.
    »Also, stell deine Frage«, forderte Althea sie ruhig auf.
    »Noch nicht. Ich möchte erst wissen, wieviel Fragen ich habe, bevor ich anfange.«
    Die beiden nächsten Runden gingen ebenso glatt an sie. Althea war immer noch nicht dahintergekommen, wie sie betrog. Die großen Hände der Galionsfigur verdeckten die Würfeldose beinahe gänzlich.
    »Also«, schnurrte Ophelia zufrieden, als sie Althea die Dose reichte, damit sie den letzten Wurf selbst kontrollieren konnte.
    »Drei Fragen. Mal sehen.«
    Sie zögerte einen Augenblick. »Wie lautet dem vollständiger, richtiger Name?«
    Althea seufzte. »Althea Vestrit.«
    Sie sprach sehr leise, weil sie wusste, dass das Schiff sie trotzdem hören konnte.
    »Nein, so was!«, stieß Ophelia in gespielter Bestürzung hervor.
    »Du bist eine Vestrit! Das Mädchen einer alten Händlersippe läuft weg, fährt heimlich zur See und lässt ihr eigenes Lebensschiff allein. Oh, wie konntest du das tun, du schlimmes Kind, du herzloses Mädchen! Hast du eine Ahnung, was du der Viviace zugemutet hast? Und dabei ist sie noch so ein kleines Schiffchen, gerade erst erwacht, und du lässt sie mutterseelenallein in der großen weiten Welt! Herzloses, verdorbenes… Sag mir, warum, sag mir, warum, schnell, schnell, sonst sterbe ich noch vor Spannung!«
    »Man hat mir keine Wahl gelassen.«
    Althea holte tief Luft. »Ich wurde von meinem Familienschiff vertrieben«, sagte sie leise.
    Plötzlich kam alles wieder, die Trauer über den Tod ihres Vaters, die Wut über ihre Enterbung, ihr Hass auf Kyle. Ohne nachzudenken legte sie ihre Handfläche flach gegen die große Hand, die ihr Ophelia mitleidig entgegenstreckte. Als wenn sich plötzlich Schleusen in ihrem Inneren öffneten, so strömten die Gedanken und Gefühle aus ihr heraus. Althea holte zitternd Luft. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr sie es vermisst hatte, sich einfach mit jemandem austauschen zu können. Die Worte sprudelten ihr jetzt einfach nur so über die Lippen. Ophelias Miene zeigte abwechselnd Erregung und Mitgefühl, als sie Altheas Schilderungen lauschte.
    »Ach, Liebes, mein Liebes. Wie tragisch! Aber warum bist du nicht zu uns gekommen? Warum hast du zugelassen, dass sie euch getrennt haben?«
    »Zu wem hätte ich kommen sollen?«, wollte Althea verwirrt wissen.
    »Natürlich zu uns, den Lebensschiffen. Es war Gesprächsthema im Hafen von Bingtown, als du verschwunden bist und Haven die Viviace übernommen hat. Es haben sich nicht wenige von uns darüber aufgeregt. Wir sind immer davon ausgegangen, dass du die Viviace übernehmen würdest, wenn die Zeit deines Vaters abgelaufen war. Und dabei war sie so aufgeregt, das arme Ding.
    Wir haben kein Wort aus ihr herausbekommen. Dann kam dieser Junge,

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