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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gelassen hast. Es muss dir jetzt auch keine Sorgen bereiten«, meinte sie brüsk.
    »Ich wollte deine Gefühle nicht verletzen«, lenkte er ein. Sein eigener Ärger war ebenfalls verschwunden. Vielleicht hatte er ja nur den ihren gefühlt? »Viviace, ich bin hier, ob ich will oder nicht. Und solange ich hier bin, gibt es keinen Grund, dass…«
    »Der Grund ist der, dass du dich immer von mir zurückgezogen hast. Du hast es soeben zugegeben. Und der andere Grund ist, dass es vielleicht wirklich an der Zeit für mich ist, herauszufinden, wer ich ohne dich bin.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das liegt daran, dass du nicht zugehört hast, als ich dir heute früh etwas Wichtiges erzählen wollte.«
    Sie klang nicht verletzt.
    Stattdessen strahlte sie eine gezwungene Ruhe aus, die ihn plötzlich an Berandol, seinen Lehrer im Kloster, erinnerte, wenn er ihm eine eigentlich ganz klare Lektion auseinandersetzen musste.
    »Vermutlich hast du recht«, gab er demütig zu. »Ich werde jetzt zuhören, wenn du willst.«
    »Jetzt ist es zu spät«, sagte sie scharf. Dann milderte sie etwas ab. »Ich möchte dir jetzt nicht davon erzählen. Vielleicht will ich erst selbst dahinter kommen. Möglicherweise wird es Zeit, es selbst zu tun, statt es immer einen Vestrit für mich tun zu lassen.«
    Diesmal fühlte er sich allein gelassen und ausgeschlossen.
    »Aber… Was soll ich tun?«
    Sie sah ihn wieder an, und diesmal blickten ihre grünen Augen beinahe freundlich. »Nur ein Sklave würde eine solche Frage stellen und warten, bis man es ihm sagt. Ein Priester wüsste die Antwort.«
    Sie lächelte leicht. »Oder hast du vergessen, wer du ohne mich bist?«
    Diese Frage verlangte keine Antwort, und sie drehte ihm den Rücken zu. Mit hoch erhobenem Haupt blickte sie zum Horizont. Wintrow hatte sie ausgeschlossen.
    Nach einer Weile zog er sich hoch. Er suchte den Eimer, mit dem Mild vorhin Wasser an Bord gezogen hatte, und ließ ihn über die Reling hinunter. Das Seil ruckte in seinen Händen, als sich der Eimer füllte. Er war schwer, als Wintrow ihn wieder einholte. Dann nahm er den Lappen, mit dem er sich vorhin gewaschen hatte, und stieg mit dem Eimer in die Laderäume zu den Sklaven. Viviace würdigte ihn keines Blickes.
    Ich weiß nicht, ob ich das schaffe, dachte sie verzweifelt. Ich weiß nicht, ob ich ohne Hilfe ich selbst sein kann. Und wenn ich jetzt verrückt werde? Sie sah an den Inseln und Felsen vorbei, die den breiten Kanal säumten, und richtete den Blick auf den fernen Horizont. Ihre Sinne strömten aus, schmeckten Wind und Wasser. Beinahe augenblicklich wurde sie der Seeschlangen gewahr. Sie erkannte nicht nur die fette Weiße, die wie ein feister Köter an der Leine im Kielwasser hinter ihr herschwamm, sondern bemerkte auch die anderen, die ihr wie Schatten in der Ferne folgten. Entschlossen verbannte sie sie aus ihrer Wahrnehmung. Wenn sie das nur auch mit dem Elend der Sklaven und der Verwirrung der Mannschaft hätte tun können!
    Aber die Menschen waren ihr zu nah, berührten Hexenholz an zu vielen Stellen. Beinahe ohne es zu wollen, spürte sie, wie Wintrow von Sklave zu Sklave ging, ihnen die Gesichter mit dem kühlen Lappen abwischte, und ihnen das bisschen Trost spendete, das er anzubieten hatte. Er ist Priester und Vestrit, dachte sie und empfand einen merkwürdigen Stolz auf den Jungen, als wäre er irgendwie der ihre. Doch das war er nicht.
    Je länger die Losgelöstheit andauerte, desto klarer begriff sie diese Wahrheit. Die Menschen und ihre Gefühle erfüllten sie, aber sie waren nicht sie selbst. Sie versuchte, sie zu akzeptieren und sie einzuschließen und dabei gleichzeitig von ihnen losgelöst zu sein. Entweder gelang ihr das nicht, oder es gab einfach nicht viel, was sie selbst ausmachte.
    Nach einer Weile hob sie den Kopf noch höher und biss die Zähne zusammen. Wenn ich schon nicht mehr als ein Schiff bin, dachte sie, will ich wenigstens ein stolzes Schiff sein. Sie machte die Strömung des Kanals ausfindig und glitt in die Fahrrinne.
    Gantry stand jetzt am Ruder, und sie spürte, wie er sich freute, dass sie plötzlich so gut am Wind lag. Ihm konnte sie vertrauen.
    Sie schloss die Augen, als der Wind ihr ins Gesicht wehte, und versuchte, die Träume aufsteigen zu lassen. Was will ich aus meinem Leben machen? fragte sie sich.

    »Du hast meinen Kapitän angelogen.«
    Ophelia hatte eine heisere, höfliche Stimme, die so süß wie dunkler Honig klang.
    »Junge«, setzte sie reichlich spät nach und

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