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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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warf Althea einen versteckten Seitenblick zu. Ophelia war, wie viele Galionsfiguren ihrer Zeit, auf dem Schiffsschnabel des Schiffes angebracht worden, nicht auf dem Bug unter dem Bugspriet. Der Blick, den sie Althea über ihre nackten, prallen Schultern zuwarf, mahnte sie beredt, sie ja nicht zu belügen.
    Althea wagte nicht zu antworten. Sie hockte mit gekreuzten Beinen auf einem kleinen Steg, der ausschließlich einem Zweck diente: Ophelia bequemer Gesellschaft leisten zu können. Althea schüttelte die Würfeldose in den Händen. Sie war übergroß, wie auch die Würfel, die sich darin befanden. Und sie gehörten Ophelia. Sobald sie herausgefunden hatte, dass eine zusätzliche »Arbeitskraft« an Bord war, hatte sie verlangt, dass Althea einen Großteil ihrer Wache damit zubrachte, sie zu unterhalten.
    Ophelia liebte Glücksspiele, und zwar hauptsächlich, weil sie ihr die Gelegenheit zum Tratschen boten. Und Althea vermutete weiterhin, dass das Zauberschiff ständig schummelte. Allerdings schien es ihr geraten, das geflissentlich zu übersehen. Ophelia verwahrte Rechenstäbe, auf denen sie minutiös markiert hatte, wieviel die einzelnen Mannschaftsmitglieder ihr schuldeten. Die Markierungen auf einigen dieser Stäbe reichten schon Jahre zurück. Und auch Altheas Stab zierte schon eine beträchtliche Anzahl von Einkerbungen. Sie öffnete die Dose, sah hinein und runzelte die Stirn. »Drei Möwen, zwei Fische«, murmelte sie und neigte sie dann, damit das Schiff sich selbst überzeugen konnte. »Du hast schon wieder gewonnen.«
    »Allerdings«, pflichtete Ophelia ihr bei und lächelte Althea herausfordernd an. »Sollen wir den Einsatz ein wenig erhöhen?«
    »Ich schulde dir schon mehr, als ich besitze«, meinte Althea ablehnend.
    »Genau. Also habe ich keine Chance, meinen Gewinn zu bekommen, es sei denn, wir verändern unseren Einsatz. Wie wäre es, wenn wir um dein kleines Geheimnis spielen?«
    »Warum machst du dir diese Mühe? Ich glaube, du kennst es schon längst.«
    Althea hoffte nur, dass sie nicht mehr kannte als ihr wahres Geschlecht. Wenn das alles war, was Ophelia wusste und also auch enthüllen konnte, dann war sie immer noch relativ sicher. Gewalttaten auf einem Zauberschiff waren zwar nicht unbekannt, aber doch relativ selten. Die Gefühle, die von einer Gewalttat ausgingen, waren für diese Schiffe zu beunruhigend.
    Die meisten Zauberschiffe verabscheuten Brutalität, obwohl sich das Gerücht hielt, dass die Shaw einen boshaften Zug an sich hatte. Einmal hatte sie angeblich sogar das Auspeitschen eines unfähigen Matrosen verlangt, der Farbe auf ihr vergossen hatte. Aber die Ophelia war trotz ihres zickigen Getues eine Dame und dazu auch noch gutherzig. Althea bezweifelte, dass sie an Bord eines solchen Schiffes vergewaltigt werden würde.
    Allerdings konnte der raue Versuch eines Seemanns, galant zu sein, fast ebenso wild und verletzend sein. Denk nur an Brashen, sagte sie sich und bereute es im gleichen Augenblick. In letzter Zeit dachte sie oft an ihn, wenn sie nicht aufpasste. Vermutlich hatte sie ihn in Candletown aufspüren und sich von ihm verabschieden sollen. Das wäre es gewesen, ein endgültiger Schlussstrich. Und vor allem hätte sie niemals zulassen sollen, dass er das letzte Wort behielt.
    »Du hast Recht, ich kenne einen großen Teil davon.«
    Ophelia lachte heiser. Ihre Lippen waren knallrot angemalt, auf ihre eigene Veranlassung. Das ließ ihre Zähne besonders weiß erscheinen, wenn sie lachte. Sie senkte die Lider und sprach sehr leise weiter. »Und bis jetzt bin ich auch die einzige, die davon weiß. Ich bin sicher, du möchtest, dass es so bleibt.«
    »Wovon ich auch ausgehe«, erwiderte Althea zuckersüß und schüttelte nachdrücklich die Würfeldose. »Eine so vornehme Dame wie du würde niemals so weit herabsinken, das Geheimnis von jemand anderem zu enthüllen.«
    »Nein?«
    Sie lächelte ironisch. »Glaubst du nicht, dass ich die Pflicht habe, meinem Kapitän zu enthüllen, dass einer seiner Matrosen nicht das ist, was er zu sein vorgibt?«
    »Mmh.«
    Es konnte eine sehr unbequeme Reise werden, wenn Tenira sich entschloss, sie einzusperren. »Also, was schlägst du vor?«
    »Drei Würfe. Für jeden, den ich gewinne, darf ich dir eine Frage stellen, die du wahrheitsgemäß beantworten musst.«
    »Und wenn ich gewinne?«
    »Wahre ich dein Geheimnis.«
    Althea schüttelte den Kopf. »Dein Einsatz ist längst nicht so hoch wie meiner.«
    »Du kannst mir auch eine Frage

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