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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Zeit wieder tief Luft holen oder sich aufrichten, nachdem eine schwere Last von ihren Schultern genommen war. Sie hatte nicht einmal geahnt, dass Zauberschiffe Gefühle für einander hegen könnten. Ihr eigenes Band zu Viviace war das einzige, was sie wahrgenommen hatte, und niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass ihr Schiff im Lauf der Zeit Freundschaften zu anderen Lebensschiffen entwickeln könnte.
    Oder dass sie und Viviace noch weitere Verbündete außer sich selbst haben könnten.
    Ophelia lachte wie eine alte Matrone. »Nun, da gibt es noch eine Frage, die du mir beantworten musst.«
    Althea schüttelte den Kopf. »Du hast mir weit mehr als drei Fragen gestellt.«
    »Wohl kaum«, erwiderte Ophelia hochnäsig. »Ich habe dich nur nach deinem Namen gefragt. Der Rest kam freiwillig.«
    »Vielleicht hast du tatsächlich Recht. Nein, warte. Ich kann mich genau daran erinnern, dass du mich gefragt hast, warum ich nicht bei den anderen Lebensschiffen Hilfe gesucht habe.«
    »Das war lediglich eine geschickte Gesprächseröffnung. Aber selbst in dem Fall bist du mir noch eine Antwort schuldig.«
    Althea war danach, sich großzügig zu gebärden. »Dann frag.«
    Ophelia lächelte. Einen Moment tauchte ihre rosa Zungenspitze zwischen ihren Zähnen auf. Dann fragte sie: »Wer ist dieser dunkeläugige Mann, der dir so… stimulierende Träume bereitet?«

17. Sturm

    »Versuchen wir das«, schlug Wintrow vor. Er schob ihre Eisenfessel so weit ihre dürre Wade hinauf, wie es ging. Dann riss er ein Stück Lumpen ab und wickelte es um den rohen Knöchel des Mädchens. »Besser so?«
    Sie antwortete nicht. Und kaum zog er die Hand weg, begann sie sofort wieder, ihren Knöchel gegen die Fessel zu reiben.
    »Nicht, tu das nicht«, sagte er leise. Er berührte ihren Knöchel, und sie hörte auf. Aber sie sprach immer noch nicht und schaute ihn auch nicht an. Das tat sie nie. Noch ein Tag, und sie war für immer verkrüppelt. Er hatte weder Kräuter noch Öle und auch keine richtige Medizin oder Bandagen. Alles, worüber er verfügte, waren Seewasser und Lumpen. Und sie verletzte ihre eigenen Sehnen immer mehr. Offenbar konnte sie einfach nicht aufhören, sich an der Fessel zu reiben.
    »Gib es auf.«
    Die säuerliche Stimme kam aus dem Dunkel. »Sie ist verrückt. Sie weiß nicht, was sie tut, und sie wird sowieso sterben, bevor wir Chalced erreicht haben. Es verlängert nur ihre Qualen, wenn du sie wäschst und bandagierst. Lass sie gehen, wenn sie nur so hier herauskommt.«
    Wintrow hob die Kerze und spähte in die Finsternis. Aber er konnte nicht ausmachen, wer da gesprochen hatte. In diesem Teil des Laderaums konnte er nicht einmal aufrecht stehen. Doch die Sklaven, die hier angekettet waren, hatten noch weniger Bewegungsfreiheit. Trotzdem bewegten sie sich ständig, während sich die Viviace durch die schwere See wälzte. Dabei schabte Haut gegen Holz. Sie wandten ihre Augen von dem schwachen Schein der Kerze ab, als würden sie in die strahlende Sonne blicken. Wintrow tastete sich weiter die Reihe entlang und versuchte, dem schlimmsten Schmutz aus dem Weg zu gehen. Die meisten Sklaven schwiegen teilnahmslos und achteten nicht darauf, dass er an ihnen vorbeiging. Sie brauchten ihre ganze Kraft, um ihr Leiden zu erdulden. Doch ein Mann saß halb aufgerichtet in seinen Fesseln und blinzelte, als er versuchte, Wintrows Blick zu erwidern. »Kann ich Euch helfen?«, fragte er ruhig.
    »Hast du den Schlüssel für diese Dinger?«, fragte ein anderer neben ihm sarkastisch. Ein Dritter mischte sich sein.
    »Wie kommt es, dass du dich frei bewegen kannst?«
    »Damit ich euch am Leben erhalten kann«, erwiderte Wintrow ausweichend. Er war ein Feigling. Wenn sie wüssten, dass er der Sohn des Kapitäns war, so fürchtete er, würden sie vielleicht versuchen, ihn zu töten. »Ich habe einen Eimer mit Salzwasser und Lumpen, wenn ihr euch waschen wollt.«
    »Gib mir den Lappen«, forderte ihn der erste Mann barsch auf.
    Wintrow tauchte ihn ins Wasser und reichte ihn dem Mann. Er erwartete, dass er sich Hände und Gesicht wusch. Viele Sklaven schienen aus diesem Ritual der Sauberkeit, denn mehr war es nicht, Trost zu schöpfen. Statt dessen drehte er sich so weit es ging herum und drückte den Lappen gegen die nackte Schulter eines unbeweglichen Mannes neben ihm. »Hier, Rattenköder«, sagte er beinahe scherzhaft. Er tupfte vorsichtig gegen eine entzündete Schwellung an der Schulter des Mannes.
    Der rührte sich

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