Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
Althea ungläubig. »Oh, wie kann ich Euch nur danken?«
Kapitän Tenira nahm die Pfeife aus dem Mund. »Du dankst mir, indem du deine Arbeit verdammt gut machst, damit niemand sagen kann, ich müsse senil gewesen sein, dich zu nehmen. Und du behältst es für immer für dich, dass du dich als Junge an Bord der Ophelia eingeschlichen hast und ich das nicht gemerkt habe.«
Er drehte sich unvermittelt zu der Galionsfigur um. »Und ich erwarte von dir auch, dass du dein Wort hältst, du alte Wichtigtuerin. Kein Wort zu niemandem, sei es Mensch oder Lebensschiff.«
»Aber Tomie, wie kannst du an mir zweifeln?«, erwiderte Ophelia. Sie rollte mit den Augen und legte betroffen eine Hand auf ihr Herz. Dann zwinkerte sie Althea vielsagend zu.
Grag hustete, und der Kapitän wirbelte zu ihm herum. »Hör auf zu kichern, Bursche. Du wirst ebenso zum Gespött der Leute wie ich, wenn das herauskommt.«
»Ich lache nicht, Sir«, log Grag unbekümmert. »Ich freue mich nur darauf, den ganzen Weg nach Bingtown faul herumliegen und lesen zu können.«
Er sah Althea amüsiert an. Sein Blick war forschend, und sie spürte, dass er versuchte, das Mädchen, das er gekannt hatte, unter der Jungenverkleidung zu sehen. Sie senkte den Blick, als sein Vater weitersprach.
»Das kann ich mir denken. Nun, rechne damit, dich schnellstens zu erholen, wenn ich dich doch an Deck brauchen sollte.«
Kapitän Tenira sah Althea beinahe entschuldigend an, als er weitersprach. »Nicht, dass ich davon ausgehe. Ich habe gehört, dass du schnell bist und es mit den Besten aufnimmst.
Nun gut, erwartest du irgendwelche Probleme bei deiner, ehm, Rückverwandlung vom Jungen zum Mädchen?«
Althea schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich kann als Schiffsjunge in die Pension gehen und mich dort frisch machen.
Morgen früh gehe ich dann in die Stadt, um Geschenke für meine ›Schwester‹ zu kaufen. Dann gehe ich wieder zurück in mein Zimmer, wechsle die Kleidung, mache mir das Haar und entwische durch die Hintertür. Hoffentlich, ohne dass es jemand merkt.«
»Nun, beten wir, dass es so einfach funktioniert.«
»Ich weiß wirklich nicht, wie ich Euch danken soll, Sir.«
Altheas herzlicher Blick schloss Ophelia mit ein.
»Um eins möchte ich dich noch bitten«, sagte Kapitän Tenira ernst.
Bei seinem Ton wappnete sich Althea unwillkürlich. »Und was wäre das?«
»Ophelia hat uns deine Lage mit deinem Schiff geschildert.
Wenn ich so offen sein darf, junge Dame, dann würde ich dir raten, es weiterhin als Familienangelegenheit zu betrachten.
Sicher, ich würde für dich bürgen, wenn du dich mir beweist.
Und ich gebe dir auch ein Schiffszeugnis mit dem Stempel eines Ersten Maats, wenn du gute Leistungen bringst. Ich würde sogar im Händlerkonzil neben dir stehen und Partei für dich ergreifen, wenn es nötig werden sollte. Aber lieber wäre mir, wenn es nicht dazu käme. Die Familienangelegenheiten der Vestrits sollten hinter den Türen des Vestrit-Hauses geregelt werden. Ich kannte deinen Vater zwar nicht besonders gut, aber gut genug, um zu wissen, dass es ihm so am liebsten gewesen wäre.«
»Das mache ich auch, wenn ich kann, Sir«, erwiderte Althea ernst. »Mir wäre es so auch lieber. Aber wenn es zum Äußersten kommt, werde ich alles tun, was nötig ist, um mein Schiff wiederzubekommen.«
»Ich wusste, dass sie das sagen würde!«, meinte Grag begeistert und tauschte einen triumphierenden Blick mit Ophelia.
»Ich kannte deine Urgroßmutter«, fügte Ophelia hinzu. »Du ähnelst ihr sehr und nicht nur äußerlich. Sie hätte gewollt, dass du das Schiff bekommst. Diese Frau verstand es zu segeln. Ich erinnere mich noch an den ersten Tag, als sie mit der Viviace in den Hafen von Bingtown segelte. Es gibt sogar eine Notiz darüber in meinem Logbuch, wenn du jemals dazu kommst, es dir anzusehen. Jedenfalls, es herrschte ein frischer Wind und…«
»Nicht jetzt«, unterbrach Kapitän Tenira Ophelia tadelnd. Er musterte Althea. »Ich habe meine Gründe, wenn ich dich darum bitte, Familienangelegenheiten privat zu behandeln. Egoistische Gründe. Ich will im Moment einfach keinen Streit zwischen den Alten Händlern unterstützen.«
Als Althea ihn verwundert ansah, schüttelte Tenira den Kopf. »Du bist schon eine Weile aus Bingtown weg. Die Situation dort ist sehr angespannt. Wir können uns keinen Streit innerhalb der Händlersippen leisten.«
»Ich weiß. Wir haben schon genug Probleme mit den Neuen Händlern«, stimmte Althea ruhig
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