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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu.
    »Wenn das nur alles wäre«, erwiderte Tenira hitzig. »Aber ich fürchte, es kommt noch schlimmer. Ich habe es in Jamaillia-Stadt selbst gehört. Weißt du, was dieser verrückte Bursche von einem Satrapen jetzt getan hat? Er hat chalcedanische Söldner als Soldaten angeheuert, die auf der Inneren Passage patrouillieren sollen. Ich habe gehört, dass sie sogar das Recht bekommen haben, in Bingtown anzulegen und Wasser und Vorräte aufzunehmen. Und zwar kostenlos. Der Satrap meint, das wäre das Mindeste, was Bingtown tun könnte, um zu helfen, die Piraten auszuräuchern. Als wir Jamaillia-Stadt verlassen haben, war sein Botenschiff bereits zwei Tage lang unterwegs. Mit Papieren, die den Zolloffizier des Satrapen ermächtigten zu kontrollieren, ob seine chalcedanischen Schützlinge gut behandelt werden. ›Um Beiträge für ihre Versorgung einzuholen‹, hat er auf das Papier geschrieben, um die Sache abzumildern.«
    »Wir haben doch niemals bewaffneten chalcedanischen Schiffen gestattet, im Hafen von Bingtown anzulegen, sondern nur Handelsschiffen«, bemerkte Althea.
    »Du begreifst schnell, Mädchen. Ich vermute, dass wir das immer noch nicht tun werden. Es wird sehr interessant sein herauszufinden, auf welcher Seite die Neuen Händler stehen. Ich fürchte, die meisten werden den Satrapen und seine chalcedanischen Hunde unterstützen, und nicht…«
    »Tomie«, unterbrach ihn Ophelia. »Spar dir die Politik für später auf. Du kannst sie bei jeder Mahlzeit von hier bis Bingtown damit zu Tode langweilen. Aber erst muss Athel wieder zu Althea werden.«
    Sie sah Althea an. »Geh, Mädchen, und hole deine Sachen. Grag wird dich an Land und sicher bis zu deiner Pension bringen.«
    Sie grinste plötzlich anzüglich und zwinkerte dem Maat zu. »Und benimm dich, Grag. Denn Althea wird mir hinterher alles erzählen. Geh jetzt, aber bleib schön brav vor ihrer Türe stehen.«
    Althea war von dem Humor des Schiffs peinlicher berührt als Grag. Er schien daran gewöhnt zu sein. »Danke, Sir«, sagte sie schließlich zu Kapitän Tenira. »Ich weiß das sehr zu schätzen!«
    Dann eilte sie rasch davon, in die Schatten, wo niemand ihr Gesicht sehen konnte.
    Als sie wieder an Deck kam, wartete Grag schon an der Luke auf sie. Sie schulterte ihren Seesack und war erleichtert, dass Grag nicht auf die Idee kam, ihn für sie zu tragen. Sie folgte ihm den Laufsteg hinunter und in die Stadt. Althea fiel kein unverbindliches Gesprächsthema ein, und er wirkte genauso scheu. Es war eine milde Nacht, und die Straßen waren von den Lichtern aus den Tavernen erleuchtet, an denen sie vorübergingen. Als sie die Pension erreichten, blieb Grag vor der Tür stehen.
    »Nun, da sind wir«, sagte er verlegen. Er zögerte, als wollte er noch etwas sagen.
    Althea beschloss, es ihm einfacher zu machen. »Darf ich Euch ein Bier ausgeben?«, meinte sie und deutete auf eine Taverne auf der anderen Straßenseite.
    Er schaute hinüber, und der Blick seiner blauen Augen war entsetzt, als er sie wieder ansah. »Ich glaube nicht, dass mir dabei wohl wäre«, sagte er ehrlich. »Außerdem würde mein Vater mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich eine Lady in eine solche Kaschemme führen würde.«
    Einen Moment später fügte er hinzu: »Aber trotzdem danke.«
    Er rührte sich nicht.
    Althea senkte den Kopf, um ihr Lächeln zu verbergen. »Tja, dann gute Nacht.«
    »Ja.«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen und zog dann seine Hose hoch. »Ehm, ich soll Euch morgen abholen und zum Schiff bringen. Als wären wir uns ›zufällig‹ begegnet, wie Ophelia meint.«
    Er betrachtete seine Fußspitzen. »Ich möchte nicht in der ganzen Stadt nach Euch suchen. Sollen wir uns irgendwo treffen?«
    Er sah sie wieder an.
    »Das ist eine gute Idee«, erklärte sie. »Wo denn?«
    Er sah sich um. »Am anderen Ende der Straße liegt eine Gaststätte.«
    Er deutete in die Dunkelheit. »Eldoys. Dort gibt es guten Eintopf und frisches Brot. Es ist sehr gut. Wir könnten uns dort treffen. Ich spendiere Euch ein Abendessen, und Ihr erzählt mir von Euren Abenteuern, seit Ihr Bingtown verlassen habt.«
    Er sah ihr wieder ins Gesicht und lächelte. »Oder seit wir das letzte Mal miteinander getanzt haben.«
    Also erinnerte er sich noch daran. Sie erwiderte sein Lächeln.
    Er hatte ein gutes Gesicht, offen und aufrichtig. Sie dachte über ihn, seinen Vater und Ophelia nach. Die liebevolle Gelassenheit, die zwischen ihnen herrschte, löste in ihr plötzlich eine starke

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