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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wäre Malta seiner nicht wert.
    »Ich werde es versuchen«, sagte sie mürrisch. Sie warf das trockene Brot auf den Tisch vor sich. Wenigstens konnte sie das Delo erzählen. Die prahlte immer schon mit all den jungen Männern, die in ihr Haus kamen. Malta wusste, dass es alles Cerwins Freunde waren. Aber Delo kannte ihre Namen, und sie machten Witze mit ihr, und manchmal brachten sie ihr Süßigkeiten und Tand mit. Einmal hatte man ihr erlaubt, in Begleitung von Rache und Delo auf den Gewürzmarkt zu gehen. Einer von Cerwins Freunden hatte Delo erkannt und sich vor ihr verbeugt. Sein Mantel hatte im Wind geweht, als er das tat. Er hatte sie sogar zu einem gewürzten Tee eingeladen, aber Rache hatte erwidert, dass sie sofort nach Hause müssten.
    Sie hatte Malta wie ein kleines Kind aussehen lassen. Es wäre schön, Delo wenigstens einmal erzählen zu können, dass ein junger Mann zu ihr nach Hause kam. Sie musste Delo nicht erzählen, dass er vermutlich mit Warzen übersät war. Vielleicht konnte sie ihn ja stattdessen geheimnisvoll und gefährlich schildern… Sie lächelte und übte den träumerischen Blick, den sie aufsetzen würde, wenn sie Delo von dem jungen Mann erzählte. Ihre Mutter stellte nachdrücklich einen Topf mit Honig vor sie auf den Tisch.
    »Danke«, sagte Malta achtlos, als sie sich etwas davon nahm.
    Vielleicht war Cerwin dann eifersüchtig.

    »Wirst du mich am Leben lassen?«, fragte Kyle Haven leise, als es allmählich immer heller wurde. Er versuchte, unbeeindruckt zu sprechen, aber seine barsche Stimme hatte einen verängstigten Unterton. Wintrow hörte auch die Müdigkeit heraus. Die Nacht war beinahe vorbei. Nur sie beide am Ruder, Galt im Ausguck und die Rufe von Viviace hatten sie durch den Kanal gebracht. Wintrow bewunderte seinen Vater für seine Zähigkeit. Er hatte es ausgehalten. Er stand immer noch leicht verkrümmt da und schützte die Rippen seiner linken Seite, aber er hatte geholfen, das Schiff durchzubringen.
    Und jetzt bat er seinen Sohn um sein Leben. Das musste bitter sein.
    »Ich werde alles tun, was ich kann, damit du das überlebst. Das verspreche ich dir.«
    Er sah von seinem Vater zu Sa’Adar, der immer noch am Heck lehnte. Wintrow fragte sich, wieviel Einfluss er noch auf die nächsten Entscheidungen nehmen konnte. »Du glaubst mir nicht, aber dein Tod würde mir Leid zufügen. So wie ich um all die Toten auf diesem Schiff trauere.«
    Kyle starrte geradeaus. »Ein Strich Backbord«, sagte er nur.
    Das Wasser um sie herum war plötzlich weit und ruhig.
    Krummes Eiland fiel hinter ihnen zurück, und der Hawser-Kanal wurde breiter.
    Wintrow korrigierte den Kurs. Über seinem Kopf schrien sich die Männer in den Wanten gegenseitig an, was sie wie tun sollten.
    Sein Vater hatte Recht. Sie konnten dieses Schiff nicht mit nur zwei erfahrenen Matrosen segeln. Er packte das Steuer fester. Es musste eine Möglichkeit geben. »Hilf mir, Schiff«, sagte er leise. »Hilf mir zu wissen, was ich tun muss.«
    Er fühlte ihre träge Reaktion. Sie war nicht zuversichtlich, sondern vertraute ihm nur.
    »Hinter uns ist ein anderes Schiff«, verkündete Sa’Adar laut.
    »Es kommt schnell näher.«
    Er spähte durch den hartnäckigen grauen Regenschleier. »Es führt die Rabenflagge!«
    Die Freude in seiner Stimme war unüberhörbar. Der Mann riss sich sein Hemd vom Leib und schwenkte es begeistert.

    »An ihrem Ruder steht ein Junge!«, rief Sorcor. Der Sturm war abgeebbt, und der Regen ließ nach, aber trotzdem musste er schreien, um sich verständlich zu machen. »Auf ihren Decks herrscht Chaos. Ich glaube, da hat es eine Meuterei gegeben.«
    »Um so besser… für uns«, schrie Kennit zurück. Es kostete ihn soviel Kraft. Er war so müde und holte tief Luft. »Mach eine Entermannschaft fertig. Wir entern, sobald sie den Hauptkanal erreicht hat.«
    »Das Kind scheint das Ruder gut zu führen: obwohl alle Segel falsch gesetzt sind.«
    Sorcor klang ungläubig. »Kapitän, sie rufen uns. Es sieht so aus, als würde ein Mann uns längsseits winken.«
    »Dann wollen wir ihm den Gefallen tun. Entermannschaft, fertig machen! Nein, wartet!«
    Er schöpfte Atem und richtete sich auf. »Ich führe sie selbst an. Gankis! Übernimm das Ruder!
    Etta, wo ist meine Krücke?«
    Es stimmte, das Schiff war bereit zum Entern. Sein Glück hatte ihn nicht verlassen. Er hatte daran geglaubt, und da war es, sein wunderschönes Zauberschiff. Als die Marietta neben sie glitt, glaubte Kennit, niemals etwas

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