Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
ehemalige Arbeitszimmer ihres Großvaters. Erst als Davad, Keffria und Malta drinnen waren und die Tür fest zu war, drehte sie sich zu ihr um.
    »Erkläre dich!«, befahl sie.
    Malta straffte sich. »Ich wollte zum Erntedankball gehen. Papa hat gesagt, dass ich es dürfte und ich in einem Kleid gehen könne, wie es einer jungen Frau zusteht. Ich habe nichts getan, dessen ich mich schämen müsste.«
    Ihre würdevolle Haltung war makellos.
    Ihre Großmutter spitzte die blassen Lippen. Als sie sprach, klang ihre Stimme eisig. »Dann bist du tatsächlich so hohlköpfig, wie du aussiehst.«
    Sie drehte sich von Malta weg und tat, als wäre sie Luft. »Ach, Davad, wie kann ich dir dafür danken, dass du sie nach Hause gebracht hast! Ich hoffe, du hast deinen Ruf nicht ruiniert, als du riskiert hast, unseren zu retten. Haben viele Menschen sie so gesehen?«
    Händler Restate war die Situation sichtlich unangenehm.
    »Nicht viele. Hoffe ich. Cerwin Trell und seine kleine Schwester.
    Ein Freund von ihm. Ich hoffe, das waren alle.«
    Er hielt inne, als überlegte er, ob er lügen sollte. »Die Vintagli-Familie ist angekommen, während sie da war. Sie repräsentieren die Regenwildnis. Aber ich glaube nicht, dass sie Malta gesehen haben. Dieses Mal scheint mein Leibesumfang für etwas nütze gewesen zu sein.«
    Er rieb sich bedauernd über den Bauch. »Ich habe sie hinter mir versteckt und sie in dem Moment, als sie vorübergingen, in meine Kutsche geschoben. Natürlich war auch mein Lakai da.«
    Zögernd sprach er weiter. »Es sind noch andere Händler gekommen, aber ich glaube, ich habe keine besondere Szene daraus gemacht.«
    Mit besorgter Miene fügte er hinzu: »Ihr wusstet natürlich nichts von alledem?«
    »Ich muss sowohl erleichtert als auch beschämt zugeben, dass ich nichts wusste«, erwiderte ihre Großmutter streng. Anklagend sah sie Maltas Mutter an. »Keffria? Wusstest du, was deine Tochter vorhatte?«
    Bevor ihre Mutter antworten konnte, fuhr ihre Großmutter fort: »Und wenn nicht, wieso nicht?«
    Malta hatte erwartet, dass ihre Mutter in Tränen ausbrechen würde. Ihre Mutter brach immer in Tränen aus. Stattdessen wandte sich Keffria an ihre Tochter. »Wie konntest du mir das antun?«, wollte sie wissen. »Und warum? Ach, Malta, warum?«
    Ihre Worte klangen schmerzerfüllt. »Habe ich dir nicht gesagt, dass du nur zu warten brauchst? Dass du ordentlich präsentiert werden würdest, sobald die Zeit reif ist? Was hat dich nur dazu bringen können?«
    Ihre Mutter war am Boden zerstört.
    Malta war einen Moment lang unsicher. »Ich wollte auf den Erntedankball gehen. Das habe ich dir gesagt. Immer und immer wieder habe ich dich gebeten. Aber du wolltest nicht hören, nicht einmal, nachdem Papa es mir erlaubt hatte. Nachdem er mir versprochen hatte, dass ich ein ordentliches Kleid bekommen würde.«
    Sie hielt inne und wartete darauf, dass ihre Mutter das Versprechen bestätigte. Als sie sie nur entsetzt anstarrte, schrie Malta: »Es ist deine Schuld, wenn du überrascht bist! Ich habe nur das getan, was Papa mir erlaubt hat!«
    Etwas in der Miene ihrer Mutter verhärtete sich. »Wenn du wüsstest, wie gern ich dich schlagen würde, würdest du vielleicht etwas vorsichtiger sein, Mädchen!«
    Noch nie hatte ihre Mutter so mit ihr gesprochen. Mädchen, nannte sie sie, als wäre sie eine Dienerin! »Warum tust du es dann nicht?«, wollte Malta wütend wissen. »Dieser Abend ist für mich in jeder Hinsicht ruiniert! Warum schlägst du mich nicht einfach hier, vor allen anderen, und hast es dann endlich hinter dir?«
    Die Tragödie ihrer ruinierten Pläne stieg in ihr hoch und erstickte ihre Worte.
    Davad Restate war entsetzt. »Ich muss wirklich gehen«, sagte er hastig und stand auf.
    »Setzt Euch, Davad«, sagte Großmutter müde. »Der Tee kommt gleich. Das ist das Mindeste, was wir dir für diese Rettung schulden. Und lass dich von Maltas Sinn für Dramatik nicht täuschen. Obwohl wir uns alle besser fühlen würden, wenn wir Malta schlügen, haben wir noch nie Zuflucht zu dieser Methode gesucht. Jedenfalls bisher noch nicht.«
    Sie lächelte Händler Restate schwach an und nahm tatsächlich seine Hand in ihre.
    Sie führte den fetten kleinen Mann zu seinem Stuhl zurück, und er setzte sich, wie sie ihn gebeten hatte. Malta fühlte sich unwohl. Sahen sie denn nicht, was für ein widerlicher Mann er war, mit dem Schweiß auf seinem Gesicht und der Glatze und seinen schlecht sitzenden altmodischen Kleidern? Warum

Weitere Kostenlose Bücher