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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu, aber diesmal schnappte der Riegel nicht zu. »Kutscher!«, schrie er und hielt die Tür fest:
    »Zum Stadthaus der Vestrits! Schnell!«
    Und zu Malta sagte er:
    »Setz dich! Ich bringe dich nach Hause.«
    »Nein! Lasst mich sofort raus. Ich will auf den Erntedankball gehen! Ihr könnt das nicht mit mir machen! Ihr seid nicht mein Vater!«
    Händler Restate keuchte, als er den Türgriff packte und die Tür zuhielt. Die Kutsche fuhr los, und Malta segelte unsanft auf den Sitz.
    »Nein, ich bin nicht dein Vater!«, stimmte Restate ihr barsch zu. »Und heute Nacht danke ich Sa dafür, denn ich wüsste nicht, was ich mit dir machen würde! Die arme Ronica! Und das nach all dem, was sie dieses Jahr schon hat durchmachen müssen! War es nicht schon schlimm genug, dass deine Tante spurlos verschwunden ist? Musstest du dich jetzt auch noch auf dem Erntedankball zeigen wie eine billige Schlampe aus Jamaillia?
    Was wird dein Vater dazu sagen?«
    Er zog ein großes Taschentuch aus dem Ärmel und wischte sich das schwitzende Gesicht damit ab. Er trug dieselbe blaue Hose und dasselbe Jackett, das er die beiden letzten Jahre getragen hatte. Es war eng um den Bauch, und dem Duft nach Zedernholz in der Kutsche nach zu urteilen hatte er es vermutlich erst heute Abend wieder aus dem Schrank geholt. Und dann wagte er es, über ihre Kleidung und ihre Mode zu sprechen!
    »Ich habe dieses Kleid extra anfertigen lassen, für mich und für diesen Abend. Mit Geld, das mein Papa mir gegeben hat, wenn ich das hinzufügen darf. Also glaube ich kaum, dass er ärgerlich darüber sein würde, dass ich es so benutze, wie er es vorgeschlagen hat. Was er vielleicht wissen möchte, denke ich, ist, wieso Ihr seine junge Tochter von der Straße holt und sie gegen ihren Willen wegschleppt. Ich glaube kaum, dass er erfreut sein wird.«
    Sie kannte Davad Restate seit Jahren, und er wusste, wie schnell er kuschte, wenn ihre Großmutter ihn anfuhr. Sie hatte wenigstens ein bisschen von dieser Ehrerbietung für sich selbst erwartet. Stattdessen überraschte er sie, indem er schnaubend auflachte. »Soll er doch zu mir kommen und mich fragen, wenn er wieder im Hafen ist. Dann werde ich ihm sagen, dass ich nur versucht habe, deinen Ruf zu retten. Malta Vestrit, du solltest dich schämen. Ein kleines Mädchen wie du, aufgedonnert wie eine gewöhnliche… Und dann wagst du es auch noch, dich so beim Erntedankball zu zeigen. Ich kann nur zu Sa beten, dass dich niemand erkannt hat. Und du kannst mich nicht überzeugen, dass deine Mutter oder deine Großmutter etwas von diesem Kleid wissen oder davon, dass du auf den Ball gehst, wenn ein ordentliches Mädchen noch um ihren Großvater trauern würde.«
    Sie hätte ein Dutzend Dinge darauf antworten können. Eine Woche später hatte sie sie auch alle durchdacht und wusste ganz genau, was sie hätte sagen sollen. Aber in dem Moment fiel ihr nichts ein. Sie saß nur hilflos und ohnmächtig vor Wut da, während die Kutsche sie unaufhaltsam nach Hause brachte.
    Als sie ankamen, wartete sie nicht auf Davad Restate, sondern drängte sich an ihm vorbei aus der Kutsche und lief zur Tür.
    Unglücklicherweise verfing sich eine Quaste ihres Kleides in der Tür. Sie hörte, wie es riss, und drehte sich mit einem verzweifelten Ausruf um, aber es war zu spät. Die Quaste und ein handtellergroßes Stück Stoff hingen an dem Türrahmen.
    Davad warf einen Blick darauf und schlug dann die Tür zu. Er ging an ihr vorbei zum Haus und klingelte laut nach den Dienern.
    Nana öffnete die Tür. Warum musste es Nana sein? Sie sah Restate böse an und blickte dann an ihm vorbei auf Malta, die ihren Blick hochmütig erwiderte. Einen Augenblick lang wirkte Nana nur indigniert. Doch dann schnappte sie entsetzt nach Luft und schrie: »Malta? Nein, das kannst doch nicht du sein!
    Was hast du getan? Was hast du bloß getan?«
    Ihre Rufe alarmierten das ganze Haus. Erst tauchte ihre Mutter auf und stellte ein Dutzend wütender Fragen, von denen er keine beantworten konnte. Dann kam auch ihre Großmutter hinzu. Sie trug ein Nachthemd und hatte ihr Haar in einen Schal gewickelt. Sie schien ihre Mutter dafür tadeln zu wollen, weil sie mitten in der Nacht ein solches Geschrei machte. Doch als sie Malta erblickte, wurde ihre Großmutter plötzlich kreideweiß.
    Sie hatte alle Dienstboten bis auf Nana weggeschickt, die sie jetzt zum Teemachen in die Küche beorderte. Dann packte sie Malta fest am Handgelenk und zerrte sie über den Flur in das

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