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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ihren Arm nicht gehalten, hätte sie leicht weggehen und dem Desaster ausweichen können. Stattdessen war sie jedoch noch da, als Davad sein Gleichgewicht wiedererlangte, indem er sich an der Tür festhielt und dann direkt auf den Saum ihres Kleides trat.
    »Oh, ich bitte um Entschuldigung, wirklich«, erklärte er leidenschaftlich, doch dann erstarben ihm die Worte auf den Lippen, als er sie von oben bis unten musterte. Sie war so verändert, dass sie nicht wusste, ob er sie überhaupt erkannte.
    Sie konnte nicht widerstehen und lächelte ihn an.
    »Guten Abend, Händler Restate«, begrüßte sie ihn. Sie machte einen Knicks, was in dem langen Rock eine weit schwierigere Angelegenheit war, als sie erwartet hatte. »Ich hoffe, es geht Euch gut.«
    Er starrte sie immer noch an. Nach einer Weile öffnete er den Mund. »Malta?«, krächzte er. »Malta Vestrit?«
    Eine weitere Kutsche fuhr vor, nachdem die der Trells weggefahren war. Diese prangte in Grün und Gold. Die Farben der Regenwildnis. Es waren die Repräsentanten der Regenwildfamilien. Der Ball würde beginnen, sobald sie ihren Platz eingenommen hatten.
    Hinter ihr sagte Shukor ungläubig: »Malta Vestrit? Ich glaube es nicht!«
    »Natürlich.«
    Sie lächelte Davad erneut an und genoss seinen erstaunten Blick, mit dem er von ihrem Ausschnitt auf die Spitze sah, die ihren Busen zierte. Plötzlich sah er hinter sie.
    Sie drehte sich um, aber es war niemand mehr da. Mist. Delo war ohne sie auf den Ball gegangen! Sie wandte sich wieder Davad zu, aber er blickte sich hektisch um. Als die Tür der Regenwildkutsche geöffnet wurde, packte er Malta an den Schultern und schob sie hinter sich, beinahe in die offene Tür seiner eigenen Kutsche.
    »Sei still«, zischte er. »Sag keinen Mucks!«
    Er drehte sich wieder um und verbeugte sich tief, als die Repräsentanten der Regenwildnis aus der Kutsche stiegen.
    Malta spähte an ihm vorbei. Dieses Jahr waren es drei. Zwei große und ein kleiner, mehr sah sie von ihnen nicht. Die Kapuzen und die Mäntel verhüllten alles andere. So etwas wie den dunklen Stoff ihrer Mäntel hatte sie noch nie gesehen. Sie waren schwarz, wenn sie ruhig standen, aber bei jeder Bewegung schillerten sie in verschiedenen Farben. Grün, Blau und Rot konnte sie bei der kleinsten Bewegung in der Dunkelheit erkennen.
    »Händler Restate«, sagte eine. Es war die brüchige Stimme einer Frau.
    »Händlerin Vintagli«, erwiderte er und verbeugte sich noch tiefer. »Ich heiße Euch in Bingtown und beim Erntedankball willkommen.«
    »Danke, Davad. Sehen wir Euch denn auch drinnen?«
    »Höchstwahrscheinlich«, erwiderte er. »Sobald ich meine Handschuhe gefunden habe. Ich scheine sie auf dem Boden meiner Kutsche verloren zu haben.«
    »Wie achtlos von Euch«, tadelte sie ihn. Ihre Stimme liebkoste die Worte auf eine merkwürdige Weise. Dann ging sie hinter ihren Gefährten her.
    Die ruhige Herbstluft roch plötzlich nach Restates Schweiß. In dem Moment, in dem sich die Türen der Halle hinter der Familie aus der Regenwildnis schlossen, wirbelte er zu Malta herum. Er packte ihren Arm und schüttelte sie.
    »Wo ist deine Großmutter?«, wollte er wissen. Doch bevor sie antworten konnte, fuhr er drängend fort: »Wo ist deine Mutter?«
    Sie hätte lügen sollen. Sie hätte sagen können, dass sie bereits hineingegangen waren oder dass sie nur kurz herausgekommen war, um Luft zu schnappen. Stattdessen sagte sie einfach: »Ich bin allein hier.«
    Sie wandte den Blick ab und redete leiser weiter, von Erwachsenem zu Erwachsenem. »Seit Großvater gestorben ist, bleiben sie leider immer öfter zu Hause. Es ist so traurig.
    Aber ich weiß genau, dass ich verrückt werden würde, wenn ich nicht ab und zu herauskomme. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie trostlos es für mich geworden ist…«
    Sie schrie leise auf, als er ihren Arm fester packte und sie auf die Kutsche zuschob. »Rasch! Bevor jemand anders dich sieht… Du hast doch mit niemandem gesprochen, oder?«
    »Ich… Nein. Das heißt, nur mit Delo und ihrem Bruder. Ich bin gerade erst angekommen, wisst Ihr, und… Lasst mich los. Ihr zerknittert mein Kleid!«
    Es verängstigte und schockierte sie, wie er sie in die Kutsche schob und entschlossen hinter ihr einstieg. Was hatte er vor? Sie hatte Geschichten von Männern gehört, die von Leidenschaft und Lust zu höchst impulsiven Dingen getrieben worden waren, aber Davad Restate? Er war doch alt! Die Vorstellung war einfach widerwärtig! Er schlug die Tür

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