Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
sah Malta mit Vergnügen. Gleichzeitig durchzuckte sie Angst. In dieser Kutsche würde Delo sitzen. Leider waren ihre Eltern und ihr älterer Bruder Cerwin bei ihr. Wenn Malta sie begrüßte, wenn sie ausstiegen, würden Delos Eltern bestimmt wissen wollen, wo Mama und ihre Großmutter waren. Malta war noch nicht bereit, sich peinlichen Fragen zu stellen. Trotzdem wäre es sicher spaßig, Arm in Arm mit Delo hineinzugehen. Zwei faszinierende junge Frauen der Bingtown-Händlersippen betraten gemeinsam den Ball. Sie trat näher an die Kutsche heran. Falls Delos Eltern und ihr Bruder ihr vorausgingen, konnte sie vielleicht Delo anzischen und sie bitten zu warten.
Wie Malta gehofft hatte, stiegen Delos Eltern zuerst aus. Ihre Mama war strahlend schön. Sie trug ein einfaches, dunkelblaues Kleid. Der Halsausschnitt enthüllte ihren Hals und ihre Schultern, die nur von einer silbernen Halskette mit einer Reihe von duftenden Schmucksteinen geziert wurden. Malta wünschte sich, dass ihre eigene Mutter nur einmal so elegant gekleidet auftreten würde. Selbst von der Stelle, an der sie lauerte, konnte sie den schweren Duft der Diamanten riechen.
Delos Mama nahm den Arm ihres Papas. Er war groß und dünn. Das Leinenjackett und seine Hose waren blau und schmeichelten dem Gewand seiner Gattin. Sie stiegen die Treppe zur Halle wie Leute aus einer Legende hinauf. Hinter ihnen wartete Cerwin ungeduldig darauf, dass Delo aus der Kutsche stieg. Sein Anzug war wie der seines Vaters blau, und seine weichen Stiefel glänzten mattschwarz. Er trug einen einzelnen goldenen Ring in einem Ohr, und sein schwarzes Haar war in lange Locken gelegt. Malta kannte ihn schon ihr ganzes Leben lang, doch jetzt spürte sie ein Kribbeln im Bauch.
Sie sehnte sich danach, ihn mit ihrer Gegenwart zu überrumpeln.
Stattdessen staunte sie selbst, als Delo endlich in der Kutschtür erschien. Ihr Kostüm war ein Abglanz des Gewandes ihrer Mutter, aber hier endete auch schon jede Ähnlichkeit. Ihr Haar war wie eine Krone geformt, mit frischen Blumen geschmückt, und ein Hauch von Spitze säumte ihren kurzen Rock. Dadurch reichte er beinahe bis zu Wade. Passende Spitze säumte den hohen Hals und die Manschetten. Sie trug überhaupt keinen Schmuck.
Malta konnte sich nicht beherrschen. Sie stürzte sich wie ein Racheengel auf Delo. »Aber du hast gesagt, du würdest dieses Jahr ein Kleid tragen! Du hast gesagt, deine Mama hätte es dir versprochen!«, begrüßte sie ihre Freundin. »Was ist passiert?«
Delo sah Malta kläglich an. Dann weiteten sich ihre Augen vor Staunen, und ihr Mund klappte auf. Aber es hatte ihr die Sprache verschlagen.
Cerwin trat schützend vor seine Schwester. »Ich glaube kaum, dass Ihr meine Schwester kennt!«, sagte er hochmütig.
»Cerwin!«, rief Malta gereizt. Sie spähte an ihm vorbei auf Delo. »Was ist passiert?«
Delos Augen wurden noch größer. »Malta? Bist du das wirklich?«
»Natürlich bin ich das. Hat deine Mama ihre Meinung geändert?«
Ein hässlicher Verdacht keimte in Malta auf. »Du musst doch Anproben gehabt haben. Also müsstest du doch gewusst haben, dass man dir nicht erlauben würde, ein Kleid zu tragen!«
»Ich habe nicht gedacht, dass du kommen würdest«, jammerte Delo kläglich, während Cerwin ungläubig fragte:
»Malta? Malta Vestrit?«
Sein Blick glitt auf eine Art und Weise über sie, die eindeutig unanständig war. Aber unanständig oder nicht, ihr lief erneut ein Schauer über den Rücken.
»Trell?«
Shukor Kev stieg von seinem Pferd. »Trell, bist du das?
Schön, dich zu sehen. Und wer ist das?«
Sein ungläubiger Blick glitt von Malta zu Cerwin. »Du kannst so eine doch nicht mit auf den Erntedankball bringen, mein Freund. Du weißt doch, dass nur Händler eingeladen sind.«
Irgendetwas an seinem Ton war Malta unangenehm.
Eine weitere Kutsche hatte angehalten. Der Bedienstete hatte Schwierigkeiten, die Tür zu öffnen, weil anscheinend ein Riegel klemmte. Malta versuchte, nicht hinzustarren. Es war nicht damenhaft. Aber als der Lakai ihrer ansichtig wurde, schien er so von ihrem Anblick fasziniert zu sein, dass er seine Aufgabe völlig vergaß. In der Kutsche rammte ein massiger Mann seine Schulter gegen die Tür. Sie flog auf und verfehlte sie nur knapp.
Und Davad Restate wäre in all seiner fetten, unbeholfenen Herrlichkeit beinahe auf die Straße geplumpst.
Der Lakai packte ihren Arm und hielt sie fest, damit sie nicht fiel, als sie hastig von der Tür zurücktrat. Hätte er
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