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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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präsentiert und im nächsten verheiratet wie eine schöne fette Kuh, die zu einer Versteigerung geführt wird! Eine Saison darfst du tanzen und Spaß haben, und in der nächsten wirst du verheiratet und bekommst Kinder von irgendeinem Mann, der deinen Eltern als die beste Wahl erscheint.«
    Sie hatte mit ihrem Ausbruch alle Anwesenden schockiert. Sie sah sie an. »Das will ich nicht, Mutter. Ich will ein eigenes Leben. Ich will schöne Kleider tragen und zu wundervollen Orten gehen. Ich will nicht irgendeinen netten Händlerjungen heiraten, den du mir ausgesucht hast. Ich will eines Tages Jamaillia besuchen, ich will an den Hof des Satrapen gehen, und zwar nicht als verheiratete Frau mit einem ganzen Haufen Kinder am Rockzipfel. Ich will frei davon sein. Ich will…«
    »Du willst uns ruinieren«, sagte ihre Großmutter ruhig und schenkte Tee ein. Eine Tasse nach der anderen, ruhig und geschickt, während sie ihre verdammten Worte sprach. »Du willst, sagst du, und denkst keine Sekunde daran, was wir alle brauchen.«
    Sie blickte hoch und fragte: »Tee oder Port, Davad?«
    »Tee«, erwiderte er dankbar. »Leider kann ich nicht lange bleiben. Ich muss schnell zurück, um wenigstens rechtzeitig zur Präsentation der Gaben zu kommen. Ich habe niemanden, der meine Präsentation abgeben könnte, wisst Ihr. Und Händler Vintagli scheint mit mir sprechen zu wollen. Sie werden Euch dieses Jahr natürlich nicht erwarten, wegen Eurer Trauerzeit…«
    Er verstummte verlegen.
    »Tee? Gut.«
    Großmutter füllte die Tasse. Dann glitt ihr Blick von Davad zu dem alten Kindermädchen. »Nana, Liebes, ich bitte dich nicht gern darum, aber würdest du bitte Malta ins Bett bringen? Und sorg dafür, dass sie sich erst wäscht. Es tut mir sehr leid, dir das alles aufbürden zu müssen.«
    »Das macht gar nichts, Mistress. Ich betrachte das als meine Pflicht.«
    Groß und unerbittlich wie in Maltas früher Kindheit packte Nana ihr Handgelenk und zog sie aus dem Raum. Malta folgte ihr widerstandslos. Aber nicht aus Gehorsam, sondern um ihre Würde zu bewahren. Sie wehrte sich auch nicht, als Nana sie auszog, und kletterte selbst in das dampfende Bad, das ihr Kindermädchen ihr bereitet hatte. Sie sprach allerdings auch kein Wort mit ihrem großen und gebieterischen Kindermädchen, nicht einmal, um ihren langweiligen Monolog zu unterbrechen, der sich nur darum drehte, dass sie sich schämen sollte.
    Denn ich schäme mich nicht, dachte Malta. Und sie war auch nicht eingeschüchtert. Wenn ihr Vater nach Hause kam, würden sich alle für die Misshandlungen an Malta verantworten müssen.
    Das genügte fürs erste.
    Das und das Erschauern, das Cerwin Trells Blick in ihr geweckt hatte. Sie dachte an seine Augen und empfand es wieder. Wenigstens Cerwin schien zu wissen, dass sie kein kleines Mädchen mehr war.

4. Zeugnis

    »Tut es sehr weh?«
    »Kannst du Schmerz empfinden?«
    »Nicht wie Menschen, nein, aber ich verstehe den Kummer, den du…«
    »Warum fragst du dann? Eine Antwort hätte für dich keine echte Bedeutung.«
    Ein langes Schweigen folgte. Viviace verschränkte ihre glatten Arme über ihren Brüsten und starrte geradeaus. Sie versuchte gegen das Leid und die Verzweiflung anzukämpfen, die in ihr aufstiegen. Das Verhältnis zwischen Wintrow und ihr wurde nicht besser. Seit Cress wuchs seine Ablehnung mit jedem Tag.
    Und das verwandelte die eigentlich erfreulichen Tage in die reinste Qual.
    Der Wind wehte aus dem Norden und trieb sie nach Süden, in wärmere Regionen. Das Wetter war schön, aber alles andere war furchtbar. Die Mannschaft benahm sich Wintrow gegenüber merkwürdig und zürnte infolgedessen auch ihr. Sie hatte aus den Gesprächen der Männer das Wesentliche von dem aufgeschnappt, was an Land passiert sein musste. Auf ihre eingeschränkte Art verstand sie es. Sie wusste, dass Wintrow glaubte, seine Entscheidung wäre korrekt gewesen. Und sie wusste mit der Weisheit ihrer gespeicherten Erfahrung, dass sein Großvater ihm zugestimmt hätte. Aber zu wissen, dass die Mannschaft ihn für einen Feigling hielt, genügte, um ihn unglücklich zu machen. Außerdem schien sein Vater die Einschätzung seiner Leute zu teilen. Weswegen wiederum Viviace ebenso tief mit ihm litt.
    Doch trotz seines Kummers hatte er keineswegs aufgegeben. In ihren Augen sprach das deutlich für seinen Mut. Von seinen Schiffskameraden gemieden, zu einem Leben verdammt, das er nicht genießen konnte, arbeitete er immer noch hart und lernte fleißig. Er

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