Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
sich beim Rückweg auf sie stützen musste, begeisterte sie nicht gerade.
Nun, solche Aufgaben fielen eben dem Schiffsjungen zu.
Wenn er kotzte, musste sie es auch saubermachen.
Sie murrte vor sich hin, stieg die Treppe hinauf und betrat die Taverne. Der Inhaber deutete auf eine Tür im hinteren Teil. »Er ist da drin«, sagte er angewidert. »Er ist fast auf einem der Mädchen ohnmächtig geworden.«
»Ich schaffe ihn raus«, versprach Althea und bahnte sich ihren Weg an den Tischen und Trinkern vorbei zur Tür.
Dahinter lag eine schwach beleuchtete Kammer. Es gab ein Bett, auf dem die Bedienung lag. Ihre Bluse war offen. Das Mädchen beugte sich über Brashen, als Althea hereinkam.
Sie sah hoch und lächelte hilflos. »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, sagte sie und lächelte immer noch. »Willst du mir nicht helfen?«
Vielleicht hätte sich Althea von den nackten Brüsten des Mädchens ablenken lassen, wenn sie wirklich der Schiffsjunge gewesen wäre, und wäre einfach eingetreten. Vermutlich hätte sie auch Brashen nicht so genau angesehen, wie sie es tat.
Und sie hätte auch nicht gedacht, dass er eigentlich nicht wie ein Mann aussah, der im Bett ohnmächtig geworden war, sondern eher wie einer, der niedergeschlagen und dann auf das Bett gelegt worden war. In dieser kurzen Pause bemerkte sie eine Bewegung links von ihr. Sie zuckte zurück, und der Schlag traf sie nur auf den Rücken, nicht auf den Kopf. Der Prügel erwischte auch ihre rechte Schulter und lähmte ihren Arm bis zu den Fingerspitzen. Sie stolperte vorwärts, als der Mann, der sie geschlagen hatte, die Tür hinter ihr zuschlug.
Das Mädchen war mit von der Partie. Althea begriff das sofort. Angespornt von ihrem Schmerz schlug sie der Bedienung so hart sie konnte mit der linken Hand ins Gesicht.
Es war zwar nicht ihr bester Schlag, aber das Mädchen war von dem Schreck genauso gelähmt wie von dem Schmerz. Sie hielt sich das Gesicht und stolperte zurück, während Althea zu dem Mann neben der Tür herumwirbelte. »Du herzloser kleiner Mistkerl«, schrie der und holte aus. Althea duckte sich unter dem Schlag weg und sprang an ihm vorbei zur Tür.
Sie riss sie halb auf. »Presser«, schrie sie aus Leibeskräften.
Dann sah sie nur noch einen weißen Blitz und fiel zu Boden.
Als erstes hörte Althea die Stimmen. »Einer von der Tern , derjenige, nach dem sie gesucht haben. Er war im Bierkeller gefesselt. Einer von der Carlyle und die zwei hier von der Reaper Außerdem sieht es so aus, dass einige draußen verscharrt sind. Vermutlich haben sie zu hart zugeschlagen.
Eine üble Art für einen Seemann abzutreten.«
Die zweite Stimme klang ziemlich unbeteiligt, als sie antwortete. »Na ja, stimmt schon, aber anscheinend wachsen immer wieder neue nach.«
Sie öffnete die Augen und sah umgestürzte Bänke und Tische.
Sie lag mit der Wange in einer Pfütze und hoffte, dass es sich um Bier handelte. Vor ihrem Gesicht standen Männerbeine und Stiefel so dicht vor ihren Augen, dass es schien, als würden sie sie gleich treten. Sie hob den Kopf und sah an ihnen hoch. Es waren Stadtwachen, die aufgrund des Wetters schwere Lederkleidung trugen. Sie ließ den Kopf zu Boden sinken. Beim zweiten Versuch schaffte sie es aufzustehen. Die Bewegung ließ den Raum um sie herum schwanken.
»Heh, der Junge kommt zu sich«, bemerkte jemand. »Warum hast du Pags Tochter geschlagen, du Mistkerl?«
»Sie war der Köder. Sie ist mit von der Partie«, sagte Althea langsam. Männer. Sahen sie denn nie, was direkt vor ihrer Nase lag?
»Vielleicht, vielleicht auch nicht«, antwortete der Mann wohlüberlegt. »Kannst du stehen?«
»Ich glaube schon.«
Sie zog sich an einem umgekippten Stuhl hoch und rappelte sich auf. Ihr war schwindlig, und am liebsten hätte sie sich übergeben. Vorsichtig betastete sie ihren Hinterkopf und sah dann ihre roten Finger an. »Ich blute«, sagte sie laut, aber das schien niemanden sonderlich zu interessieren.
»Dein Maat liegt immer noch da drin«, sagte der Mann. »Du solltest ihn lieber rausholen und auf dein Schiff bringen. Pag ist ziemlich sauer, dass du seine Tochter geschlagen hast. Hat man dich nicht gelehrt, wie man Frauen behandelt?«
»Pag steckt auch mit in der Sache drin, wenn es in seinem Hinterzimmer und seinem Bierkeller passiert«, erwiderte Althea schwach.
»Pag? Pag führt diese Taverne seit zehn Jahren, soweit ich weiß.
Ich würde an deiner Stelle keine so wüsten Beschuldigungen von mir geben. Es ist
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