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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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habe sie unterschätzt. Sie konnte diese Reise überleben, solange sie so weitermachte. Nicht, dass sie viele Jahre als Junge reisen konnte, aber diesen Törn würde sie überstehen.
    Ein Schankmädchen kam und füllte seinen Krug. Er nickte ihr zu und schob eine Münze über den Tisch. Sie machte einen Knicks und eilte zum nächsten Tisch. Sie war ein hübsches Ding. Wieso ihr Vater ihr wohl erlaubte, hier in diesem Schankraum zu arbeiten? Ihr Verhalten machte deutlich, dass sie keine der Frauen war, die hier als Huren arbeiteten, aber er fragte sich, ob wohl alle Seeleute das respektierten. Als er ihr mit den Blicken folgte, sah er, dass die meisten Matrosen es taten. Ein Mann versuchte ihren Ärmel zu packen, nachdem sie ihn bedient hatte, aber sie wich ihm geschickt aus. Als sie jedoch zu Athel kam, blieb sie stehen. Sie lächelte, als sie den Schiffsjungen fragte, ob er seinen Krug gefüllt haben wollte.
    Althea blickte umständlich hinein und erlaubte dem Mädchen dann, ihn zu füllen. Das Lächeln, das sie Althea zuwarf, war erheblich freundlicher als das, das sie den anderen Kunden geschenkt hatte. Brashen grinste. Althea gab einen gutaussehenden Burschen ab, und die Schüchternheit des Schiffsjungen machte ihn vermutlich noch verlockender.
    Brashen fragte sich, ob Altheas Verlegenheit wirklich nur gespielt war.
    Er stellte seinen Krug auf den Tresen und knöpfte seinen Mantel auf. Hier drin war es einfach zu warm. Er lächelte zufrieden. Es war warm und trocken, und der Boden unter seinen Füßen schwankte nicht. Die Unruhe, der ständige Begleiter eines Seemanns, ließ einen Moment nach. Wenn sie Candletown mit ihrer Ladung erreicht hatten, würde er genug verdient haben, damit er etwas Atem schöpfen konnte.
    Allerdings war er nicht so närrisch, alles auszugeben. Nein.
    Diesmal würde er sich Kapitän Vestrits Rat zu Herzen nehmen und etwas zur Seite legen. Er hatte jetzt sogar eine Wahl. Er wusste, dass der Kapitän der Reaper ihn nur zu gern behalten würde. Vermutlich konnte er sogar so lange auf dem Schiff bleiben, wie er wollte. Oder er konnte sich in Candletown sein Schiffsticket geben lassen und sich ein wenig umsehen.
    Vielleicht fand er dort ein anderes Schiff, ein besseres als die Reaper . Ein saubereres, schnelleres Schiff. Wieder auf einem Kaufmannsschiff anheuern, alle Segel setzen und von Hafen zu Hafen segeln. Ja.
    Er fühlte das einst vertraute Brennen auf der Unterlippe und schob das Stück Cindin hastig zur Seite. Es war genauso wirkungsvoll, wie der Verkäufer es versprochen hatte, wenn es sich so schnell durch seine Haut brennen konnte. Er trank noch einen Schluck Bier und kühlte die Stelle. Es war Jahre her, seit er Cindin genommen hatte. Kapitän Vestrit war in diesem Punkt unerbittlich gewesen. Wenn er einen Mann auch nur verdächtigte, Cindin zu nehmen, sei es an Land oder gar an Deck, untersuchte er seine Unterlippe. Beim kleinsten Anzeichen einer Verbrennung wurde er im nächsten Hafen von Bord gejagt, und zwar ohne Heuer. Brashen hatte das kleine Stück vorher an einem Spieltisch gewonnen. Das war auch ein Zeitvertreib, dem er in letzter Zeit nur selten gefrönt hatte. Aber verdammt, irgendwann musste ein Mann sich entspannen, und jetzt war eine gute Gelegenheit dafür. Er benahm sich ja auch nicht unverantwortlich. Er hatte niemals etwas eingesetzt, auf das er nicht auch leicht verzichten konnte. Begonnen hatte er das Spiel mit einem Seebärzahn, aus dem er während seiner Freiwachen einen Fisch geschnitzt hatte. Fast von Beginn des Spiels an hatte er gewonnen. Oh, er hätte zwar beinahe sein Deckmesser verloren, und das wäre ein harter Schlag gewesen.
    Doch dann hatte sich das Glück gewendet, und er hatte nicht nur das Stück Cindin gewonnen, sondern auch das Geld für sein Abendbierchen.
    Beinahe hatte er deswegen ein schlechtes Gewissen. Die Burschen, die diese Münzen verloren hatten, waren der Maat und der Steward der Jolly Gal , einem anderen Schlachterschiff hier im Hafen. Nur hatte die Jolly Gal leere Laderäume und volle Fässer mit Salz an Bord. Sie war gerade erst auf dem Weg zu den Stränden. Da sie so spät unterwegs war, würde sie es schwer haben, ihre Laderäume noch zu füllen. Es hätte Brashen nicht überrascht, wenn sie die ganze Saison in den Fanggründen blieb und von Seebären auf kleinere Wale umsattelte. Das war eine hässliche, gefährliche Arbeit. Er war froh, dass er es nicht tun musste. Und sein Gewinn heute Abend war ein Zeichen, da war er sich

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