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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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zu schreien. Nach der Feuchtigkeit, die ihn überzog, vermutete er, dass es heute neblig war. Also wartete Paragon ängstlich und fragte sich, warum die beiden Menschen wohl mitten in der Nacht durch den Nebel zu ihm kamen. Es bestand kein Zweifel daran, dass er ihr Ziel war. Ansonsten gab es nichts an diesem Strand. Als sie näher kamen, roch er den Gestank einer Öllaterne. Es schien ihnen nicht viel zu nützen, denn sie fluchten ständig, während sie sich mühsam zu ihm vorarbeiteten. Er wusste bereits, dass einer von beiden Mingsley war. Mittlerweile kannte er die Stimme des Mannes für seinen Geschmack viel zu gut.
    Vielleicht wollten sie ihn ja in Brand setzen. Er hatte Mingsley das letzte Mal, als der bei ihm war, geärgert. Vielleicht warf der Mann ja seine Laterne auf ihn. Das Glas würde bersten, und das brennende Öl würde sich über ihn ergießen. Er würde hier sterben, schreiend und hilflos, einen langsamen Feuertod.
    »Es ist nicht mehr weit«, versicherte Mingsley seinem Gefährten.
    »Das ist jetzt das dritte Mal, dass Ihr das sagt«, beschwerte sich eine andere Stimme. Sein Akzent verriet noch deutlicher den Chalcedaner als der von Mingsley den Mann aus Jamaillia. »Ich bin zweimal hingefallen, und mein Knie blutet. Hoffentlich ist die Sache das alles wert, Mingsley«
    »Ist sie, ist sie. Wartet, bis Ihr es seht.«
    »In diesem verdammten Nebel sehen wir gar nichts. Warum konnten wir nicht am Tag herkommen?«
    Zögerte Mingsley bei seiner Antwort? »Es hat einige Aufregung in der Stadt gegeben. Die alteingesessenen Händler mögen die Vorstellung gar nicht, dass jemand ein Zauberschiff kauft, der nicht einer von ihnen ist. Wenn sie wüssten, dass Ihr interessiert wärt… Nun ja. Ich habe einige ziemlich unverhüllte Warnungen bekommen, mich von hier fernzuhalten. Wenn ich frage, warum, bekomme ich nur Ausflüchte und Lügen zu hören. Sie behaupten, dass nur ein Bingtown-Händler ein Lebensschiff besitzen könnte. Und wenn man nach dem Grund fragt, bekommt man nur noch mehr Lügen zu hören. Es widerspricht vermutlich ihrer Tradition, wenn man das Argument glauben mag. Aber eigentlich steckt viel mehr dahinter. Mehr, als ich vermutet hatte, als ich angefangen habe zu verhandeln. Aha! Wir sind da! Trotz seiner Beschädigung könnt Ihr sehen, wie prachtvoll er gewesen ist!«
    Die Stimmen waren näher gekommen, während Mingsley sprach. Und die Vorahnung in Paragon war ebenfalls gewachsen, aber seine Stimme war unerschütterlich, als er jetzt dröhnte:
    »Prachtvoll? Das letzte Mal habt Ihr mich mit dem Wort hässlich bedacht!«
    Mit Genugtuung hörte er, wie die beiden Männer nach Luft schnappten.
    Mingsleys Stimme klang nicht mehr so selbstbewusst, als er jetzt versuchte zu prahlen. »Nun, das hätten wir erwarten sollen.
    Ein Lebensschiff ist eben lebendig.«
    Es gab ein Geräusch, als schlüge Metall auf Metall. Paragon vermutete, dass die Laterne aufgeklappt worden war, damit sie mehr Licht spendete. Der Geruch von heißem Öl verstärkte sich. Paragon verschränkte unbehaglich die Arme vor der Brust. »Hier, Firth«, sagte Mingsley. »Was haltet Ihr von ihm?«
    »Ich bin… überwältigt«, sagte der andere Mann. Seine Stimme klang ehrlich bewundernd. Doch dann hustete er und fuhr fort: »Aber ich weiß immer noch nicht, was wir mitten in der Nacht hier machen. Oh, sicher, einen Teil kann ich mir denken. Ihr wollt meine finanzielle Unterstützung. Aber warum sollte ich Euch helfen, eine Summe aufzubringen, von der man sich drei Schiffe dieser Größe kaufen könnte? Statt eines gestrandeten Wracks mit einer zerhackten Galionsfigur? Selbst wenn sie reden kann.«
    »Weil das Schiff aus Hexenholz gemacht ist.«
    Mingsley sprach die Worte aus, als enthüllte er ein wohlgehütetes Geheimnis.
    »Und? Das sind alle Zauberschiffe«, konterte Firth unbeeindruckt.
    »Und warum sind sie das wohl?«, fragte Mingsley geheimnisvoll. »Warum sollte man ein Schiff aus Hexenholz bauen, ein Stoff, der so furchtbar teuer ist, dass es Generationen dauert, die Schuld abzuzahlen? Warum wohl?«
    »Das weiß doch jeder«, knurrte Firth. »Sie erwachen zum Leben und sind dann einfacher zu segeln.«
    »Sagt mir eins: Wenn Ihr über das Hexenholz Bescheid wüsstet, würdet Ihr dann das Vermögen Eurer Familie drei oder vier Generationen lang belasten, um solch ein Schiff zu besitzen?«
    »Nein. Aber die Händler aus Bingtown sind verrückt. Das weiß auch jeder.«
    »Genauso verrückt, wie jede einzelne verdammte

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