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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kugel-Ketten-Geschosse auf ihre Takelage abgefeuert, aber das Schiff war ihnen im letzten Moment ausgewichen.
    Wütend hatte Kennit nach Feuerbällen verlangt, und Sorcor hatte zögernd zugestimmt. Einer von ihnen traf gut und zerplatzte auf dem Deck, das sofort in Flammen aufging. Aber beinahe genauso schnell, wie die Flammen die Leinwand hinaufzüngelten, brach das Segel herunter und stürzte auf das Deck, wo die Mannschaft wie verrückt darauf herumtrampelte und das Feuer mit Wasser löschte. Und mit jedem Moment vergrößerte das Zauberschiff irgendwie den Abstand zu ihnen.
    Kennit hatte seine Mannschaft wie ein Verrückter angeschrien, hatte mehr Segel setzen lassen und alles versucht, um noch ein bisschen mehr Geschwindigkeit aus dem Schiff herauszuholen.
    Aber als wenn sich die Götter gegen ihn verschworen hätten, kam plötzlich eine Winterbö auf. Es war eine von diesen schrecklichen Inselböen, bei der der Wind in alle möglichen Richtungen peitschte. Graue Regenschleier fegten vom Himmel und blendeten sie beinahe. Er kletterte selbst auf den Mast und versuchte, das Schiff im Auge zu behalten. All seine Sinne waren ausschließlich darauf gerichtet, und immer wieder sah er es.
    Doch jedes Mal war es ein Stück weiter entfernt. Es bog um eine Landzunge, und als die Marietta , ebenfalls herumsegelte, war das Zauberschiff weg. Einfach so.
    Jetzt war es Abend, der Wind bauschte die Segel der Marietta , und der eintönige Regen hatte nachgelassen. Seine Mannschaft ging ihm auf Zehenspitzen aus dem Weg. Sie merkten nicht, dass sein schrecklicher Zorn auf sie mittlerweile abgeebbt war. Er stand auf dem Achterdeck und beobachtete, wie das Hexenfeuer in ihrem Kielwasser leuchtete, und versuchte, zur Ruhe zu kommen.
    »Ich nehme an, dass du Sorcor einen weiteren Sklavenhändler schuldest, richtig?«, bemerkte der Talisman liebenswürdig.
    »Ob du wohl schwimmst, wenn ich dich losbinde und ins Wasser werfe?«
    »Finden wir es doch heraus«, schlug das Gesicht freundlich vor.
    Kennit seufzte. »Der einzige Grund, warum ich dich toleriere, ist der, dass du mich damals soviel gekostet hast.«
    Sein Spiegelbild spitzte die Lippen. »Ich frage mich, ob du das auch bald zu der Hure sagst.«
    Kennit schloss die Augen. »Kannst du nicht die Klappe halten und mich einen Moment in Ruhe lassen?«
    Ein leiser Schritt und ein Rascheln von Stoff ertönten auf dem Deck hinter ihm. »Habt Ihr mit mir gesprochen?«, fragte Etta.
    »Nein.«
    »Ich dachte, Ihr hättet etwas gesagt… Wollt Ihr allein sein?
    Ich kehre in die Kajüte zurück, wenn Ihr wollt.«
    Sie machte eine kleine Pause und fuhr dann leiser fort: »Aber ich wäre lieber bei Euch, wenn es Euch gefiele.«
    Ihr Parfüm drang ihm in die Nase. Lavendel. Er war unentschlossen und wandte den Kopf, weil er sie betrachten wollte. Sie machte einen tiefen Knicks, eine Dame, die ihren Herrn begrüßt.
    »Oh, bitte!«, knurrte er ungläubig und blickte wieder aufs Meer hinaus.
    »Danke«, sagte sie herzlich. Etta überquerte mit wenigen Schritten das Deck und stand plötzlich neben ihm. Sie berührte ihn nicht. Selbst jetzt noch hütete sie sich vor zu großen Vertraulichkeiten. Und sie lehnte sich auch nicht einfach an das Geländer neben ihm. Sie stand aufrecht da und hielt sich mit einer Hand an der Reling fest. Und sie sah ihn an. Nach einer Weile konnte er es nicht mehr aushalten. Er drehte sich um und erwiderte ihren Blick.
    Sie lächelte ihn strahlend an.
    »Entzückend«, meinte der kleine Talisman an seinem Handgelenk. Und Kennit musste ihm Recht geben. Etta senkte den Blick und sah von ihm weg, als wäre sie verwirrt. Sie trug ein neues Kostüm. Der Seemann, der sie an Bord getragen hatte, war seinen Befehlen gefolgt und hatte ihr eine Wanne warmen Wassers für ihr Bad bereitet. Aber was er ihr zum Anziehen geben sollte, wusste er nicht. Natürlich passte die grobe Kleidung eines Seemanns nicht zu der Dame des Kapitäns.
    Angstschlotternd hatte er ihr das Nachthemd des Kapitäns hingelegt und ihr dann einige Stoffballen von ihrer letzten Beute angeboten. Kennit war über diese Großzügigkeit zunächst verstimmt gewesen, hatte sich aber schließlich gefügt. Nadeln und Faden gab es an Bord eines Segelschiffes in Hülle und Fülle, und Etta hatte sich mit ihren Näharbeiten beschäftigt. Kennit kam schließlich zu dem Schluss, dass sein Matrose brillant gewesen war. Während die Frau nähte, belästigte sie ihn nicht.
    Und die Kleidung, die Etta sich anfertigte, war anders

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