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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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länger den Kredit der Familie belasten darf. Es wird zwar eine Demütigung sein, aber…«
    Sie brach ab, als müsse sie nachdenken. »Ja. Ich werde in all diese Dinge auch Seiden einbeziehen. Ich glaube nicht, dass es zu früh für ihn ist, damit zu beginnen. Vielleicht hätte ich niemals zulassen sollen, dass Malta ihren Willen immer so leicht durchsetzen konnte.«
    Ronica nickte und unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Auf dem Schreibtisch lagen bereits einige Zettel mit Maltas Siegel, für Süßigkeiten und Kram und sündhaft teure Düfte. Maltas gedankenlose Ausgaben waren nicht einfach zu finanzieren gewesen, aber es war ein Thema gewesen, das Ronica Keffria gegenüber nicht hatte erwähnen wollen. Jetzt fragte sie sich, warum eigentlich. »Sie ist deine Tochter«, sagte Ronica. »Aber ich fürchte, das wird nicht einfach. Für keinen von uns. Und…«, fuhr sie widerstrebend fort, »sie muss noch etwas erfahren. Unser Vertrag mit der Festrew-Familie.«
    Keffria sah sie erstaunt an. »Aber ich bin doch verheiratet«, sagte sie nachdrücklich.
    Ronica empfand Mitgefühl für ihre Tochter. Sie erinnerte sich jetzt daran, wie sie sich gefühlt hatte, als ihre heranwachsenden Töchter plötzlich von einem Handel verwundbar schienen, der Generationen zuvor abgeschlossen worden war. »Das bist du«, sagte sie ruhig. »Und Althea wird vermisst. Und unsere Schulden wachsen erheblich schneller als unsere Einnahmen. Keffria, erinnere dich an die Bedingungen des Vestrit-Vertrages. Blut oder Gold. Sobald Malta der Gesellschaft von Bingtown als Frau präsentiert worden ist, ist sie den Festrews verfallen, wenn wir nicht genug Gold aufbringen sollten, um die Zahlung zu leisten.
    Und«, räumte sie zögernd ein, »im Hochsommer hatte ich bereits zuwenig. Ich habe versprochen, die Schuld bis zum Winter zu bezahlen. Plus einer Geldbuße.«
    Sie fand nicht den Mut, ihrer Tochter einzugestehen, wie hoch diese Geldbuße war.
    »Wenn wir das nicht können, dann wird Caolwn Festrew vielleicht ihr Recht in Anspruch nehmen, Blut von uns zu verlangen. Althea, wenn sie bis dahin gefunden wird. Malta, falls nicht.«
    Ronica wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Sie sah zu, wie ihre Tochter sie voller Entsetzen anblickte, als ihr die Bedeutung der Worte dämmerte. Dem Schreck folgte unausweichlich die Wut. »Das ist nicht fair! Ich habe einem solchen Handel niemals zugestimmt! Wie kann Malta als Unterpfand für einen Vertrag dienen, der Generationen vor ihrer Geburt unterzeichnet wurde? Das macht keinen Sinn. Und es ist nicht fair!«
    Ronica wartete eine Weile. Dann sagte sie die Worte, die jeder Spross eines Händlers irgendwann hörte. »Das ist der Händler.
    Er ist nicht fair, nie. Und nicht gerecht. Nie. Manchmal ist er kaum nachvollziehbar. Aber es ist der Händler. Was haben wir gehabt, als wir an die Verwunschenen Ufer gekommen sind?
    Nur uns selbst. Und das Wort eines Mannes. Oder einer Frau.
    Wir haben uns gegenseitig Loyalität geschworen, nicht nur für einen Tag oder ein Jahr, sondern für alle Generationen. Und deshalb haben wir hier überlebt, wo kein anderer das geschafft hatte. Wir haben uns diesem Land und seinen Erfordernissen verpfändet. Das, denke ich, ist noch ein Thema, das du mit Malta nicht besprochen haben dürftest. Du solltest es aber tun, und zwar bald, denn sie hat gewiss bereits Gerüchte gehört.«
    »Aber sie ist doch noch ein Kind«, erwiderte Keffria hilflos.
    »Das ist sie«, pflichtete Ronica ihr bei. »Aber nur noch kurze Zeit. Und sie muss gründlich vorbereitet werden.«

7. Listen und Tücken

    »So. Es hat also nicht so funktioniert, wie Kapitän Kennit, der Piratenkönig, es geplant hat, stimmt’s?«
    »Halt den Mund.«
    Kennit antwortete eher müde als wütend.
    Es war ein kummervoller und kräftezehrender Tag gewesen. Sie hatten ein Zauberschiff gesichtet, ein breitbäuchiges Handelsschiff alten Stils. Es war weit vor ihnen gewesen und hatte sich durch die Untiefen des Wiederfalsch-Kanals getastet.
    Das Schiff lag tief im Wasser, offensichtlich schwer mit einer wertvollen Fracht beladen. Die Marietta hatte Segel gesetzt und war nah genug herangekommen, dass sie hören konnten, wie die Galionsfigur dem Steuermann die Lotfäden und die Richtung zurief. Sie konnten sogar die Gesichter der Männer sehen, die das Schiff segelten, und waren so nah, dass sie ihre Schreie hörten, als sie die Rabenflagge erkannten. Sie hatten sich gegenseitig Ermunterungen zugerufen. Sorcor hatte seine

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