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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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als alles, was Kennit jemals zuvor an einer Frau gesehen hatte. Und zudem noch sehr praktisch für ein Leben an Bord eines Schiffes.
    Nicht dass er vorhatte, sie auf Dauer an Bord zu behalten. Er wusste nur noch nicht genau, wo er sie unterbringen sollte. Es war sehr bequem für ihn, dass sie so anpassungsfähig war. Sie hatte sich noch kein einziges Mal beschwert, seit er sie an Bord gebracht hatte. Außer am zweiten Tag, als sie in die Kombüse gestürmt war und dem Koch klargemacht hatte, dass er den Eintopf versalzen hatte, den er für Kennit zubereitet hatte.
    Seitdem beaufsichtigte sie die Zubereitung des Abendessens meistens selbst. Woraufhin sich das Essen tatsächlich verbessert hatte.
    Aber sie bleibt eine Hure, rief sich Kennit ins Gedächtnis.
    Trotz ihres kurzen Haarschopfs, in dem sich der Glanz der Schiffslaternen fing, trotz ihrer smaragdgrünen, weitärmligen Bluse oder der Hose aus Brokat. Trotz der golddurchwirkten Schärpe, die ihre schmale Taille umschlang, war sie immer noch seine Hure. Selbst wenn ein kleiner Rubin in ihrem Ohrläppchen funkelte und ein dicker, pelzgesäumter Umhang sie gegen den Wind schützte.
    »Ich habe über dieses Zauberschiff nachgedacht, das Euch heute entgangen ist!«, wagte sie zu sagen. Sie sah ihn an. Ihre Augen waren dunkel, dunkel und kühn. Zu kühn für seinen Geschmack. Sie schien es zu spüren, denn sie senkte den Blick, noch bevor er sie anschrie:
    »Sprich nicht davon!«
    »Das werde ich auch nicht«, versprach sie freundlich. Aber nach einem Moment brach sie eben dieses Versprechen. »Die Geschwindigkeit eines Zauberschiffs ist legendär«, sagte sie ruhig. Sie sah aufs Kielwasser und sprach in die Nacht. »Ich weiß so gut wie nichts über Piraterie«, gab sie zu. Als wenn ihn das überrascht hätte! »Aber ich frage mich, ob die Bereitschaft eines Schiffes, schnell zu fliehen, nicht irgendwie gegen es benutzt werden kann.«
    »Ich wüsste nicht, wie«, erwiderte Kennit verächtlich.
    Sie leckte sich die Lippen, bevor sie sprach, und einen Augenblick konzentrierte er sich vollkommen auf diese winzige Bewegung der nass-rosa Zungenspitze. Unvernünftigerweise durchzuckte ihn eine heiße Welle der Begierde. Verdammt.
    Ständig der Gegenwart einer Frau ausgesetzt zu sein war nicht gut für einen Mann. Er atmete tief aus.
    Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Wenn er sicher gewesen wäre, dass sie aus Belustigung über ihn lächelte, hätte er sie geschlagen. Aber sie sprach nur von Piraterie. »Ein Kaninchen bringt sich damit um, wenn es Hals über Kopf in die Falle rennt«, bemerkte sie. »Wenn jemand nun den voraussichtlichen Kurs eines Zauberschiffs kennt und wenn jemand mehr als ein Piratenschiff zur Verfügung hätte… Nun, dann könnte ein einzelnes Schiff die Jagd aufnehmen und das Zauberschiff dazu bringen, kopflos in einen Hinterhalt zu segeln.«
    Sie hielt inne und sah wieder auf das Wasser. »Man hat mir gesagt, dass es sehr schwierig ist, ein Schiff anzuhalten, selbst wenn man eine Gefahr deutlich vor sich sieht. Und ich glaube, dass es in diesen Gewässern viele schmale Kanäle gibt, wo ein Segelschiff nur die Wahl hat, auf Grund zu laufen, wenn es einer Kollision entgehen will.«
    »Ich denke, das könnte man bewerkstelligen, obwohl ich das Gefühl habe, dass es viele ›Wenns‹ dabei gibt. Es würde die absolut richtigen Umstände erfordern.«
    »Ja, das stimmt wohl«, murmelte sie und schüttelte sich mit einer kurzen Kopfbewegung das Haar aus den Augen. Ihr kurzes, glattes Haar war pechschwarz, wie der Nachthimmel zwischen den Sternen. Er musste nicht fürchten, sie zu küssen.
    Sie hatte in den letzten Tagen außer ihm keinen Mann gehabt.
    Sie sah, wie er sie betrachtete. Ihre Augen weiteten sich plötzlich, und sie atmete schneller und flacher. Plötzlich presste er sich an ihren Körper, drückte sie gegen die Reling und bändigte sie. Gewaltsam öffnete er ihren Mund, fühlte die kleinen, harten Brustspitzen durch die dünne Seide ihrer Bluse.
    Dann löste er seinen Mund von ihrem.
    »Erlaube dir niemals«, sagte er rauh, »mich über mein Geschäft zu belehren. Ich weiß sehr gut, wie ich bekomme, was ich will.
    Und ich brauche keine Frau, die mir Ratschläge erteilt.«
    Ihre Augen waren so dunkel wie die Nacht. »Ja«, stimmte sie ihm heiser zu. »Das wisst Ihr wirklich sehr gut.«
    Er hörte sie lange, bevor sie ihn erreichten. Er wusste, dass es mitten in der Nacht sein musste, denn die Abendvögel hatten schon lange aufgehört

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