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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Die Emotionen des Schiffes überdeckten vollkommen seine Angst vor dem, was jetzt folgen würde, nachdem das Sklavenschiff geentert worden war. Die Galionsfigur drehte sich um und sah Kennit an. Die gegenseitige Bewunderung der beiden war das Erkennen des Jägers im jeweils anderen.
    »Wir werden gut zusammen jagen, wir zwei«, bemerkte Viviace.
    »Das werden wir«, versprach ihr Kennit.
    Wintrow trieb davon. Er war zwar mit ihnen verbunden, aber sie ignorierten ihn. Für das, was sie soeben im jeweils anderen entdeckt hatten, war er unwichtig. Er spürte, dass die Verbindung zwischen ihnen auf einem tieferen, grundsätzlicheren Niveau existierte als dem, das er erlangt hatte. Was genau erkannten sie im anderen? Was es auch war, er fühlte kein noch so schwaches Echo davon in sich selbst. Kaum eine Körperlänge von ihnen getrennt war ein anderes Deck, auf dem Männer um ihr Leben kämpften. Dort floss das Blut, aber was hier strömte, zwischen dem Zauberschiff und dem Piraten, war etwas noch viel Dickeres.
    »Wintrow! Wintrow!« Wie durch einen Nebel hörte der Junge seinen Namen und drehte sich um. Kennit grinste ihn an und deutete auf das gekaperte Schiff. »Komm mit, Junge!«
    Wintrow folgte Kennit wie betäubt über die Reling und auf ein fremdes Deck, auf dem Männer kämpften, fluchten und schrien. Etta war plötzlich neben ihnen und hatte ein Schwert in der Hand. Sie schritt mit einer panterhaften Wachsamkeit über die Planken. Ihr schwarzes Haar glänzte im Sonnenlicht. Kennit selbst hielt ein langes Messer in der Hand, aber Wintrow schwebte unbewaffnet und mit großen Augen durch diese fremde Welt. Sein Verstand klärte sich etwas, als er die Hexenholzplanken der Viviace verließ, aber das Chaos, in das er eintauchte, war beinahe genauso betäubend. Kennit schritt furchtlos vorwärts. Etta hielt sich an seiner rechten Seite. Sie suchten sich ihren Weg über das schmutzige, stinkende Deck. Sie gingen an Männern vorbei, die sich gegenseitig töten wollten, und umgingen einen Mann, der in einer Blutlache am Boden lag. Ein Pfeil hatte ihn durchbohrt, aber der Sturz aus der Takelage hatte noch größeren Schaden angerichtet. Sein Gesicht wirkte unheimlich, als er vor Schmerz grinste und seine Augen zusammenkniff, als wäre er fröhlich, während ihm das Blut aus den Ohren lief und in seinen Bart sickerte.
    Sorcor eilte über das Deck zu ihnen. Die Marietta hatte anscheinend schnell aufgeholt, als sie sich Mühe gegeben hatte. Ihre Mannschaft hatte das Sklavenschiff von der anderen Seite geentert. Von dem Schwert in Sorcors Faust tropfte Blut, während sein tätowiertes Gesicht zufrieden strahlte. »Hier sind wir fertig, Sir!«, begrüßte er Kennit leutselig. »Es leben nur noch ein paar Seelen auf dem Kahn. Unter ihnen war kein einziger echter Kämpfer.« Ein wilder Schrei untermalte seine Bemerkung, und ihm folgte ein lautes Platschen. »Noch einer weniger«, meinte Sorcor fröhlich. »Ich habe einigen Leuten befohlen, die Luken zu öffnen. Das ganze Unterdeck stinkt. Ich glaube, dort hängen genauso viele Leichen in den Ketten wie Lebende. Wir müssen die Leute schnell herausholen. Das Schiff zieht Wasser, wie ein Seemann Bier in sich hineinschüttet.«
    »Haben wir Platz für alle, Sorcor?«
    Der massige Pirat zuckte mit den Schultern. »Sehr wahrscheinlich. Sie werden unsere Schiffe füllen, aber wenn wir wieder mit der Brummbär zusammenkommen, dann können wir viele übersetzen.«
    »Ausgezeichnet.« Kennit nickte beinahe abweisend. »Wir segeln nach Divvytown, wenn wir die Brummbär eingeholt haben. Es wird Zeit, dass sich herumspricht, wie wir uns geschlagen haben.«
    »Das würde ich auch sagen«, meinte Sorcor grinsend.
    Ein blutverschmierter Pirat trat hastig zu ihnen. »Entschuldigt, Sirs, aber der Koch will verhandeln. Er hat sich in der Kombüse verbarrikadiert.«
    »Bring ihn um«, befahl Kennit verärgert.
    »Entschuldigt, Sir, aber er sagt, er wüsste etwas, weswegen es sich lohnen würde, ihn am Leben zu lassen. Sagt, er wüsste, wo ein Schatz ist.«
    Kennit schüttelte angewidert den Kopf.
    »Wenn er weiß, wo ein Schatz ist, weshalb holt er ihn sich dann nicht, statt Sklaven auf diesem Müllhaufen zu bekochen?«, fragte Etta spöttisch.
    »Das weiß ich nicht, Madam«, antwortete der Pirat. »Er ist ein alter Seebär. Hat ein Auge und eine Hand verloren. Behauptet, er wäre mit Igrot dem Schrecklichen gesegelt. Das hat uns zu denken gegeben. Alle wissen, dass Igrot die Barkasse des Satrapen

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