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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Wintrows Blick bemerkte.
    Die ganze Mannschaft reagierte auf diese neue Situation. Wintrow hätte Eifersucht erwartet oder Unzufriedenheit darüber, wie der Kapitän seine Lady umschmeichelte. Stattdessen waren sie stolz auf ihn, als wenn seine Männlichkeit und der Besitz dieser begehrenswerten Frau ihnen allen Ehre machten. Die Moral auf dem Schiff stieg in einem Maß, das Wintrow noch nie erlebt hatte. Die neuen Mannschaftsmitglieder fügten sich nahtlos in die alte Crew ein. Alle Unzufriedenheit, die die befreiten Sklaven noch empfunden haben mochten, löste sich in Luft auf. Warum sollte man ein Schiff haben wollen, wenn man zu Kennits Mannschaft auf seinem Schiff gehören konnte?
    Viviace hatte seit dem Tod von Opal drei weitere Kaperungen miterlebt. Es waren kleinere Frachtschiffe gewesen, keine Sklavenschiffe. Wintrow kannte das Muster. Die Fahrrinne, die Sorcor und Kennit ausgesucht hatten, war für diese Art Hinterhalt hervorragend geeignet. Sorcor lauerte im Süden auf sie. Er suchte die Schiffe aus und startete die Jagd. Die Viviace wartete am anderen Ende des Kanals. Ihre Aufgabe war es, die fliehenden Schiffe gegen die Felsen zu drängen. Sobald die Schiffe gestrandet waren, stürzten sich die Piraten von der Marietta auf das Schiff und raubten das Opfer aus. Die kleinen Schiffe waren weder gut bemannt noch gut bewaffnet. Was man Kennit zugestehen musste: Er metzelte die Mannschaften nicht nieder. Es gab nur wenig Blutvergießen, denn wenn die Schiffe gestrandet waren, brach der Widerstand meist zusammen. Kennit nahm sie nicht mal als Geiseln, um sie gegen Lösegeld freizulassen. Er raubte einfach nur das Beste von der Ladung und ließ sie mit der strengen Warnung weiterziehen, dass Kennit von den Piraten-Inseln keinen Sklavenschiffen die Durchfahrt durch diese Passage erlauben würde. Er nannte sich nicht König. Noch nicht. Alle drei Schiffe konnten nach dem Zusammenstoß mit ihm ramponiert weitersegeln. So verbreiteten sich die Neuigkeiten schnell.
    Viviace schmollte und ärgerte sich, dass sie an der Planung nicht teilhaben durfte. Sie wurde von Kennit nicht mehr eingeladen, Piraterie oder Politik mit ihm zu besprechen, als wäre sie ein Kind, das man von den Erwachsenengesprächen ausschloss. Er verbrachte die meisten Abende mit Sorcor und Etta an Bord der Marietta. Dort planten sie ihre Fischzüge und feierten ihre Siege. Wenn der Pirat und seine Lady in der Nacht zurückkehrten, war Etta stets mit Kennits neuesten Geschenken geschmückt. Sie waren ausgelassen und angetrunken und zogen sich sofort in die Kapitänskajüte zurück. Obwohl Wintrow das Gefühl hatte, es wäre ein absichtlicher Plan, um Viviace eifersüchtig zu machen, redete er nicht mit ihr darüber. Sie hätte es nicht ertragen, das von ihm zu hören.
    Zwischen den einzelnen Kaperungen führten die Piraten ein beinahe faules Leben. Kennit beschäftigte seine Mannschaft zwar, aber er ernährte sie gut von der Beute der gekaperten Schiffe und gewährte ihnen Zeit für Spiele und Musik. Er schloss Wintrow in diese Vergnügungen mit ein und rief ihn oft in seine Kabine. Allerdings nicht für ein einfaches Kartenspiel. Kennit forderte Wintrow zu strategischen Spielen heraus, nicht zu Glücksspielen. Wintrow hatte das ungute Gefühl, dass der Pirat ihn abschätzte. Und oft, bevor der lange Nachmittag vorbei war, lag das Spiel vergessen zwischen ihnen, während Kennit ihn über die Philosophie von Sa ausfragte. Das zweite Schiff, das sie erbeutet hatten, hatte eine Menge Bücher an Bord gehabt. Kennit war ein unersättlicher Leser und teilte seinen Fang mit Wintrow. Der konnte nicht leugnen, dass diese Zwischenspiele sehr angenehm waren. Manchmal war Etta beim Spiel und bei den Gesprächen anwesend. Wintrow respektierte ihre lebendige Intelligenz, die der von Kennit in nichts nachstand, wenn sie auch weniger gebildet war. Sie hielt mit beiden mit, solange sie allgemein blieben. Nur wenn sie über die Meinung unterschiedlicher philosophischer Schulen redeten, wurde sie rasch schweigsamer und zog sich bald zurück. Als Wintrow an einem Nachmittag absichtlich versuchte, sie in das Gespräch einzubeziehen, stolperte er über ihr Unvermögen. Er wollte ihr das Buch geben, über das sie gerade sprachen. Etta wollte es ihm nicht aus der Hand nehmen.
    »Ich kann nicht lesen, also spar dir die Mühe!«, erklärte sie wütend. Sie hatte auf einer Bank hinter Kennit gesessen und ihm die Schultern massiert, während sie redeten. Jetzt stand sie hastig

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