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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sterben, und hat sich selbst die Schuld dafür gegeben. Es ist ganz natürlich, dass er sich jetzt an sie klammert.« Es war nur eine schwache Entschuldigung, und sie wusste es. Ob Keffria schon davon gehört hatte? Würde es ihre Pläne ändern? Warum verhielt sich Reyn ausgerechnet jetzt so merkwürdig, wo sie mit so vielen anderen Krisen fertig werden mussten?
    »Na ja, ich wünsche mir jedenfalls, dass er sich jetzt >an sie klammert< statt in seinem Zimmer zu wüten«, bemerkte Bendir kühl.
    Jani Khuprus stand unvermittelt auf. »Das ist nicht gut für uns. Ich kann ihn nicht zur Vernunft bringen, wenn er betrunken ist, aber wir werden ihm den Schnaps wegnehmen und darauf bestehen, dass er schläft. Morgen werde ich ihn dazu zwingen, besser auf sein Benehmen zu achten. Du solltest ihm etwas zu arbeiten geben.«
    Bendirs Augen leuchteten auf. »Ich würde ihn gern wieder in die Stadt hinunterschicken. Rewo hat einen Hügel gefunden, tiefer im Sumpf. Er glaubt, dass es sich möglicherweise um das Obergeschoss eines weiteren Gebäudes handeln könnte. Ich würde Reyn gern drauf ansetzen.«
    »Das halte ich nicht für klug. Er sollte nicht einmal in die Nähe der Stadt kommen.«
    »Aber es ist das Einzige, worin er wirklich gut ist«, erwiderte Bendir und verstummte, als seine Mutter ihm einen scharfen Blick zuwarf. Er ging voraus, und Jani folgte ihm. Sie waren noch zwei Brücken von Reyns Zimmer entfernt, als sie bereits seine Stimme hörten. Sie klang undeutlich. Doch als sie die nächste Ebene erklommen, konnten sie jedes Wort seines trunkenen Redeschwalls verstehen. Es war schlimmer, als Jani befürchtet hatte. Es durfte mit ihm nicht so weit kommen wie mit seinem Vater, der am Ende nur noch mit sich selbst geredet hatte. Bitte, Sa, Allmutter, sei nicht so grausam!, dachte sie.
    Reyn stieß plötzlich einen Schrei aus. Bendir lief los, und Jani folgte ihm. Die Tür von Reyns Kammer wurde aufgerissen, und das goldene Licht der Laterne ergoss sich ins Freie. Dann torkelte ihr Sohn nach draußen, blieb stehen und hielt sich am Türrahmen fest. Es war offensichtlich, dass er nicht allein stehen konnte. »Malta!«, schrie er. »NEIN! Malta, nicht!« Er taumelte und fuchtelte wild mit den Armen, als er nach einem Geländer griff.
    Bendir rammte Reyn die Schulter gegen die Brust, schleppte ihn ins Zimmer zurück und warf ihn zu Boden. Reyn schien keinen nennenswerten Widerstand leisten zu können. Er schlug zwar um sich, fiel aber flach auf den Rücken und stöhnte laut auf, als ihm die Luft ausging. Dann schloss er die Augen und verstummte. Er war ohnmächtig. Jani schloss hastig die Tür hinter ihnen. »Lass ihn wieder zu sich kommen. Dann kann er sich aufs Bett legen«, sagte sie müde, aber erleichtert.
    Reyn rollte den Kopf zur Seite. Er öffnete die Augen, und Tränen liefen ihm über die Wangen. »Nein!«, heulte er. »Lasst mich aufstehen. Ich muss zu Malta. Das Drachenweibchen hat sie. Es wird sie vernichten. Ich muss Malta retten.«
    »Sei nicht albern!«, fuhr Jani ihn an. »Es ist mitten in der Nacht, und in deinem Zustand kannst du weder jemanden besuchen, noch dich vor jemandem zeigen. Bendir wird dir ins Bett helfen, und das ist der einzige Ort, an den du gehst.«
    Sein älterer Bruder beugte sich über ihn und packte ihn an seinem Hemd. Er schleppte ihn vom Boden zum Bett und ließ ihn darauf fallen. Dann richtete er sich auf und klatschte in die Hände. »Geschafft«, meinte er keuchend. »Nimm den Schnaps und lösch die Laterne. Reyn, du bleibst hier und schläfst dich aus. Kein weiteres Geschrei.« Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte.
    »Malta«, murmelte Reyn kläglich.
    »Du bist betrunken«, erwiderte Bendir.
    »So betrunken bin ich nicht.« Reyn versuchte sich aufzurichten, aber Bendir schob ihn wieder zurück. Der jüngere Mann ballte die Hände zu Fäusten, wandte sich dann jedoch plötzlich an seine Mutter. »Der Drache hat Malta. Sie ist meinetwegen da. Sie wird sie holen!«
    »Malta wird den Drachen holen?« Jani runzelte die Stirn.
    »NEIN!«, schrie er verzweifelt. Er versuchte erneut, sich aufzusetzen, aber Bendir schob ihn wieder zurück, rauer diesmal.
    Reyn schlug nach seinem älteren Bruder, der dem Schlag ohne Mühe auswich. »Mach das nicht noch mal!«, warnte er ihn wütend. »Oder ich prügel dich windelweich!«
    »Mama!« Das Jammern wirkte lächerlich bei einem erwachsenen Mann. »Malta ist zu dem Drachenweibchen gegangen.« Er holte tief Luft und

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