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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht mal gern hier drin. Die Brücken und die Zugwagen machen mir mehr Spaß. Als wir das letzte Mal hier waren, gab es diesen Erdstoß. Wilee und wir anderen sind gerannt wie die Hasen, um rauszukommen.« Es schien ihm peinlich zu sein, es zuzugeben.
    »Ich wäre auch gerannt«, versicherte Malta ihm tröstend.
    »Lass uns jetzt zurückgehen.«
    »Ich gehe noch ein kleines Stück weiter, weil ich ausprobieren will, ob ich durchpasse. Wartest du hier auf mich?«
    »Ich denke schon.«
    »Du kannst auch an der Tür auf mich warten. Pass einfach dort auf.«
    »Gern. Weißt du, Malta, wenn wir hier unten gefangen werden, durch eigene Schuld, meine ich, dann. Irgendwie käme mir das unhöflich vor. Es ist etwas anderes, wenn Wilee mich hierher bringt. Mir kommt es so vor, als würden wir unsere Gastgeber ausspionieren.«
    »Ich weiß, was ich tue«, versicherte sie ihm. »Es wird nicht lange dauern.«
    »Hoffentlich«, murmelte er, aber Malta war schon weg.
    Der Anfang war nicht schwer. Sie watete durch die feuchte Erde und strich dabei mit den Fingern über den Lichtstreifen. Schon bald musste sie sich ducken, und dann verschwand der Jidzin-Streifen unter der Erde. Zögernd ließ sie ihn los. Das Licht hinter ihr wurde dämmriger. Sie presste die Zähne zusammen und tastete sich auf Händen und Knien weiter. Es dauerte etwas, bis sie den Bogen heraus hatte, sich nicht ständig in ihren Röcken zu verfangen. Als sie mit dem Kopf gegen die Decke stieß, hielt sie an. Ihre Hände waren kalt, und der Stoff ihrer Röcke war schwer von Schlamm. Wie sollte sie das erklären? Sie weigerte sich, jetzt darüber nachzudenken. Außerdem war es zu spät. Noch ein bisschen weiter, sagte sie sich. Sie duckte sich und kroch vorwärts. Schon bald musste sie sich auf Knien und Ellbogen weiterarb eiten. Die einzigen Geräusche waren ihr eigener Atem und ein entferntes Tröpfeln. Sie machte eine kurze Pause, um wieder zu Atem zu kommen. Die Dunkelheit schien sie zu bedrängen. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als presse sie der ganze Erdhügel über ihrem Kopf nach unten. Einfach lächerlich! Sie würde zurückgehen.
    Malta versuchte sich umzudrehen. Ihr Rock rutschte bis zur Taille hoch, und ihre nackten Knie gruben sich in die Erde. Sie fühlte sich, als würde sie sich im Schlamm wälzen. Sie hielt inne. »Selden!«
    Niemand antwortete. Vermutlich war er zurück zur Tür gegangen, sobald sie verschwunden war. Sie steckte den Kopf zwischen die Arme und schloss die Augen. Einen Moment war ihr schwindlig. Sie hätte es nicht versuchen sollen. Die ganze Idee war einfach zu dumm. Wie kam sie darauf, dass ihr gelingen könnte, woran Reyn gescheitert war?

13. Drache und Satrap

    Malta wurde kalt. Die feuchte Erde unter ihr war mehr Schlamm als Erde und hatte ihre Kleidung durchnässt. Je länger sie reglos hocken blieb, desto stärker schmerzte ihr Körper. Sie musste etwas tun, entweder vorwärts gehen oder zurück. Beide Möglichkeiten erschienen ihr zu anstrengend. Vielleicht konnte sie einfach hier liegen bleiben, bis jemand anders etwas unternahm.
    Als sie wieder ruhiger atmete, schwoll die ferne Musik an. Und während sie sich darauf konzentrierte, wurde sie deutlicher. Sie kannte das Lied. Bestimmt hatte sie dazu getanzt, vor langer Zeit. Unwillkürlich summte Malta die Melodie mit, öffnete die Augen und hob den Kopf. Spielte ihr Bewusstsein ihr einen Streich? Die pastellfarbenen Lichter verschoben sich, als sie die Augen bewegte. Sie kroch weiter, auf das Licht und die Musik zu.
    Zu Maltas Verblüffung ging es unvermittelt bergab. Sie hob den Kopf und stellte fest, dass sie genügend Platz über sich hatte. Sie wollte auf Händen und Knien weiterkrabbeln und kam ins Rutschen. Wie ein Otter schlitterte sie den schlammigen Abhang hinab. Sie schrie und versuchte, ihr Gesicht zu schützen. Es erinnerte sie zu sehr an den Unfall mit der Kutsche. Aber sie glitt hinunter, ohne gegen ein Hindernis zu prallen. Sie streckte die Hände vor, doch sie stieß nur gegen Schlamm und dann gegen kalten Stein. Es war der Boden des Flurs. Sie hatte den Einbruch überwunden.
    Malta hatte immer noch zu viel Angst, um aufzustehen. Sie kroch weiter, tastete sich mit den Händen vor, bis sie die Wand erreichte. Vorsichtig strich sie über das Mauerwerk, während sie in die Hocke ging und schließlich aufstand. Plötzlich stie ßen ihre schlammigen Finger gegen den Jidzin-Streifen. Kaum dass sie ihn berührt hatte, flammte das Licht im Korridor strahlend

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