Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Schiff finden, die Piraten töten und ihn retten.«
»Ja, ja. Nur.«
»Nein. Schwöre es bei deinem Namen. Schwöre bei deinem Namen, dass du Kyle Haven retten und Reyn Khuprus in Frieden lassen wirst. Schwöre es, und ich tue alles, was du mir befiehlst.«
Sie spürte die Wut des Drachen wie einen Schlag gegen ihren Körper. »Du wagst es, mir zu befehlen? Ich habe dich jetzt in meiner Gewalt, du kleiner Käfer. Verweigere dich mir, und ich werde deine Seele bis ans Ende deiner Tage quälen. Ich werde dich beherrschen. Ich werde dir befehlen, dir die Fingernägel herauszureißen, und du wirst es tun. Ich werde verlangen, dass du deine Babys erstickst, und du wirst gehorchen. Ich werde aus dir ein Monster machen, das selbst dein eigenes Volk.«
Ein kleiner Erdstoß erschütterte die Kammer und unterbrach die Drohungen des Drachenweibchens.
»Siehst du, selbst die Götter sind über deine Forderungen an mich erzürnt! Tu, was ich dir befehle, oder sie werden dafür sorgen, dass der ganze Hügel auf dich herabstürzt.«
»Und auch auf dich«, meinte Malta erbarmungslos. »Mir ist es gleich, womit du mir drohst. Wenn du all das tun könntest, hättest du Reyn längst gezwungen, dir zu gehorchen. Sag deinen Namen! Sag deinen Namen, oder ich tue nichts für dich! Gar nichts!«
Der Drache schwieg. Malta wartete. Ihr war so kalt. Sie zitterte nicht nur, nein, ihr ganzer Körper wurde so stark geschüttelt, dass ihre Knochen klapperten. Ihr Kopf tat weh, und ihre Wirbelsäule schmerzte. Ihre Füße fühlten sich taub an. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie in einer Pfütze stand oder nicht. Sie war in die Stadt gelangt, hatte sogar den Drachen gefunden und würde dennoch scheitern. Sie konnte niemanden retten, nicht ihren Vater und auch nicht den Mann, der seine Stadt für sie aufgegeben hatte. Das war alles, was sie war, eine hilflose Frau, die kein bisschen Macht besaß. Sie ließ die Hände sinken und wandte sich von dem Holzstamm ab. Langsam arbeitete sie sich durch den Raum zurück. Jedenfalls hoffte sie, dass sie sich in die richtige Richtung bewegte.
Plötzlich ertönte die Stimme des Drachenweibchens. »Tintaglia. Mein Name ist Tintaglia.«
»Und?« Malta blieb wie angewurzelt stehen und wagte kaum zu atmen.
»Und wenn du mich befreist, verspreche ich, Reyn Khuprus in Frieden zu lassen und deinen Vater Kyle Haven zu retten.«
Malta holte tief Luft. Sie hob die Hände und ging mutig den Weg zurück. Als sie das Holz berührte, verneigte sie sich. Plötzlich war jeder Widerstand wie weggeblasen. »Sag mir, wie ich dich befreien kann.«
Das Drachenweibchen sprach schnell und eifrig: »In der Südwand befindet sich eine große Tür. Die Altvorderen haben in dieser Kammer Kunst gemacht. Sie schufen lebende Skulpturen von meiner Art, aus dem Stein der Erinnerungen. Alte Männer schnitzten sie in dieser Kammer, wo sie sicher vor Wind und Wetter waren. Dann sind sie gestorben, in sie eingegangen, und die Skulpturen haben für eine Weile ihr Leben angenommen. Die Tür hat sich geöffnet, die Simulakra sind in die Sonne hinausgeflogen und über der Stadt gekreist. Sie lebten allerdings nicht lange, denn ihre Erinnerungen verblassten, und ihr falsches Leben zerrann. Es gibt einen Friedhof für sie, weiter oben in den Bergen. Die Altvorderen hielten das für eine Art Kunst. Wir fanden es amüsant, uns in Stein gehauen zu sehen. Also haben wir es toleriert.«
»Davon weiß ich nichts«, entgegnete Malta. Die Kälte kroch allmählich ihre Beine hinauf, und ihre Knie taten weh. Sie hatte das Gerede satt. Sie wollte tun, was sie tun musste, und die Sache endlich hinter sich bringen.
»Es gibt Paneele in der Wand, hinter denen sich die Hebel und Kurbeln verbergen, mit denen die große Tür geöffnet werden kann. Suche sie und benutze sie. Wenn die Sonne morgen aufgeht und meine Wiege berührt, bin ich frei.«
Malta runzelte die Stirn. »Wenn es so einfach ist, warum hat Reyn es dann nicht getan?«
»Er wollte es tun, aber er hatte zu viel Angst. Männchen sind im besten Fall furchtsame Geschöpfe. Sie denken nur ans Fressen und Vermehren. Aber du und ich, junge Königin, wir wissen, dass es mehr gibt. Weibchen müssen rücksichtslos sein, um ihre Jungen zu schützen und die Rasse zu erhalten. Chancen muss man ergreifen. Männer dagegen bleiben zitternd im Schatten und fürchten nur ihren eigenen Tod. Wir dagegen wissen, dass nur eins zu fürchten ist: das Ende der Rasse.«
Die Worte klangen merkwürdig in Maltas
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