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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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redete dann langsam und deutlich weiter. »Sie beherrscht Malta jetzt an meiner statt.« Er hob die Hände und schlug sich gegen den Kopf. »Das Drachenweibchen ist weg. Ich fühle sie nicht mehr. Malta hat sie dazu gebracht, mich in Ruhe zu lassen.«
    »Das ist gut, Reyn«, meinte Jani tröstend. »Der Drache ist weg. Alle sind weg. Geh schlafen. Ich möchte, dass du mir morgen früh alles erzählst. Ich habe dir morgen früh auch einiges mitzuteilen.« Sie ignorierte das angewiderte Schnauben ihres ältesten Sohnes.
    Reyn holte tief Luft und seufzte dann schwer. »Du hörst nicht zu. Und du verstehst nicht. Ich bin so müde. Am liebsten würde ich schlafen. Aber ich muss zu ihr gehen. Ich muss den Drachen dazu bringen, dass er Malta in Frieden lässt. Sie wird sterben, und es ist allein meine Schuld.«
    »Reyn.« Jani setzte sich zu ihrem Sohn auf den Bettrand und warf die Decke über ihn. »Du bist betrunken und du bist müde und du redest Unsinn. Es gibt keinen Drachen. Nur einen alten Stamm. Malta ist nicht in Gefahr. Ihre Verletzung stammt von einem Unfall, und das war nicht wirklich deine Schuld. Das Mädchen wird jeden Tag stärker. Schon bald kann sie wieder aufstehen und herumlaufen. Und jetzt geh schlafen.«
    »Versuch niemals, mit einem Betrunkenen zu streiten«, murmelte Bendir, als rede er mit sich selbst.
    Reyn stöhnte. »Mutter.« Er holte tief Luft, als wollte er sprechen. Stattdessen seufzte er. »Ich bin so müde«, sagte er dann. »Ich habe so lange nicht geschlafen. Aber hör zu. Hör einfach zu. Malta ist in die Stadt gegangen, in die Kammer des Gekrönten Hahns. Geh und hole sie. Das ist alles. Bitte. Bitte tu es für mich.«
    »Natürlich. Du musst jetzt schlafen. Bendir und ich kümmern uns darum.« Sie tätschelte seine Hand und strich ihm die Locken aus der verwarzten Stirn.
    Bendir stieß angewidert die Luft aus. »Du behandelst ihn wie ein Baby!« Er nahm die Flaschen vom Tisch und ging zur Tür. Eine nach der anderen warf er sie in den Sumpf. Jani achtete nicht auf seinen Wutausbruch. Sie blieb an Reyns Bett sitzen und sah zu, wie er gegen die Müdigkeit ankämpfte, bis ihm die Augen zufielen. >Ertrunken in Erinnerungen<. Nein. Das war er nicht, nicht ihr Sohn. Es war nur das Geplapper eines Betrunkenen. Er war noch er selbst. Reyn sah sie, sah ihren Bruder. Er redete nicht mit Geistern. Er liebte ein reales Mädchen. Noch war er nicht ertrunken, und das würde auch niemals geschehen.
    Bendir kam zurück in die Kammer und nahm die Laterne vom Tisch. »Kommst du?«, fragte er sie.
    Jani nickte und folgte ihrem Ältesten. Als sie die Tür hinter sich zuzog, atmete Reyn bereits tief und gleichmäßig.
    »Und du lässt ihn in Ruhe, für immer«, forderte sie mutig.
    Das Drachenweibchen lachte. »Warum sollte ich mich noch für euer kurzes, unbedeutendes Leben interessieren, wenn ich erst einmal frei bin, Kleine? Ich werde wegfliegen und meine eigene Art suchen. Natürlich lasse ich ihn allein. Und jetzt zeige ich dir, wie es geht.«
    Malta stand in der finsteren Kammer und lehnte ihre Hände und ihre Stirn gegen den Holzstamm. Sie holte tief Luft. »Und du wirst auch meinen Vater retten.«
    »Sicherlich« , erwiderte das Drachenweibchen. »Das habe ich dir doch schon gesagt. Und jetzt lass mich frei!«
    »Woher weiß ich, dass du dein Wort hältst?«, rief Malta gequält. Entschlossener sagte sie dann: »Du musst mir etwas geben, eine Art Unterpfand.«
    »Ich gebe dir mein Wort.« Der Drache wurde allmählich ungeduldig.
    »Ich brauche mehr als das«, meinte Malta nachdenklich. Da war doch etwas gewesen. Wenn sie sich nur daran erinnern könnte. Dann fiel es ihr wieder ein. »Dein Name. Nenn mir deinen Namen.«
    »Nein.« Der Drache blieb unnachgiebig. »Aber sobald ich frei bin, bringe ich dir Schätze, von deren Existenz du dir niemals hättest träumen lassen. Diamanten, groß wie Taubeneier. Ich fliege nach Süden und bringe dir Blumen, die niemals verblühen, Blüten, mit deren Duft allein du alle Krankheiten heilen kannst. Ich werde nach Norden fliegen und dir Eis bringen, das härter ist als jedes Metall und das niemals schmilzt. Ich werde dir zeigen, wie man Schwerter daraus macht, die sogar Stein zerschneiden können. Ich fliege nach Osten und bringe dir...«
    »Nein, keine Geschichten!«, protestierte Malta. »Keine Schätze. Ich bitte dich nur darum, Reyn in Ruhe zu lassen und meinen Vater zu retten. Der Name des Schiffes ist Viviace . Du darfst das nicht vergessen. Du musst das

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