Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Wiegen der Drachen hereinbrachten. Sie zogen sie mit Seilen hinter sich her und rollten sie über Bohlen, denn draußen hatte sich der Himmel verdunkelt. Die Erde schüttelte sich, und Asche regnete dicht wie schwarzer Schnee vom Himmel. Plötzlich hörte alles auf. Sie hatte in der einen Richtung der Zeit die Grundsteinlegung des ersten Ziegels miterlebt und in der anderen Richtung die Wesen, die flohen oder im Sterben lagen. Sie wusste alles, Sie wusste nichts.
»Malta. Steh auf.«
Wer war sie? Warum sollte sie sich mehr darum kümmern als alle anderen? Sie waren letztendlich alle austauschbar. Oder nicht?
»Malta Vestrit! Erinnerst du dich? Weißt du, wie du die Tür öffnen musst?«
Beweg deinen Körper! Setz dich hin! Solch ein kurzer, ungelenker Körper. Und was für ein kurzes Leben er gelebt hatte. Wie dumm sie war. Kneif die Augen zusammen! Die Kammer ist dunkel, aber es ist so einfach, sich daran zu erinnern, wie sie einst war, voller Licht. Die Sonne schien von oben herein, und die Kristallscheiben glühten im Licht des Regenbogens. Da. Jetzt. Die Arbeit. Die Türen.
Die Kammer wies zwei Türen auf. Sie war durch das Nordportal gekommen. Es war zu klein, als dass ein Drache hindurchgepasst hätte. Die Wiegen waren durch das Südportal hereingeschleppt worden. Malta wusste zwar kaum noch, wer sie war oder warum sie hier war, aber sie erinnerte sich daran, wie die Tür geöffnet wurde. Normalerweise hatten das vier kräftige Männer erledigt. Sie dagegen würde es allein bewerkstelligen müssen. Sie ging zu dem ersten Paneel neben dem Südportal und fand den Riegel. Sie hatte kein Werkzeug, sondern hämmerte mit der Faust dagegen. Etwas darin rastete ein. Sie zog erneut an dem Riegel. Diesmal schwang er zögernd auf. Krachend brach das Paneel aus seinen uralten Angeln und polterte zu Boden. Unwichtig.
Erneut widersprachen sich ihre Erinnerungen und ihr Tastsinn. Die gut geölte Kurbel, die sie erwartet hatte, war voller Spinnweben und durchlöchert. Sie fand den Griff und versuchte ihn zu drehen. Er gab nicht nach. Oh, den Hebel. Zieh zuerst den Hebel. Sie tastete danach und fand ihn. Der polierte hölzerne Griff war verrottet, und sie spürte nur noch blankes Metall unter ihren Fingern. Sie umfasste es mit beiden Händen und zog. Es gab nicht nach.
Als sie beide Füße gegen die Wand stemmte und an dem Hebel zog, rührte er sich schließlich. Er bewegte sich ein kleines Stück und gab dann plötzlich ihrem Gewicht nach. Es ertönte ein schreckliches Knirschen aus der Wand, als Malta auf den Steinboden stürzte. Einen Moment war sie wie betäubt. Hinter dem Paneel ächzte und stöhnte es. Sie rappelte sich auf. Jetzt, die Kurbel. Nein, nein, das konnte nicht funktionieren. Erst musste der andere Hebel betätigt werden. Die Tür musste von beiden Seiten gelöst werden, bevor die Kurbeln sie anheben konnten.
Sie kümmerte sich nicht länger um ihre eingerissenen Nägel und blutenden Hände, sondern zwang das zweite Paneel auf. Dabei rieselte feuchte Erde aus der Nische in den Saal. Die Wand war eingerissen. Es kümmerte Malta nicht. Mit bloßen Fingern grub sie den Hebel frei, bis sie ihn mit beiden Händen umfassen konnte. Sie packte ihn und zog heftig daran. Er gab ein Stück nach und blieb dann stehen. Diesmal kletterte sie in die schnörkeligen Verzierungen der Wand und stellte sich auf den Hebel. Sie hüpfte, und es gelang ihr, ihn mit ihrem Gewicht noch ein Stück nach unten zu bewegen. Weit über ihrem Kopf stöhnte etwas. Malta setzte ihren ganzen Körper ein und trat mit den Füßen nach unten. Der Hebel gab nach und brach dann plötzlich ab. Sie fiel an ihm vorbei und zerriss sich an dem scharfen Metall ihre Röcke. Ihr Knie schlug auf dem Steinboden auf, und eine Weile war sie fast besinnungslos vor Schmerz.
»Malta. Steh auf.«
»Ich weiß. Mach ich.« Malta kam ihre eigene Stimme dünn und fremd vor. Sie stand auf und humpelte zu dem Paneel. Die Kurbel war auf einem Speichenrad in der Größe eines Kutschrades montiert. Es bestand aus Metall und war beinahe völlig in feuchter Erde versunken. Malta musste eine kleine Ewigkeit graben. Die Erde war kalt und nass, sie presste sich unter ihre Fingernägel und in die Ritzen ihrer Haut.
»Versuch es einfach.«
Gehorsam umschloss sie mit beiden Händen den Griff des Rades. Ihre Erinnerung sagte ihr, dass zwei Männer an dieser Kurbel und zwei auf der anderen Seite arbeiten mussten. Sie würden synchron arbeiten, um sie drehen zu
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