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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eingeschlagen«, erklärte sie den beiden. »Folgt mir.« Sie riss Kekki die Laterne aus der Hand. »Hier entlang!«, befahl sie und ging voraus. Die beiden folgten ihr auf dem Fuß. Um sie herum kreischten die Phantome mit hohen Stimmen, während sie flohen. Malta folgte der Flucht der Altvorderen. Wenn sie dieser verherr enden Katastrophe entkommen waren, gelang ihnen das vielleicht ebenfalls.

14. Der Tod der Stadt

    Der Erdstoß in den frühen Morgenstunden weckte Keffria nicht, denn sie hatte ohnehin kein Auge zutun können. In der Nacht hatte es ein kleineres Beben gegeben, das sie ignoriert hatte. Dies hier jedoch war anders. Es begann als heftiger Stoß, doch es war das lange Rumpeln, das ihm folgte, was sie alarmierte. Keffria musste sich am Bettpfosten festhalten, während sie sich hastig ankleidete. Selden würde das sicherlich für einen großen Spaß halten, aber Malta war vielleicht beunruhigt deswegen. Sie würde sofort zu ihr gehen. Und wenn sie erst einmal da war, würde sie sich dazu zwingen, Malta zu erzählen, dass sie nach Bingtown zurückging. Diesen Moment fürchtete sie. Gestern Abend war sie deshalb schon bei Malta gewesen, aber das Mädchen hatte geschlafen. Keffria brachte es nicht über sich, sie zu wecken. Die Schwellung ihrer Kopfverletzung ging zurück, aber die Haut um ihre Augen war blauschwarz angelaufen. Da Keffria wusste, dass der Schlaf der beste Heiler war, schlich sie sich auf Zehenspitzen davon.
    Die Heilerin hatte darauf bestanden, Malta in eine sonnige Kammer zu verlegen, weit oben im Baum und weit weg von Keffrias Schlafkammer. Sie würde mehrere Brücken überqueren und dann die gewundene Treppe am Stamm hinaufsteigen müssen. An diese leicht schwankenden Fußwege hatte sie sich immer noch nicht gewöhnt. Selden rannte den ganzen Tag auf ihnen herum, aber Keffria machten sie noch nervös. Wenn dort wenigstens mehr Licht herrschen würde! Aber es würde eine Weile dauern, bis die Sonne den Blätterwald um sie herum durchdrang. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und hielt sich in der Mitte des Weges. Keffria weigerte sich beharrlich, daran zu denken, wie sehr die Brücke wohl schwankte, wenn ein wei terer Erdstoß die Bäume erschütterte, während sie unterwegs war. Entschlossen vertrieb sie solche Gedanken aus ihrem Kopf. Jetzt merkte sie, dass sie nur winzige, beinahe trippelnde Schritte machte, und versuchte, wieder normal zu gehen. Als sie die Treppe erreichte, die sich um den Baumstamm wand, atmete sie erleichtert auf.
    Auf dem Weg zu Malta sagte sie sich den Text vor, mit dem sie ihrer Tochter erklären wollte, dass sie sie hier zurücklassen würde. Wenn Keffria weg war, blieb Malta nur noch Selden. Reyn wollte sie auf keinen Fall sehen. Sie gab ihm immer noch die Schuld an den unglückseligen Vorfällen. Keffria selbst hatte ihm während ihrer Fahrt flussaufwärts auf dem Kendry vergeben. Sie glaubte ihm, dass die Männer, die die Kutsche angehalten und den Satrap ergriffen hatten, ihre Befehle einfach missachtet hatten. Das sichtbare schlechte Gewissen und das Bedauern des jungen Regenwildmannes, der auf der Fahrt Wache vor Maltas Kajüte bezog, überzeugten Keffria, dass er seiner Geliebten niemals hatte schaden wollen. Vielleicht würde Malta das irgendwann auch einsehen. Doch bis dahin wollte Keffria ihren Kindern zumuten, dass sie allein blieben und nur noch sich selbst als Halt hatten. Die Zweifel, die sie die ganze Nacht geplagt hatten, kehrten zurück. Sie bog auf den Ast ab, auf dem Maltas Kammer thronte.
    Der Frau, die aus der daneben liegenden Schlafkammer trat, nickte sie kurz zu. Die Haut ihres Gesichts war von Warzen überzogen, und an Hals und Kinn wucherten Geschwüre. Tillamon, Reyns ältere Schwester, lächelte Keffria strahlend an. »Das war aber ein ziemlich heftiger Erdstoß«, meinte Keffria albernerweise.
    »Ich hoffe, dass es allen gut geht. Letzten Monat haben wir bei einem solchen Stoß zwei Brücken verloren«, erwiderte Tillamon fröhlich.
    »Meine Güte!« Keffria seufzte und hastete weiter.
    Sie klopfte an die Tür und wartete. Niemand antwortete.
    »Malta, Liebes, ich bin's«, verkündete sie und trat ein. Die Erleichterung, die sie noch auf dem Weg hierher empfunden hatte, verpuffte, als sie auf Maltas leeres Bett starrte. »Malta?« Es war albern, aber sie trat trotzdem an die Schlafstatt und hob die Decken hoch, als könnte sich ihre Tochter irgendwie darunter verstecken. Dann ging sie zur Tür und steckte den Kopf hinaus.

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