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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ludlucks aus mir gemacht haben!«, platzte es aus ihm heraus. »Es gibt ein Ich, das ich schon vorher war, und es ist genauso ein Teil von mir. Ich muss nicht der sein, den sie aus mir gemacht haben. Ich kann der sein, der ich war. Vorher.«
    Erschrockenes Schweigen folgte auf seine Worte. Amber lag immer noch in seinen Händen. Es erschreckte ihn, als sie die Hände ausstreckte und ihre behandschuhten Finger auf seine Wangen legte. »Paragon«, sagte sie leise. »Das vielleicht Größte, was man entdecken kann, ist die Freiheit zu entscheiden, wer man sein will. Du musst nicht derjenige sein, den die Ludlucks aus dir gemacht haben. Du musst nicht einmal derjenige sein, der du vorher gewesen bist. Du kannst es dir aussuchen. Wir sind alle Geschöpfe unserer eigenen Entscheidungen.« Sie strich sanft über seine Wangenknochen. Als sie an seinen Bart kam, zupfte sie spielerisch an beiden Seiten. Kaum etwas anderes hätte eine stärkere Erinnerung an die menschlichen Elemente in ihm sein können als dieser Gesichtsschmuck. Dennoch war es so, wie sie eben gesagt hatte.
    »Ich muss auch nicht das sein, was ihr wollt«, erinnerte er sie beide. Seine Hände schlossen sich um Amber. Sie war so ein unbedeutendes Spielzeug, eine Kreatur, die hauptsächlich aus Wasser bestand, das in einem Hautsack eingesperrt war. Wenn die Menschen erst einmal vollkommen begriffen, wie verletzlich sie waren, würden sie nicht mehr so kühn sein. Mit einer Hand zerriss er beinahe spielerisch ihre Sicherheitsleine.
    »Ich möchte jetzt allein sein«, sagte er zu ihr. »Ich muss über etwas nachdenken.« Er hob sie über den Kopf und fühlte, wie sie in seinen Händen steif wurde. Als sie plötzlich begriff, wie leicht er sie einfach ins Wasser werfen könnte, lächelte er. Sie wusste jetzt, was er entdeckt hatte. »Ich muss einige Möglichkeiten abwägen«, erklärte er ihr. Er schwang sie noch höher über den Kopf und hielt sie ruhig, bis sie die Reling gepackt hatte. Als er wusste, dass sie in Sicherheit war, ließ er sie los. Althea war schon da, bekam sie zu fassen und zog sie an Deck. Er hörte Altheas leise Frage: »Geht es dir gut?«
    »Mir geht es gut«, erwiderte Amber. »Sehr gut. Und ich glaube, dass es Paragon auch großartig gehen wird.«

16. Drachendämmerung

    Morgengrauen und Tageslicht waren in der Regenwildnis immer zwei ganz unterschiedliche Dinge. Dass die Sonne aufging, bedeutete wenig, solange sie nicht hoch genug stand, um durch das üppige Blätterdach des Regenwildwaldes zu dringen. Reyn Khuprus beobachtete, wie die ersten dünnen Sonnenstrahlen durch einen Spalt zwischen Erde und Kristallglas schienen. Seine Welt bestand aus dem dicken Hexenholzstamm, aus einem gewaltigen Stück der Kristallkuppel, das herabgefallen und heil geblieben war und sie jetzt schützte, und aus der Erde, die ihn umgab. Er hockte auf der Erde und lehnte an dem Stamm. Der Bogen der Kuppel hatte sie zwar vor herabfallenden Trümmern geschützt, aber der Schlamm und das Wasser stiegen unaufhörlich weiter und bedrohten sie. Das Kuppelstück hatte bisher als Damm gewirkt. Dadurch reichte der Schlamm ihnen erst bis zum Schienbein. Darauf schwamm eine dünne Schicht eiskalten Wassers. Reyn hielt Selden in den Armen und wärmte seinen hageren Körper. Trotz der Umstände schlief der Junge fest. Erschöpfung und Verzweiflung hatten ihn schließlich übermannt.
    Reyn weckte ihn nicht auf. Das blasse Licht war eine trügerische Hoffnung. Es kam aus einem schmalen Spalt in der Erde. Obwohl ein großer Teil der Kuppel bereits herabgestürzt war, stützte ein dichtes Geflecht aus Wurzeln die Erde über ihnen. Nur eine schmale, wurzelgesäumte Schneise ließ das Tageslicht herein. Selbst wenn sie sich von dem Schlamm und dem Abfall hätten befreien können, der sie umgab, wären sie dennoch nicht zu dem kleinen Loch hinaufgekommen, durch das sie hätten fliehen können.
    Während Reyn zusah, wie das Licht heller wurde, wurde ihm klar, dass sie es trotzdem versuchen mussten. Der Junge in seinen Armen würde aufwachen. Sie mussten sich hier ausgraben, auf den Hexenholzstamm steigen und um Hilfe rufen. Es würde sie dennoch keiner hören. Sie würden hier sterben, und es würde kein schneller Tod sein.
    Hoffentlich ist Malta gnädiger gestorben, dachte er.
    Selden rührte sich und hob den Kopf von Reyns Schulter. Die Gewichtsveränderung weckte die Schmerzen in Reyns Rücken. Selden gab einen fragenden Laut von sich und ließ dann den Kopf wieder gegen Reyns

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