Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Gesicht eines Piraten, der sich noch immer an das Seil klammerte. Sie hatten Glück. Der Stürzende hätte beinahe das Boot zum Kentern gebracht und warf den Mann um, der die Leine hielt. Als auch der zweite Pirat losließ und stürzte, sah Brashen seine Chance. Er sprang auf das Deck und riss den Haken los. Mit einem triumphierenden Schrei warf er ihn ins Meer. Er wirbelte grinsend herum, um sich von Althea und Clef feiern zu lassen.
Doch Altheas Gesicht war wutverzerrt, und Clef starrte immer noch benommen auf sein blutiges Messer. Brashen beugte sich vor und rüttelte an Clefs Schulter. »Denk später nach, Junge!
Jetzt komm mit!«
Seine Worte rissen den Jungen aus seiner Trance. Er folgte seinem Kapitän, der über das Deck davonstürmte. Wurde das Schiff nicht gerade schneller? Es erleichterte Brashen, dass Althea ihm nicht in den Kampf folgte. Drei seiner Leute lagen am Boden und prügelten sich mit den Piraten, als befänden sie sich in einer Wirtshausrauferei. Er sprang an ihnen vorbei und kreuzte mit einem Tätowierten die Klinge, der einen glänzenden, kahl rasierten Schädel hatte. Brashen ließ es zu, dass der Mann seinen Schlag leicht parierte, sodass er an ihm vorbeihechten und sein eigentliches Ziel aufspießen konnte: den Piraten, der soeben sein Bein über die Reling schwang. Als dieser zurücksank, musste Brashen jedoch für seine Kühnheit zahlen.
Der glatzköpfige Pirat schlug nach ihm. Brashen hätte dem Hieb fast ausweichen können, als er sich zur Seite warf. Er spürte, wie die Klinge an seinem Hemd zerrte, und hörte, wie der Stoff riss. Einen Augenblick später fühlte er einen sengenden Schmerz an seinen Rippen. Clef schrie vor Entsetzen.
Dann warf sich der Junge mitten ins Getümmel. Er stürzte geduckt vor und schlug nach den Füßen und Waden des Piraten.
Der erstaunte Glatzkopf sprang zurück, um den Stichen des Jungen zu entgehen. Brashen sprang auf und stieß sein Schwert mit beiden Händen vor. Die Klinge drang tief in die Brust des Glatzkopfes ein. Der Mann stieß gegen die Reling und kippte dann schreiend ins Meer.
Brashen und Clef hatten den magischen Kreis der Piraten durchbrochen. Die Mannschaft des Paragon stürmte vor und machte aus der Schlacht eine Prügelei. Darauf verstanden sie sich. Sie warfen sich auf die restlichen Piraten, traten sie und stampften auf ihnen herum. Brashen schleppte sich aus dem Tumult und sah sich auf dem Deck um. Die Männer in den Wanten schrien ihm zu, dass das Piratenschiff zurückfiel, seit der Paragon schneller wurde. Ein kurzer Blick zur Steuerbordseite sagte ihm, dass Lavoy und seine Leute die Angreifer dort anscheinend im Griff hatten. Zwei seiner Matrosen lagen am Boden, bewegten sich aber noch. Drei Piraten standen immer noch auf dem Deck, während ihre Kameraden unten im Boot ihnen zuschrieen, über Bord zu springen.
Schreie am Bug machten ihn auf eine weitere Entermannschaft aufmerksam. Er musste darauf vertrauen, dass Lavoy mit den Leuten achtern klarkam. Brashen lief nach vorn, Clef dicht hinter ihm. Sechs Leute hatten das Deck erklommen. Zum ersten Mal erkannte Brashen deutlich das schwarze Emblem auf ihren roten Tüchern. Es war ein Vogel mit weit gespreizten Flügeln. Ein Rabe? Kennits Zeichen? Die Männer wollten mit gezückten Schwertern zum Angriff übergehen. Aber von unten drangen die Schreie ihrer Kameraden herauf. »Hört auf! Der Käpt'n gibt uns Signal zurückzukommen!« Die Piraten standen unentschlossen da. Sie wollten offenbar nicht so leicht aufgeben, was sie sich erkämpft hatten.
Althea bedrohte sie mit einem Schwert. Brashen fluchte leise, aber wenigstens war sie klug genug, nicht zu nah an sie heranzugehen. Amber war ebenfalls da. Auch sie hielt ein Schwert in der Hand. Es sah so aus, als verstünde sie etwas davon, auch wenn sie nicht besonders aggressiv wirkte. Und ausgerechnet Lop hielt Althea den Rücken frei. Mit einem Stock. Lavoy hatte verkündet, dass er dem Mann niemals eine scharfe Waffe anvertrauen würde. Der große Kerl grinste wild und klopfte mit dem Ende des Stocks auf das Deck. Seine kämpferische Entschlossenheit schien zumindest einen Piraten nervös zu machen.
»Wir können das Schiff immer noch nehmen!«, brüllte einer der Männer vom Deck zu seinen Kumpanen hinunter. Er hielt das Schwert stoßbereit. »Kommt hoch. Sie bieten schon Weiber gegen uns auf! Zehn von uns könnten das ganze Schiff nehmen!« Er war groß, und die alte Sklaventätowierung auf seiner Wange war mit der eines
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