Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
zwang ihn, seinen Blick zu erwidern.
»Es läuft so, Kleiner«, knurrte Lavoy Sein Grinsen war zutiefst bösartig. »Du kannst uns nützlich sein und reden. Oder du kannst über die Planke gehen. Was willst du?«
Der Pirat holte Luft. »Ich gehe sowieso über die Planke, ganz gleich, ob ich rede oder nicht.« Er schluchzte beinahe, und plötzlich kam er Althea sehr jung vor.
Aber seine Antwort rief kein Mitgefühl in Lavoy wach, sondern Grausamkeit. »Dann rede. Niemand wird erfahren, dass du es getan hast, und vielleicht schlage ich dir eins über den Schädel, bevor ich dich absaufen lasse. Wo steckt dieser Kennit? Mehr wollen wir nicht wissen. Du trägst sein Zeichen. Also solltest du wissen, wo er ankert.«
Althea warf Brashen einen ungläubigen Blick zu. Es gab noch viel mehr, was sie wissen wollte. Hatte jemand von der Mannschaft der Viviace überlebt? Wie ging es Viviace? Gab es Hoffnung, das Schiff gegen Lösegeld freizukaufen? Aber Brashen sagte kein Wort. Der Gefesselte schüttelte den Kopf. Lavoy schlug ihn, nicht hart, aber der Hieb mit der flachen Hand genügte, um den Mann umzuwerfen. Bevor er sich aufrichten konnte, packte Lavoy ihn an den Haaren und zerrte ihn wieder in die sitzende Position zurück. »Ich habe dich nicht verstanden!«, zischte er ihn an.
»Wollt Ihr ihn… ?«, begann Amber wütend, aber Brashen unterbrach sie.
»Das reicht!« Der Kapitän baute sich vor dem Gefangenen auf. »Rede!«, fuhr er ihn an. »Sag uns, was wir wissen wollen, dann musst du vielleicht nicht sterben!«
Der Pirat holte bebend Luft. »Ich sterbe lieber, als Kennit zu verraten«, erwiderte er trotzig. Er befreite seinen Kopf mit einem schnellen Ruck aus Lavoys Griff.
»Wenn er lieber sterben möchte, kann ich ihm gern dabei helfen«, sagte Paragon plötzlich. Bei seinem bösartigen Unterton sträubten sich Althea die Haare. »Wirf ihn mir rüber, Lavoy. Er wird reden, bevor ich ihn ins Meer werfe.«
»Das reicht!« Althea wiederholte Brashens Worte.
Sie näherte sich dem Gefangenen und hockte sich hin, um ihm in die Augen sehen zu können. »Ich will nicht, dass du Kennit gegenüber dein Wort brichst«, sagte sie leise.
»Für was hältst du dich…!«, fuhr Lavoy sie wütend an, aber Brashen schnitt ihm das Wort ab.
»Zurück, Lavoy. Das ist Altheas Recht.«
»Ihr Recht?« Der Erste Maat klang ungläubig und wütend.
»Halt den Mund – oder verlass das Vordeck.« Brashens Tonfall blieb vollkommen sachlich.
Lavoy gehorchte, aber sein Gesicht lief puterrot an.
Althea würdigte keinen von beiden eines Blickes. Sie starrte den Gefangenen an, bis er ihren Blick erwiderte. »Erzähl mir von dem Lebensschiff, das Kennit gekapert hat. Der Viviace .«
Eine Weile sah der Mann sie einfach nur an. Dann schnaubte er verächtlich. »Ich weiß, wer du bist.« Er spie die Worte förmlich aus. »Du siehst aus wie dieser Priesterjunge. Du könntest sein Zwilling sein.« Er drehte den Kopf und spie auf das Deck.
»Du bist eine verdammte Haven. Dir sage ich gar nichts.«
»Ich bin eine Vestrit, keine verdammte Haven«, erwiderte Althea beleidigt. »Und die Viviace ist unser Familienschiff. Du hast von Wintrow gesprochen, meinem Neffen. Also ist er am Leben.«
»Wintrow. So hieß er.« Die Augen des Mannes glühten.
»Hoffentlich ist er verreckt. Er hat den Tod verdient, und keinen schnellen. Oh, er hat so getan, als wäre er nett. Er hat uns einen Eimer Salzwasser zum Waschen und einen Lappen gebracht und ist in dem schmutzigen Laderaum herumgekrochen, als wäre er einer von uns. Aber das war alles nur gespielt. Er war trotzdem die ganze Zeit der Sohn des Kapitäns. Einige Sklaven meinten zwar, wir sollten dankbar dafür sein, dass er für uns getan hat, was er konnte. Und wir hätten es ihm zu verdanken, dass wir ausbrechen konnten. Aber ich glaube, er war die ganze Zeit ein verdammter Spion. Wie sollte er sonst nach uns sehen und uns trotzdem in Ketten lassen können? Erzähl mir das!«
»Du warst Sklave auf der Viviace «, stellte Althea ruhig fest.
Das war alles. Keine Fragen, keine Widersprüche. Der Mann redete und verriet ihr mehr, als er ahnte.
»Ich war ein Sklave auf deinem Familienschiff. Ja.« Er bewegte ruckartig den Kopf, um sich die Haare aus den Augen zu schütteln. »Das weißt du doch! Sag mir nicht, dass du deine Familientätowierung nicht erkennst.«
Unwillig studierte sie sein Gesicht. Die oberste Tätowierung war eine geballte Faust. Das passte zu Kyle. Althea holte tief Luft. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher