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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kabine.
    »Herein!«, rief Brashen. Er sah von seiner Karte hoch und erwartete Lavoy oder einen anderen Matrosen mit wichtigen Nachrichten. Stattdessen kam Althea herein und baute sich vor ihm auf.
    »Ihr habt Clef nach mir geschickt, Sir.«
    Seine Laune sank schlagartig. »Stimmt«, erwiderte er und schien zunächst keine Worte finden zu können. Nach einem Moment sagte er: »Setz dich.« Sie hockte sich so steif auf den Rand des Stuhls, als hätte er es ihr befohlen. Sie saß da und sah ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. Kapitän Ephron Vestrit hatte es immer verstanden, ihn zum Wegsehen zu zwingen.
    »Wenn dein Vater mich so angesehen hat, wenn wir allein waren, dann wusste ich, dass mir ein Tadel bevorstand, der sich gewaschen hatte.«
    Als er Altheas verblüffte Miene sah, begriff er, dass er die Worte laut ausgesprochen hatte. Er war entsetzt und musste gleichzeitig den heftigen Impuls unterdrücken, über ihren Gesichtsausdruck zu lachen. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Also, warum sagst du es nicht einfach«, fuhr er ruhig fort, »damit wir es hinter uns haben?«
    Sie starrte ihn böse an. Er fühlte, wie der Druck sich in ihr aufbaute. Seiner Einladung konnte sie kaum widerstehen. Er wappnete sich, als sie tief Luft holte, um ihn anzubrüllen. Dann stieß sie überraschenderweise den Atem wieder aus. Ruhig, beherrscht und etwas zittrig antwortete sie: »Das steht mir nicht zu, Sir.«
    Sir. Sie wollte es formell halten, aber er konnte ihre Spannung fühlen. Brashen stachelte sie noch mehr an. Er wollte unbedingt die Luft zwischen ihnen reinigen. »Ich glaube, ich habe dir gerade die Erlaubnis erteilt. Etwas bekümmert dich.
    Was?« Als sie unbeirrt schwieg, wurde er selbst wütend. »Red endlich!«, fuhr er sie an.
    »Gut, Sir.« Sie stieß die Worte zwischen den Zähnen hervor, und ihre schwarzen Augen blitzten. »Es fällt mir schwer, meine Pflichten zu erfüllen, wenn mein Kapitän mich offensichtlich nicht respektiert. Du demütigst mich vor der Mannschaft und erwartest dann noch, dass meine Wache gut funktioniert. Das ist nicht richtig, und es ist nicht fair.«
    »Was?« Brashen wurde plötzlich fuchsteufelswild. Wie konnte sie so etwas sagen, nachdem er sie als eine gleichwertige Partnerin bei der Arbeit akzeptiert hatte, ihr seine privaten Pläne anvertraut und sie sogar um Rat gefragt hatte, was das Beste für das Schiff wäre! »Wann hätte ich dich jemals vor der Mannschaft ›gedemütigt‹?«
    »Bei dem Kampf«, knurrte sie. »Ich habe mein Bestes gege ben, die Enterer zurückzuschlagen. Du hast nicht nur eingegriffen, sondern auch noch gesagt: ›Geh zurück. Bleib in Sicherheit.‹« Ihre Stimme wurde lauter. »Als wäre ich ein Kind, das du beschützen musst. Als wäre ich weniger fähig als Clef, den du an deiner Seite hattest!«
    »Das habe ich nicht getan!«, verteidigte er sich. Dann sah er, wie die blanke Wut auf ihrem Gesicht aufflackerte. »Habe ich das getan?«
    »Allerdings«, antwortete sie kalt. »Frag Clef. Er erinnert sich bestimmt noch.«
    Brashen schwieg. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er solche Worte ausgesprochen hatte, aber er erinnerte sich an seine Angst, als er Althea mitten im Kampfgetümmel gesehen hatte. Hatte er es gesagt? Die Schuldgefühle lasteten schwer auf ihm. In der Hitze des Gefechts und aus Angst… Vermutlich hatte er es gesagt. Er stellte sich vor, wie sehr er ihren Stolz verletzt und ihr Selbstvertrauen angeschlagen hatte. Wie konnte er so etwas mitten in einem Gefecht zu ihr sagen und dann noch erwarten, dass sie sich selbst respektierte? Er hatte ihren Zorn verdient. Langsam befeuchtete er seine Lippen. »Ich denke, ich habe es gesagt. Es war falsch. Entschuldige.«
    Er sah sie an. Seine Entschuldigung hatte sie überrumpelt. Sie blickte ihn fassungslos an. Er hätte in ihren schwarzen, großen Augen versinken können. Er schüttelte unmerklich den Kopf und zuckte leicht mit den Schultern. Sie musterte ihn weiter schweigend. Die Ehrlichkeit seiner Entschuldigung ließ seine Zurückhaltung ihr gegenüber zerbröckeln. Er kämpfte verzweifelt um seine Beherrschung. »Ich habe großes Vertrauen in dich, Althea. Du hast an meiner Seite gestanden, und wir haben die Presser in Candletown und Seeschlangen bekämpft… Wir haben dieses verdammte Schiff gemeinsam wieder zu Wasser gelassen. Aber während des Kampfes, da habe ich einfach…«
    Es schnürte ihm die Kehle zu. »Ich kann nicht«, sagte er plötzlich. Er legte seine Hände mit

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