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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ging zur Tür. »Ich bin immer noch bereit«, sagte Brashen abschließend, »dieses Gespräch als Privatangelegenheit zu behandeln. Ich schlage vor, dass du das auch tust.«
    »Sir.« Das war keine Zustimmung, sondern kaum mehr als die Kenntnisnahme, dass Brashen gesprochen hatte. Die Tür fiel hinter dem Mann ins Schloss.
    Brashen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Rücken schmerzte vor Anspannung. Er hatte keine Probleme gelöst, sondern sich nur etwas Zeit verschafft. Er schnitt eine Grimasse. Bei seinem Glück konnte er vielleicht alles so lange zusammenhalten, bis die Mannschaft in Divvytown auseinanderbrach.
    Er dachte eine Weile an seine letzte Aufgabe in dieser Nacht.
    Er hatte bereits mit Paragon gesprochen und Lavoy zur Rede gestellt. Jetzt musste er nur noch die Angelegenheit mit Althea bereinigen, aber der Spott des Schiffs kam ihm in den Sinn.
    Ihre Wut ist so groß, dass ich sie ständig spüren kann. Er wusste genau, was das Schiff meinte, und zweifelte auch nicht daran, dass diese Worte stimmten. Er versuchte, den Mut zu finden, Althea sofort zu sich zu rufen, doch dann beschloss er, bis zum Ende ihrer Wache zu warten. Das war besser.
    Er ging zu seiner Koje, zog die Stiefel aus, knöpfte sein Hemd auf und warf sich auf das Laken. Er schlief jedoch nicht, sondern versuchte, über Divvytown nachzudenken und darüber, was er dort anfangen sollte. Das Gespenst von Altheas kalter Wut stand drohender vor ihm als der Schatten jedes beliebigen Piraten. Er fürchtete diese Begegnung, aber nicht wegen der Beschimpfungen, die sie ihm an den Kopf werfen könnte. Sondern deshalb, weil er diese Gelegenheit herbeisehnte, um endlich mit ihr allein sein zu können.
    Der Regen war ekelhaft und durchdringend, aber der Wind, der ihn trieb, war stetig. Althea hatte Cypros ans Ruder gestellt.
    Diese Aufgabe verlangte kaum mehr, als dazustehen und es festzuhalten. Jek hielt auf dem Vordeck Ausguck. Der Regen hatte vielleicht lockere Holzstämme von den Inseln ringsum freigespült. Jek hatte ein scharfes Auge für solche Hindernisse und konnte den Rudergänger rechtzeitig davor warnen. Paragon bevorzugte Jek vor allen anderen Matrosen ihrer Wache.
    Obwohl Brashen allen verboten hatte, mit der Galionsfigur zu reden, hatte Jek den Dreh heraus, wie sie eher kumpelhaft als vorwurfsvoll schweigen konnte.
    Während Althea über das Deck ging, dachte sie über ihre Probleme nach. Brashen gehört nicht dazu, wiederholte sie halsstarrig. Es war ihr größter Fehler gewesen, sich von einem Mann von ihren wahren Zielen abbringen zu lassen. Da sie jetzt seine wahre Meinung über sie kannte, konnte sie ihn beiseite schieben und sich vollkommen darauf konzentrieren, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sobald sie aufhörte, über ihn nachzudenken, wurde alles klarer.
    Seit dem Kampf hatte Althea die Erwartungen an sich hochgeschraubt. Es spielte keine Rolle, dass Brashen sie für unfähig und schwach hielt, solange sie ihren eigenen hohen Maßstab erfüllte. Sie konzentrierte sich jetzt vollkommen auf das Schiff und sorgte dafür, dass es perfekt lief. Sie hatte sogar die Disziplin ihrer eigenen Mannschaft verstärkt. Und zwar nicht durch Hiebe und Schreie wie Lavoy, sondern einfach, indem sie darauf beharrte, dass jede Aufgabe genau so ausgeführt wurde, wie sie es anordnete. Sie hatte bald sowohl die Schwächen als auch die Stärken ihrer Matrosen herausgefunden. Semoy war nicht schnell, aber er kannte sich sehr gut mit Schiffen aus und wusste, wie sie funktionierten. Auf dem ersten Abschnitt der Reise hatte er sehr stark darunter gelitten, dass man ihn von seiner geliebten Flasche trennte. Lavoy hatte den alten Mann als ein nutzloses Ärgernis mit zittrigen Händen in ihre Wache versetzt. Aber seit Semoy durch sie seine Standfestigkeit wieder gefunden hatte, bewies er, dass er eine Menge von Takelage und Tauen verstand. Lop war schlicht gestrickt und konnte weder Entscheidungen treffen noch Stress ertragen, aber er war schier unermüdlich, wenn es um die immer wiederkehrenden Pflichten auf dem Schiff ging. Jek dagegen war das glatte Gegenteil. Sie war schnell und genoss Herausforderungen, aber sie war auch ebenso rasch gelangweilt und wurde bei Arbeiten achtlos, die sich häufig wiederholten. Althea bildete sich einiges darauf ein, dass sie die Matrosen ihrer Wache mittlerweile vorzüglich auf ihre Aufgaben eingeschworen hatte. Sie hatte schon seit einigen Tagen niemanden mehr kritisieren müssen.
    Also hatte Brashen

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