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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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anmerken, ob er diese Nachricht hereingeschmuggelt hatte. Es musste jemand aus der Dienerschaft gewesen sein. Diener konnte man einfach zu leicht bestechen.
    Sie hatte sich lange mit der Antwort gequält. Einen ganzen Tag hatte sie für diese Entscheidung gebraucht. Als sie schließlich ihre Nachricht aufgesetzt hatte, fragte sie sich, ob es vielleicht schon zu spät war. Sie wusste, dass ihre Botschaft überbracht worden war. Warum hatte er nicht geantwortet?
    War sie vielleicht zu zurückhaltend gewesen? Mingsleh jedenfalls war geradeheraus. Der Handel, den er so kühn vorgeschlagen hatte, verblüffte sie so, dass sie kaum dem Gespräch mit den Händlern hatte folgen können. Mingsleh versicherte sie zunächst seiner Loyalität ihr und dem Satrapen gegenüber, den sie repräsentierte. Dann erging er sich in Beschuldigungen gegen die, die nicht so loyal waren. Er nahm kein Blatt vor den Mund, als er enthüllte, dass »verräterische Neue Händler« vorgehabt hatten, den Satrapen vor Davads Haus zu entführen. Ja, sie genossen sogar die Unterstützung von Adligen aus Jamaillia und chalcedeanischen Söldnern, die in ihren Diensten standen.
    Aber der Plan war fehlgeschlagen. Die Chalcedeaner, die Bingtown überfallen hatten, verrieten ihre Auftraggeber, um stattdessen schnelle Beute zu machen. Und die jamaillianischen Adligen, die sie unterstützt hatten, waren jetzt selbst Opfer der Unruhen.
    Einige verräterische Narren behaupteten, dass die jamaillianischen Verschwörer eine Flotte aufstellen würden, die ihnen helfen und ihre Kontrolle über Bingtown sicherstellen sollte.
    Mingsleh hielt das für äußerst unwahrscheinlich. Die Traditionalisten in Jamaillia-Stadt waren viel mächtiger, als die Verschwörer angenommen hatten. Die Verschwörung war kläglich gescheitert, sowohl in Bingtown als auch in Jamaillia – dank ihres, Serillas, Eingreifen. Alle hatten gehört, wie kühn sie den Satrapen gerettet hatte. Die Gerüchte besagten, dass der Satrap jetzt sicher unter den Fittichen der Vestrit-Familie wäre.
    In der fein säuberlich geschriebenen Botschaft erklärte Mingsleh weiter, dass er und andere ehrliche Neue Händler mit allen Mitteln versuchen wollten, ihre Namen rein zu waschen und ihre Investitionen in Bingtown zu retten. Ihre kühne Erklärung, dass Davad Restate nicht des Verrats an dem Satrapen oder an Jamaillia schuldig wäre, hatte sie ermutigt. Wenn Davad jedoch des Verrats nicht schuldig war, dann legte schlichte Logik nahe, dass dies auch für seine ehemaligen Geschäftspartner gelte. Diese ehrlichen, aber falsch beurteilten Neuen Händler wollten unbedingt einen Frieden mit den Bingtown-Händlern schließen und so ihre Loyalität zu der Satrapie deutlich machen.
    Dann machte er ihr sein Angebot. Die, wie er sie nannte, »loyalistischen« Neuen Händler wollten, dass Serilla für sie mit dem Bingtown-Konzil verhandelte. Aber zuerst müsse sie sich von dem »hitzköpfigen, blutbesudelten« Roed Caern lossagen. Nur dann würden sie mit ihr verhandeln. Im Gegenzug würden Mingsleh und die anderen loyalen Neuen Händler ihr eine Liste zukommen lassen, die all die Neuen Händler aufführte, die das Komplott gegen den Satrapen geschmiedet hatten. Die Liste würde zusätzlich die Namen von hoch stehenden jamaillianischen Verschwörern enthalten, wie auch die der chalcedeanischen Lords, die in die Sache verwickelt waren. Er wies ziemlich unverblümt darauf hin, dass eine solche Liste ein Menge Geld wert war, wenn man sie geheim hielt. Eine Frau, die solche Informationen besaß, konnte den Rest ihres Lebens gut und unabhängig leben, ob sie nun in Bingtown bleiben oder nach Jamaillia zurückkehren würde.
    Jemand hatte Mingsleh offenbar sehr gründlich über sie ins Bild gesetzt.
    Als sie schließlich antwortete, war sie zurückhaltend gewesen. Sie sprach ihn nicht mit Namen an und hatte auch nicht persönlich unterschrieben. Auf dem einfachen Blatt Papier hatte sie nur nachdrücklich erwähnt, dass sie sein Angebot interessant und bedenkenswert fand. Zudem hatte sie angedeutet, dass einige ihrer »augenblicklichen Verbündeten« an solchen Verhandlungen sicher interessiert wären. Würde er die Zeit und einen Platz bestimmen, an dem man sich treffen konnte?
    Während sie diese Nachricht schrieb, hatte sie sich zu kühler Logik gezwungen. Bei dieser Art von Verhandlungen spielten Wahrheit und Ethik keine große Rolle. Es galten nur Haltung und Pose. Das hatte ihr der Alte Satrap beigebracht. Jetzt versuchte

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